"In Syrien bekämpfen Al-Kaida-nahe Milizen die im Norden ansässigen
Kurden, zuletzt gab es wieder schwere Gefechte. Davon profitiert vor
allem Diktator Assad.
Am Rande des Bürgerkriegs in Syrien weiten sich die Kämpfe zwischen islamistischen Rebellen und Kurden-Milizen weiter
aus. Am Wochenende kam es in der Provinz Al-Rakka an der Grenze zur
Türkei zu heftigen Gefechten. Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte entzündeten sich die Kämpfe in der Ortschaft Tell Abiad.
Al-Kaida nahestehende Rebellen hätten die dortigen Kurden zur
Gefolgschaft aufgefordert, diese weigerten sich jedoch.
Kurdische Milizen nahmen schließlich einen Kommandeur der
dschihadistischen Gruppe "Islamischer Staat im Irak und Syrien"
vorübergehend in einer Schule gefangen. Er habe jedoch einen
Bombengürtel getragen und gedroht, sich mitsamt dem Gebäude in die Luft
zu sprengen. Als die Dschihadisten versprachen, Hunderte entführte
syrisch-kurdische Zivilisten freizulassen, sei auch der Kommandeur auf
freien Fuß gekommen.
Die Kurden machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung Syriens aus. Den
seit März 2011 anhaltenden Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad
haben sie dazu genutzt, eine größere Selbstverwaltung in ihren Gebieten
durchzusetzen. Dazu wurden eigene Polizeikräfte und Milizen geschaffen.
Die Kurden bezeichnen sich selbst als Gegner Assads. Ihnen wird von den
Rebellen aber immer wieder vorgeworfen, im Kampf um ihre eigene
Sicherheit und Autonomie Kompromisse mit der Regierung zu schließen.
Nach Ansicht des früheren Chefs des Bundesnachrichtendienstes, August Hanning, nutzen die oppositionsinternen Kämpfe
vor allem Assad. "Die Mehrheit der Syrer kann mit dem radikalen Islam
nichts anfangen. Sie wollen kein Kalifat, wie es den Al-Kaida-nahen
Dschihadisten vorschwebt", sagte er dem Magazin Focus. "Im Moment scheint es fast, als ob Assad den moralischen Kampf gewinnt."
Der Direktor der Stiftung Wissenschaft und Politik, Volker Perthes,
hält die Kämpfe unter den Rebellen hingegen für einen "notwendigen
Reinigungsprozess". Die Auseinandersetzungen seien wichtig für die
Entwicklung einer demokratischen Alternative zur Regierung Assad. "Jetzt
trennt sich die Spreu vom Weizen."
US-Verteidigungsexperte warnt vor jahrelangem Bürgerkrieg
Der hochrangige US-Geheimdienstfunktionär David Shedd geht davon aus,
dass dieser Prozess jedoch noch Jahre anhalten könne. Selbst wenn Assad
gestürzt werde, gebe es weitere Kämpfe, sagte er der New York Times. Mindestens 1.200 verschiedene Gruppen gebe es bei den Aufständischen,
von denen viele nur ihre eigenen Interessen verfolgten. Sollte das Lager
sich selbst überlassen werden, drohten die radikalsten Gruppen die
anderen mitzureißen.
Nach Ansicht Shedds ist ein Bürgerkrieg, in dem die radikalen
Islamisten um die Macht in einigen Regionen des arabischen Landes
kämpften, unausweichlich. Shedd betonte, er verlange damit ausdrücklich
keine Intervention der USA oder ihrer Verbündeten. Dies sei Entscheidung
der Politik.
Die Truppen von Präsident Assad haben mit Unterstützung der
libanesischen Hisbollah-Miliz in den vergangenen zwei Monaten wichtige
Gebiete zurückerobert. Am Wochenende rückten die Rebellen jedoch nach
eigenen Angaben auf die strategisch wichtige Stadt Chan in der Provinz
Aleppo vor. Chan ist in der Hand der Regierungstruppen, die Provinz
Aleppo wie auch Idlib aber Sitz der Rebellen. In Idlib setzten
Regierungstruppen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte ihre Luftangriffe auf die Stadt Sarakeb fort. Dabei seien
fünf Menschen getötet worden, darunter drei Kinder."
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2013-07/syrien-buergerkrieg-kurden-islamisten-gefechte
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