Freitag, 20. Januar 2012

Kommentar zu dem Interview mit dem algerischen ehemaligen Beobachter der AL in Syiren, Herrn Anwar Malek:

Bezug: Interview im "Standart": http://derstandard.at/1326503020960/Syrien-Arabischer-Beobachter-Man-hat-gedroht-mir-die-Kehle-durchzuschneiden

“Seit sein Wagen in der syrischen Protesthochburg Homs von Heckenschützen unter Beschuss genommen wurde”
Wann war das? Wer saß noch in dem Wagen? (Hä? Hatte die Arabische Liga nicht erklärt, Malek sei in Homs gar nicht aus seinem Hotelzimmer raus gekommen? – Na ja, aber gut. Irgendwie wird er ja schließlich erst mal dahin gekommen sein …)

“Um es auf den Punkt zu bringen: ein einziges großes Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Häuser wurden mit schweren Waffen beschossen, großen Bomben, die aber auch gegen Frauen, Kinder und Alte eingesetzt werden. Den Leuten fehlt es an Nahrung, jeden Tag werden zumindest 15 Menschen umgebracht. Ich habe Leichen gesehen, die schlimme Folterspuren aufwiesen, das hat mich am meisten schockiert.”
Hm. Und von welcher Seite ging diese Gewalt aus? Das ist aus diesem Absatz nicht ersichtlich. “Den Leuten fehlt es an Nahrung” – ja, sicherlich. Die Frage ist, warum. Es gibt ständig Berichte über ermordete Bauern. Erst am 15.01. sind wieder zwei Kartoffelhändler überfallen worden. Einer ist tot, der andere konnte sich retten – und den Vorfall erzählen. “Jeden Tag werden zumindest 15 Menschen umgebracht.” Nun, ich habe eine Statistik der gefallenen Soldaten – das sind an ausreichend vielen Tagen mehr als 15 Leute. “Ich habe Leichen gesehen, die schlimmste Folterspuren aufwiesen.” Es gibt auch Berichte von grausamen Folterungen durch die “Opposition”. Die Botschafter haben entsprechende Berichte von Einwohnern verschiedener syrischer Städte zum Teil schriftlich überreicht bekommen. “Häuser wurden mit schweren Waffen beschossen, großen Bomben” – von der “gut bewaffneten Opposition”, von der Frau Clinton gesprochen hat? Die sogar in der Lage ist, Panzer zu zerstören?
=> Was soll uns also dieser Abschnitt sagen?

“Unsere Chauffeure und die Mitarbeiter der Hotels, in denen wir wohnten, waren allesamt Geheimdienstleute.”
Entschuldigung, aber: Ist der Mann so naiv oder will man uns hier für dumm verkaufen? In welchem Land der Welt wäre das anders?? Hat der Mann erwartet, mit dem Taxi durch Homs zu fahren? Oder in irgendeinem Hotel abgesetzt zu werden mit Mitarbeitern von der Straße ? Hat der überhaupt irgendeine Vorstellung von Sicherheitsdienst? Oder ist das nur für den dummen deutschen Leser gemacht, der denkt, jeder x-beliebige könnte einfach mal so einem Diplomaten eine Cola reichen? Hat jemand eine Ahnung, was für ein Aufwand in Deutschlang betrieben wird, wenn hier eine Weltmeisterschaft stattfindet? Da wird jeder, der auch nur mit einer fünfprozentigen Chance mit den Leuten irgendwann in Kontakt kommen könnte, schon Wochen vorher überprüft und durchgecheckt! Und dabei handelt es sich “nur” um eine friedliche Sportveranstaltung. Um wieviel genauer muss man die Leute aussuchen, wenn es wie im Falle Syriens um Leben und Tod geht! Wie gesagt: Entweder ist der Mann vollkommen naiv, oder das war ein Riesenbeitrag zur Volksverdummung.

“Am Morgen des 5. Jänner habe ich auf Facebook über meine Beobachtungen geschrieben”
Ein Beobachter, der neutrale Untersuchungen durchzuführen und diese noch nicht mal abgeschlossen hat, veröffentlicht sie auf FACEBOOK ?!? Wie professionell ist das denn?

“Danach erhielt ich die erste Morddrohung, insgesamt waren es alleine an diesem Tag mehr als zehn.”
Das einzige, was mich daran überrascht, ist, dass er davon überrascht gewesen zu sein scheint. Womit hat er gerechnet, wenn er Interna ausplaudert? Wobei jetzt natürlich interessant wäre, was er geschrieben hat. Je nachdem wäre dann auch vielleicht einschätzbar, von welcher Seite die Morddrohungen kamen – wenn sie denn echt waren.

