Die Chemiewaffen-Inspektoren
müssen in Syrien mehr als 20 Lager- und Produktionsstätten für
chemische Waffen untersuchen. Das teilte die Organisation für das Verbot
von Chemiewaffen (OVCW) mit Sitz in Den Haag am Mittwoch mit.
Für die Vernichtung der Waffen werden nach Ansicht von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon rund
einhundert Waffeninspekteure gebraucht. Eine gemeinsame Mission der UN
und der Organisation OVCW werde daran bis zu ein Jahr lang arbeiten,
erklärte Ban. Die OVCW kündigte an, die 20 im Einsatz befindlichen
Experten mit einem zweiten Team zu verstärken.
Ban warnte in
einem Bericht für den UN-Sicherheitsrat vor "beispiellosen Gefahren",
denen die Waffeninspekteure in Syrien ausgesetzt seien. Einen
vergleichbaren Einsatz habe es "nie zuvor gegeben". Die Experten müssten
"Frontlinien und in einigen Fällen Gebiete überqueren, die von
bewaffneten Gruppen kontrolliert werden, die dieser Mission gegenüber
feindlich eingestellt sind".
Gefährlich zu zerstören
Die zu
zerstörenden Chemiewaffen seien "gefährlich zu handhaben, gefährlich zu
transportieren und gefährlich zu zerstören", ergänzte Ban. Er forderte
alle Konfliktparteien auf, "das internationale humanitäre Recht und die
Menschenrechte" einzuhalten.
Vor allem in
städtischen Gebieten müssten die Spezialisten unter "gefährlichen und
unberechenbaren Konditionen" arbeiten, warnte Ban. "Schwerer
Artilleriebeschuss, Luftangriffe, Mörserfeuer und der wahllose Beschuss
von Gebieten, die von Zivilisten bewohnt sind, sind alltäglich." Die
Einsatzzentrale der Mission von UN und OVCW soll laut Ban in der
syrischen Hauptstadt Damaskus aufgebaut werden, das Basislager in
Zypern.
Die 20 bereits tätigen internationalen Experten zerstörten am Sonntag
die ersten Raketensprengköpfe, Bomben und Ausrüstung zum Mischen und
Abfüllen von Chemikalien. Das syrische Chemiewaffen-Arsenal wird auf
tausend Tonnen geschätzt, verteilt auf landesweit 45 Standorte.
Das syrische
Staatsfernsehen verbreitete am Dienstag erste Videoaufnahmen von der
Arbeit der Chemiewaffen-Inspektoren. Auf dem 90-Sekunden-Video sind
Inspektoren zu sehen, die Schutzkleidung tragen, etwa Helme, Handschuhe,
in einem Fall auch eine Gasmaske. Das Video ist nicht mit
Tonaufzeichnungen unterlegt.
Russland lobt Damaskus
Russlands
Präsident Wladimir Putin lobte Damaskus für die Kooperation mit den
bereits in Syrien tätigen Experten. Die syrische Führung arbeite "sehr
aktiv" an dem Abrüstungsprojekt mit, erklärte Putin.
Die von der
OVCW angekündigten weiteren Spezialisten sollen ihre Kollegen
unterstützen, die seit dem 1. Oktober mit der Inspektion und Zerstörung
der syrischen Chemiewaffen betraut sind. Als Ziel wurde ausgegeben, alle
Produktionsstätten für C-Waffen bis zum 1. November unbrauchbar zu
machen. Es handele sich um den "Beginn eines langen und schwierigen
Prozesses", erklärte OVCW-Generalsekretär Ahmed Üzümcü.
Der
UN-Sicherheitsrat hatte Ende September eine Resolution verabschiedet,
wonach die Produktionsstätten zur Herstellung von Chemiewaffen bis zum
1. November und das komplette Arsenal bis Mitte 2014 zerstört werden
sollen. Damit reagierte der Sicherheitsrat auf einen Angriff mit Sarin,
bei dem am 21. August in einem Vorort von Damaskus hunderte Menschen
getötet worden waren.
Im Nordwesten
Syriens flog die syrische Luftwaffe am Dienstag Angriffe auf Stellungen
der Rebellen, wie die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte mit Sitz in London berichtete. Der libanesische Präsident
Michel Suleiman erklärte, in der Nacht zum Dienstag hätten syrische
Kampfjets auf einen Rettungswagen auf libanesischem Staatsgebiet
gefeuert."
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