Sonntag, 5. Februar 2012

Bericht aus Homs

“Ich bin ein syrischer Arzt, der jetzt gerade aus Homs diese Saetze schreibt. Habe in Marburg studiert und bin 2003 nach Homs zurueck. Ich sehe jeden Tag mehr Leichen als waehrend meines ganzen Studiums in Deutschland. In Homs ist es nicht mehr weit bis das Blut bis zu den Knieen reicht. Das haben wir frueher immer gesagt, wenn wir darueber gesprochen haben was passieren wird, wenn die radikalen Moslems das Sagen haben. Jetzt bekommen ich und meine Freunde recht. Ich bin auf dem Papier Sunnit, aber meine Familie ist nicht radikal, eher modern ausgerichtet.
Hier sterben im Moment, zumindest in meinem Krankenhaus, mehr Opfer der Bewaffneten als Opfer der Armee oder Sicherheitsleute. Viele von uns haben aber den Uberblick verloren. Inzwischen kannst du von deinem Nachbarn ermordet werden. Nie haette ich das vorher geglaubt, von meinem Syrien.
Die Zeitungen und Fernsehsendungen bei euch scheinen schoen in diesem Krieg mitzumachen, vielleicht nicht mit Gewaehren aber mit Worten und Luegen. Ich bin sehr enttaeuscht darueber. Haette ich nie gedacht. Das war eigentlich die Aufgabe der USA.
Seit Tagen reden meine Familie und meine Freunde darueber was passieren wird, wenn Assad und seine Leute fallen.
Dann werden fuer die naechsten 100 Jahre keine Allauiyi, Christen oder sonst wer ausser radikale Sunniten in die Regierung kommen. Und wenn du auf den Strassen was gegen sie sagst, wirst du genau so verhaftet und gefoltert oder gleich getoetet werden. Schwimmen in Tartus wird ganz verboten oder nur noch voll bekleidet erlaubt sein. Wird das besser sein, als mein altes Syrien? Wir sagen nein. Es wird viel schlimmer werden. Aber die Zeitungen bei euch werden sich dann dafuer nicht mehr interessieren und eure Politiker sowieso nicht.” 


Quelle: http://www.sarsura-syrien.com/libyen-hilfsorganisationen-legen-arbeit-nieder-5881.html#comment-32245

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