“Gleich nachdem wir losgefahren sind, wurden wir vor einer Brücke in Baba Amr (Stadtteil von Homs, Anm.) aufgehalten, und Heckenschützen haben unser Auto unter Beschuss genommen.”
Und welcher Seite gehörten die an?

“Zwei unserer Sicherheitsleute wurden verletzt”
Aha. Wenn man nicht davon ausgeht, dass die Regierung systematisch ihre eigenen Leute beseitigt (siehe oben: alle Fahrer waren vom Geheimdienst), kann man sich denken, wer die Heckenschützen waren.

“In Damaskus angekommen, wurde meine Kündigung ohne große Worte akzeptiert”
Nun, die Kündigung wird er wohl bei der AL eingereicht haben und nicht bei der Regierung Syriens. Es verwundert mich nicht, dass eine Organisation, die neutrale Beobachter auf eine Mission schickt, die Kündigung eines Mitgliedes annimmt, das seinen Mund nicht halten kann. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Sache eher anders herum verlaufen ist und man ihm nahegelegt hat, aufzuhören. Was würde eigentlich bei der Kripo passieren, wenn irgendein Polizist während laufender Ermittlungen Ermittlungsergebnisse (welcher Art auch immer) in´s Internet stellen würde?

“Die Arabische Liga hat mir mein Visum für Ägypten verweigert”
DAS finde ich eine sehr interessante Aussage. Die AL ist nun wirklich in den letzten Wochen und Monaten nicht sonderlich syrienfreundlich aufgetreten. Und dann verweigert sie einem Mitglied ihrer eigenen Kontroll-Komission ein Visum nach Ägypten ?!? DER Hintergrund würde mich wirklich interessieren!

“also rief ich einen Freund in Doha an, der mir ein Visum für Katar besorgte”
Das hat er bestimmt leicht bekommen.

Der “Mundhalte-Absatz” ist – nun ja. (Er verlässt das Haus nicht, aber gibt dem “Standart” ein solches Interview?!)

“Ich habe den Direktor angerufen, aber er wollte nicht mit mir sprechen.” (Bezug auf AL)
siehe oben. Äußerst interessant!

“Sein Büroleiter hat mir ausgerichtet, ich solle erst einmal meine orange Dienstkleidung und die weiße Mütze zurückgeben, die sie uns für die Mission in Syrien gegeben haben.”
Nun, irgendwie ist diese Forderung doch verständlich, oder? Eigentlich hätte er die seinem Vorgesetzten in Syrien schon abgeben müssen.

“Außerdem hätte ich mich schlecht verhalten, weil ich mich an die Medien gewandt habe.”
Stimmt. Siehe Kommentar oben. Als neutraler Beobachter hat man seinen Mund zu halten und ausschließlich seinem Auftraggeber Bericht zu erstatten. Doch wohl MINDESTENS so lange, bis die Mission zu Ende ist!

“Ich wurde vom Arabischen Komitee für Menschenrechte hier in Paris ausgewählt”
Das bestätigt die Angaben des algerischen Außenministers, dass Malek nicht von der algerischen Regierung geschickt worden ist, sondern einer NGO angehört. Kennt jemand dieses “Arabische Komitee für Menschenrechte” in Paris?

“Das Problem war, dass die meisten meiner Kollegen von ihren jeweiligen Regierungen ausgewählt worden sind und weder mit den Medien sprechen noch die Mission verlassen dürfen.”
siehe oben.

“Jeden Tag mussten sie ihrer Regierung Bericht erstatten und danach der Arabischen Liga.”
Das ist doch eine sehr nachvollziehbare Forderung – sowohl von Seiten der Regierungen als auch von Seiten der AL.

“Das Problem ist der Chef der Mission, General al-Dabi, der dem syrischen Regime nicht zur Last fallen will und dem die Beziehungen seiner Regierung zu Syrien wichtiger sind. Die übrigen Mitglieder der Mission brauchen keine Ausbildung, es liegt nicht an ihnen.”
Ja, davon redet man, seit die “Oppostion” beschlossen hat, diese Mission zu diskreditieren (obwohl man sie anfangs begrüßt hatte). Aber wenn man diese zwei Sätze liest, hat man das Gefühl, der Herr al-Dabi hätte eigentlich auch alleine fahren können. Weil er nämlich der einzige ist, der etwas sieht, hört und weiterleitet. Alle anderen dürfen offensichtlich den Mund gar nicht aufmachen und werden auch nicht nach ihrer Meinung befragt (werden) – dann hätten sie doch eigentlich auch gar nicht erst geschickt werden müssen, oder? Oder haben die alle Angst vor Herrn al-Dabi und plappern nur das nach, was er sagt? Egal, aus welchem Land sie kommen? Dann hat der Herr in der kurzen Zeit aber großen Einfluss gewonnen!

“Es gibt keine Lösung”

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