"Als
Reaktion auf die eskalierenden Drohungen der USA und ihrer Verbündeten
aus der Region simuliert Syrien in Militärmanövern eine Invasion.
Die
groß angelegte Übung, die am Samstag begann, simuliert die Reaktion auf
äußere Aggressionen und besteht aus Übungen von Luft- und Bodentruppen,
es werden außerdem scharfe Raketen abgefeuert.
Verteidigungsminister
Dawood Rajiha erklärte, die Marinekräfte hätten „ein hohes Niveau an
Kampfausbildung und der Fähigkeit gezeigt, die Küsten Syriens gegen
mögliche Aggressionen zu verteidigen.“
Die Türkei hat nach dem
Abschuss eines Aufklärungsflugzeuges vom Typ Phantom-4 am 22. Juni
wiederholt Kampfflugzeuge aufsteigen lassen und zusätzliche Truppen an
die Grenze verlegt. Immer häufiger überschreitet die Freie Syrische
Armee von der Türkei aus die Grenze, und an der Grenze zum Libanon gibt
es häufig Kämpfe.
Die syrische Nachrichtenagentur SANA erklärte,
das syrische Militär habe am Freitag Versuche von bewaffneten Gruppen
vereitelt, von der Türkei und dem Libanon ins Land einzudringen, bei
einem der Zusammenstöße habe es bei den eindringenden Kämpfern „dutzende
von Toten und Verletzten“ gegeben.
SANA fügte hinzu, in der
Provinz Idlib konnte verhindert werden, dass eine Gruppe von Bewaffneten
aus der Türkei in die Region Harim eindringen konnte, dabei kam es zu
mehreren Toten.
Am Samstag wurden angeblich nordlibanesische
Dörfer von Syrien aus von Mörserfeuer getroffen, dabei kam es zu einer
unklaren Zahl von Todesopfern. Der Norden des Libanon ist bekannt als
Basis für Kräfte, die die Regierung von Bashar al-Assad bekämpfen, und
das Land ist dabei, sich schnell in zwei Lager aufzuspalten, genau wie
Syrien selbst.
Im Libanon werden von den USA, Saudi-Arabien,
Katar und der Türkei bewaffnete sunnitische Milizen aufgebaut und
ausgerüstet, die sowohl gegen Assad in Syrien als auch gegen die
Regierung von Premierminister Najib Mikati kämpfen sollen, die von der
Hisbollah unterstützt wird und mit dem Iran und Syrien verbündet ist.
Der
ehemalige Premierminister Saad Hariri verurteilte die Regierung Mikati
für ihr Schweigen über die Toten vom Wochenende und erklärte, sie sei
„überhaupt ernannt worden, um solche Verbrechen zu erleichtern.“
Der
Chef des Parlamentsblocks Zukunftsbewegung Fouad Siniora bezeichnete
die Regierung als „Mittäter der Hintermänner der Verbrechen und Morde.
Die Zeit ist reif für eine Regierung der Rettung, bevor es zu spät ist.“
Am Freitag fand in Paris ein Treffen der Freunde Syriens statt. China und Russland boykottierten es wieder einmal.
Am
vergangenen Wochenende war bei einem Treffen in Genf ein Übergangsplan
für Syrien ausgearbeitet worden, in dem die Forderung nach Assads
Rücktritt als Vorbedingung für eine Übergangsregierung nicht erhoben
wurde. Moskau und Peking sind gegen diese Forderung, während Washington
darauf besteht.
Die USA und ihre Verbündeten behaupteten in
Stellungnahmen, Russland habe die Notwendigkeit von Assads Rücktritt
akzeptiert – damit lösten sie einen erhitzten diplomatischen Streit aus,
der in Paris eskalierte.
Der russische Außenminister Sergei
Lawrow sagte später, einige westliche Länder hätten Moskau darum
gebeten, dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad Exil anzubieten,
angeblich war dies zuerst am 1. Juni von Kanzlerin Angela Merkel bei
Gesprächen mit Präsident Wladimir Putin vorgeschlagen worden.
„Unsere
Seite hielt das für einen Witz und antwortete mit einem Witz: ‚Wie wäre
es, wenn Sie, Deutschland, Assad nähmen?‘“, erklärte Lawrow auf einer
Pressekonferenz mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle.
Er war sehr überrascht, als die Idee bei dem Treffen in Genf wieder aufgegriffen wurde.
In
Paris drängte US-Außenministerin Hillary Rodham Clinton die Teilnehmer
dazu, Russland und China dafür „bezahlen zu lassen“, Assad geholfen zu
haben.
„Ich bitte Sie darum, auf Russland und China zuzugehen,
sie nicht nur dazu zu drängen, sich nicht mehr herauszuhalten und die
gerechtfertigten Forderungen des syrischen Volkes zu unterstützen,
sondern es einzufordern“, erklärte sie. „Ich glaube nicht, dass Russland
und China denken, es kostet sie etwas, für das Assad-Regime
einzustehen. Das wird sich nur ändern, wenn jedes Land, das hier
vertreten ist, direkt und dringlich klarstellt, dass Russland und China
dafür zahlen müssen.“
Der Premierminister von Katar Sheich Hamad
bin Jassim al Thani forderte, auf den UN-Sicherheitsrat zu verzichten.
