Es geht nun schon drei Tage so, doch gewöhnt haben sich die Libanesen
noch nicht daran: Seit Freitag fliegen israelische Kampfjets über den
Libanon, teilweise im Tiefflug. Sie ziehen Kreise über Beirut, fliegen
Scheinangriffe über Hisbollah-Hochburgen im Süden des Landes. In den
Strandclubs, die am Sonntag gerappelt voll waren, standen viele Badende
mit in den Nacken gelegtem Kopf im noch frischen Mittelmeer. Alle paar
Minuten war das Donnern der Jets zu hören, ab und an konnte man ein Paar
der immer zu zweit patrouillierenden Israelis am Himmel ausmachen.
Der Grund für die verstärkte israelische Präsenz ist die Sorge, dass
die riskante Politik der Regierung in Jerusalem aus dem Ruder laufen
könnte: Israel mischt sich zunehmend mit Luftangriffen in den syrischen
Bürgerkrieg ein. Am Freitag bombardierte die israelische Luftwaffe nach
eigenen Angaben einen Waffentransport auf syrischem Territorium. Der
Konvoi habe Raketen an die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah liefern
sollen, die mit dem syrischen Regime verbündet ist,
hieß es in Jerusalem. Laut dem Fernsehsender CNN drangen die
israelischen Kampfflugzeuge, die den Transport angriffen, nicht in
syrischen Luftraum ein, sondern feuerten ihre Raketen von außerhalb ab.
In der Nacht zum Sonntag kam es offenbar erneut zu einem israelischen Angriff auf syrisches Gebiet.
Um kurz vor zwei Uhr morgens gab es gewaltige Explosionen in der Nähe
der Hauptstadt Damaskus. Dort liegen mehrere Militärstützpunkte und
Kasernen sowie Wohnviertel für Armeeangestellte. Ohrenzeugen in Damaskus
sprachen von der größten Detonation, die sie seit Kriegsbeginn gehört
hätten. Andere verglichen die Erschütterung mit einem Erdbeben, auch in
weit entfernten Vierteln der Hauptstadt hätten Gebäude gewankt.
Iranische Raketen im Visier
Einem westlichen Geheimdienstmitarbeiter zufolge galten sowohl der Angriff am Freitag als auch jener am Sonntag Lieferungen iranischer Fateh-110-Raketen. Die Waffen seien "im Transit" von Iran zur Hisbollah gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Geheimdienstler. Die "New York Times" berief sich auf amerikanische Offizielle, nach denen der Angriff am Freitag einer Lagerhalle auf dem Gelände des Damaszener Flughafens gegolten habe, in dem für die Hisbollah bestimmte Raketen zwischengelagert worden seien. Fateh-110-Raketen haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und könnten die Hisbollah in die Lage versetzen, beispielsweise den israelischen Kernreaktor in Dimona zu treffen.
Israels große Sorge dürfte nun sein, dass Damaskus und die Hisbollah sich entschließen, den dritten Angriff auf einen Waffenkonvoi zu beantworten. Bereits Ende Januar hatte die israelische Luftwaffe einen syrischen Lastwagenkonvoi bombardiert. Nach jahrelanger anti-israelischer Rhetorik stünden sowohl das Regime Baschar al-Assads als auch die Hisbollah unter großem Druck, sich gegen israelische Aggressionen zu wehren, analysierte der israelische Militärexperte Avi Issacharoff auf der Webseite Walla.co.il.
Doch sowohl die syrische Armee als auch der bewaffnete Arm der Miliz seien durch ihren Kampf gegen die Rebellen in Syrien bis an die Grenze der Belastbarkeit beschäftigt und könnten derzeit kein Interesse an einem Schlagabtausch mit Israel haben, so Issacharoff. Ihre Reaktion habe sich deshalb bislang darauf beschränkt, rundweg abzustreiten, dass es israelische Angriffe gegeben habe.
Warnung per Kampfjets
Doch Israel kann sich nicht darauf verlassen, dass Syrien und die Hisbollah weiter stillhalten werden. Wenn sich die Angriffe auf syrisches Gebiet häufen, könnten die Verbündeten irgendwann unter so großem Zugzwang stehen, dass sie reagieren müssen.
