"Der gleiche Trick, um einen Krieg zu erzwingen, wie mit den Babys 1990 in Kuwait und 1999 in Racak?
Während die Erschütterung über die Tragödie in Houla
rund um die Welt geht, veröffentlicht die BBC einen Bericht mit einem
grauenvollen Bild von Kinderleichen, die reihenweise auf Bestattung
warten … Aber ist das nicht der Irak nach dem Sturz von Saddam?
Der
Photograph Marco di Lauro, der das Bild geschossen hatte, das die BBC
aufgegriffen hat, sagt, er sei «fast vom Stuhl gefallen», als er das
Bild auf der Website des Senders entdeckte und als Bildunterschrift las:
«Photo eines Aktivisten. Man nimmt an, dass dieses Bild – das nicht von
unabhängiger Seite überprüft werden kann – die Leichen von Kindern in
Houla zeigt, die auf Bestattung warten.»
Tatsächlich wurde das Bild
am 27. März 2003 aufgenommen. Es zeigt einen irakischen Jungen, der über
Dutzende weisser Leichensäcke springt, die Skelette enthalten, welche
man in einer Wüste südlich von Bagdad gefunden hatte. Das Bild, das auf
Marco di Lauras Website veröffentlicht ist, gehört zu seinem Bericht
«Irak, die Nachwirkungen von Saddam».
Marco di Lauro arbeitet als
Photograph für die Bildagentur Getty Images, seine Arbeiten sind in ganz
Europa und den USA erschienen. Das Indiz, dass BBC sein Bild aus dem
Internet und nicht aus offiziellem Bestand nahm, beunruhigt ihn
allerdings etwas.
«Was mich wirklich überrascht, ist, dass ein
Nachrichtenunternehmen wie die BBC die Quellen nicht überprüft und
bereit ist, irgendein Bild, das ihm von irgend jemandem geschickt wurde,
zu veröffentlichen: Aktivist, Bürger oder wer auch immer. Das ist
alles», sagte der Photograph gegenüber dem «Daily Telegraph».
«Jemand nutzt die Bilder von jemand anderem für gezielte Propaganda», fügte er an.
Ein
Sprecher der BBC sagt, das Bild, welches die Geschichte «Das Massaker
in Syrien wird verurteilt, während die Empörung wächst» von Sonntagabend
illustriert, sei «sofort» entfernt worden, nachdem die Quelle
identifiziert wurde. «Wir waren uns bewusst, dass das Bild nach den
jüngsten Greueltaten in Syrien in den heutigen frühen Morgenstunden weit
herum im Internet zirkulierte. Wir haben es mit einem klaren Disclaimer
(Haftungsausschluss) verwendet und haben darauf hingewiesen, dass es
nicht von unabhängiger Seite überprüft worden sei», ergänzte er.
Die
Worte über Informationen, «die nicht von unabhängiger Seite überprüft
werden können», sind zum Markenzeichen der Berichterstattung über den
seit 14 Monaten dauernden Konflikt in Syrien geworden. Bevor der
Uno-Sondergesandte Kofi Annan seinen Friedensplan in das unruhige
arabische Land brachte, blieb die syrische Regierung sehr zurückhaltend,
was die Öffnung ihrer Grenzen für die meisten ausländischen
Journalisten betraf."
Quelle: http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=872
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