„Wir sind bereit, jede Anstrengung zu unternehmen, um das syrische Volk
aus seiner Tragödie zu erlösen.“
Am Samstag erklärte der
UN-Sonderbotschafter Kofi Annan in einem Interview mit Le Monde, die
Bestrebungen, eine politische Lösung für die eskalierende Gewalt in
Syrien zu finden, seien gescheitert. Clinton nahm seine Bemerkungen zum
Anlass, ihre Angriffe zu verschärfen. In Japan erklärte sie, Annans
Erkenntnis, dass sein Friedensplan scheitert, solle ein „Weckruf an
alle“ sein.
Sie erklärte, Assads Tage seien gezählt. „Je eher die
Gewalt beendet und ein politischer Übergangsprozess begonnen werden
kann, desto eher werden nicht nur weniger Menschen sterben, sondern auch
der syrische Staat vor einem katastrophalen Angriff bewahrt werden, der
für Syrien und die ganze Region sehr gefährlich werden könnte.“
Zwar
erklärten alle Medien, mit dem „katastrophalen Angriff“ seien die
Angriffe der Opposition gemeint, aber die unterschwellige Drohung ist
eindeutig.
Annan drückte in dem Interview eigentlich eine gewisse
Frustration und Wut über die direkte militärische Einmischung in Syrien
aus, die von den USA und ihren Verbündeten, der Türkei und den
Golfstaaten bereits durchgeführt wird. Er beklagte, Russland und der
Iran werden zwar als Hindernisse auf dem Weg zum Frieden erwähnt, aber
„es wird wenig über die anderen Länder gesagt, die Waffen und Geld
schicken und eine Präsenz im Land haben.“
„Alle diese Länder
sagen, sie wollen eine friedliche Lösung, aber sie unternehmen einzelne
und kollektive Aktionen, um die Bedeutung der Resolutionen des
Sicherheitsrates zu untergraben,“ sagte Annan.
Dies nannte er einen „zerstörerischen Wettbewerb.“
Am
3. Juli fand in Kairo ein Treffen der syrischen Opposition statt, das
Einblicke darin liefert, welche Art von Regime die Westmächte als Ersatz
für Assads Baath-Partei an die Macht bringen wollen.
Wie zuvor
in Libyen wird die Opposition als demokratische Kraft dargestellt. In
Wirklichkeit ist sie jedoch von Islamisten, ehemaligen Anhängern des
Regimes und Mitarbeitern westlicher Geheimdienste dominiert. Auch in
Kairo wurde versucht, dieses Bild zu verbreiten. Die offiziellen
Meldungen konzentrierten sich auf politische Erklärungen, in denen
versprochen wurde, Syrien werde nach Assad ein „republikanisches,
demokratisches, ziviles, pluralistisches Regierungssystem“ erhalten.
Die
Konferenz, an der 250 Menschen teilnahmen, war jedoch aufgrund tiefer
Spaltungen über die Unterstützung einer imperialistischen
Militärintervention, des undemokratischen Charakters der führenden
prowestlichen Gruppe, des Syrischen Nationalrates, den Einfluss der
Moslembrüder und den Ausschluss von Zugeständnissen an die syrischen
Kurden tief zerstritten.
Abdel-Ilah al-Mulham, ein prominenter
Stammesführer aus Homs, beharrte darauf, dass Syrien ein islamistischer
Staat werden müsse. „Die Revolution kam aus den Moscheen, also wollen
wir mit Respekt gegenüber den Minderheiten einen zivilen Staat, aber wir
dürfen nicht vergessen, dass 80 Prozent der syrischen Bevölkerung
Muslime sind“, erklärte er. Er lehnte Gesetze ab, die Männer und Frauen
gleichstellen, weil dies gegen das islamische Recht sei.
Der SNC
wurde für seine Rolle als von den Imperialisten eingesetzte Führung der
Opposition kritisiert, teilweise, weil er aus Exilanten besteht, die
keine Basis in Syrien haben, teilweise wegen seiner politischen
Positionen.
Der Nationale Syrische Koordinationsrat (NCB) warf
dem SNC vor, eine Tarnorganisation der Moslembrüder zu sein, der SNC
bezeichnete den NCB als zu regierungsnah, weil er mehrheitlich eine
Militärintervention kritisiere.
Kurdische Aktivisten verließen
das Treffen, da die Kurden nicht als eigenständige Minderheit angesehen
wurden. Es kam zu Streit und Handgreiflichkeiten.
Morshed
Mashouk, ein führendes Mitglied des Syrisch-Kurdischen Nationalrates,
erklärte: „Wir werden nicht zu der Konferenz zurückkehren und das ist
unser letztes Word. Wir sind ein Volk, denn wir haben eine Sprache und
eine Religion, und das definiert uns als Volk.“
Die Allgemeine
Kommission der Syrischen Revolution, eine zerstrittene Gruppierung aus
44 „Revolutionsblöcken“ mit Basis in Syrien, zog sich zurück, bevor das
Treffen begann."
Quelle: http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=13814&Itemid=214
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