Am Sonntag stationierte die israelische Armee schon mal zwei
Raketenabwehrsysteme im Norden des Landes. Eine Militärsprecherin in Tel
Aviv sagte, zwei Batterien des Systems "Iron Dome" (Eisenkuppel) seien
in Position gebracht worden.
Auch die israelischen Überflüge über libanesisches Gebiet sind eine
Vorsichtsmaßnahme. Israel will sehen, ob die Hisbollah eventuell ihre
Waffensysteme in Stellung bringt. Zugleich sind die Überflüge aber auch
eine Warnung, dass Israel überall im Libanon jederzeit angreifen kann -
das Land verfügt weder über eine Luftabwehr noch eine nennenswerte
Luftwaffe.
Angesichts der Geschehnisse der vergangenen Tage wächst in der Region die Sorge, dass der syrische Bürgerkrieg endgültig auf die Region übergreifen könnte. Der Militärexperte der israelischen Zeitung "Maariv" warnte am Sonntag, es sei "überhaupt nicht selbstverständlich, dass der Sommer 2013 ohne einen Krieg zu Ende geht. Der Sommer beginnt gerade erst, und die Region ist dabei, den Siedepunkt zu erreichen"."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/israels-angriff-auf-syrien-angst-vor-dem-gegenschlag-a-898165.html
Iranische Raketen im Visier
Einem westlichen Geheimdienstmitarbeiter zufolge galten sowohl der Angriff am Freitag als auch jener am Sonntag Lieferungen iranischer Fateh-110-Raketen. Die Waffen seien "im Transit" von Iran zur Hisbollah gewesen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters einen Geheimdienstler. Die "New York Times" berief sich auf amerikanische Offizielle, nach denen der Angriff am Freitag einer Lagerhalle auf dem Gelände des Damaszener Flughafens gegolten habe, in dem für die Hisbollah bestimmte Raketen zwischengelagert worden seien. Fateh-110-Raketen haben eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern und könnten die Hisbollah in die Lage versetzen, beispielsweise den israelischen Kernreaktor in Dimona zu treffen.
Israels große Sorge dürfte nun sein, dass Damaskus und die Hisbollah sich entschließen, den dritten Angriff auf einen Waffenkonvoi zu beantworten. Bereits Ende Januar hatte die israelische Luftwaffe einen syrischen Lastwagenkonvoi bombardiert. Nach jahrelanger anti-israelischer Rhetorik stünden sowohl das Regime Baschar al-Assads als auch die Hisbollah unter großem Druck, sich gegen israelische Aggressionen zu wehren, analysierte der israelische Militärexperte Avi Issacharoff auf der Webseite Walla.co.il.
Doch sowohl die syrische Armee als auch der bewaffnete Arm der Miliz seien durch ihren Kampf gegen die Rebellen in Syrien bis an die Grenze der Belastbarkeit beschäftigt und könnten derzeit kein Interesse an einem Schlagabtausch mit Israel haben, so Issacharoff. Ihre Reaktion habe sich deshalb bislang darauf beschränkt, rundweg abzustreiten, dass es israelische Angriffe gegeben habe.
Warnung per Kampfjets
Doch Israel kann sich nicht darauf verlassen, dass Syrien und die Hisbollah weiter stillhalten werden. Wenn sich die Angriffe auf syrisches Gebiet häufen, könnten die Verbündeten irgendwann unter so großem Zugzwang stehen, dass sie reagieren müssen.
Angesichts der Geschehnisse der vergangenen Tage wächst in der Region die Sorge, dass der syrische Bürgerkrieg endgültig auf die Region übergreifen könnte. Der Militärexperte der israelischen Zeitung "Maariv" warnte am Sonntag, es sei "überhaupt nicht selbstverständlich, dass der Sommer 2013 ohne einen Krieg zu Ende geht. Der Sommer beginnt gerade erst, und die Region ist dabei, den Siedepunkt zu erreichen"."
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/israels-angriff-auf-syrien-angst-vor-dem-gegenschlag-a-898165.html
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