Dienstag, 6. Dezember 2011

Journalistin in Syrien - es geht offensichtlich, wenn man will ...

„Jeder Syrer weiß, dass in verschiedenen Stadtvierteln von Homs seit Monaten ein mörderischer Kampf tobt. Bewaffnete Aufständische, die nach Angaben von Oppositionellen Deserteure der syrischen Armee sein sollen, werden mit Geld und Waffen aus dem nahe gelegenen Libanon versorgt. Auch die Türkei trägt ihren Teil bei. In einem Flüchtlingslager an der türkisch-syrischen Grenze beherbergt sie den syrischen Oberst und Führer der syrischen Muslimbrüder, Riad Asaad. Er bezeichnet sich als Anführer der »Freien Syrischen Armee« und will Präsident Baschar al-Assad stürzen. Am liebsten mit Hilfe der NATO, so wie in Libyen. »Und was kommt dann?« fragt der Mitfahrer und versinkt wieder über seinem Buch. … In Syrien hört man von verstümmelten Leichen, mit abgehackten Köpfen, Armen und Beinen. In der Nähe von Hama haben Aufständische getötete Polizisten über ein Brückengeländer in den Orontes geworfen. Die Szene wurde mit einem Handy gefilmt und ins Internet gestellt. Armeekräfte, die nur für die Landesverteidigung ausgebildet sind, stehen einem Sammelsurium bewaffneter Gruppen gegenüber: Deserteure, Beduinen, Schmuggler, Söldner, Salafisten und Männer, die für getötete Angehörige Rache nehmen wollen. Längst hat der Konflikt die politische Ebene verlassen. Es gibt Entführungen und Vergewaltigungen, private und geschäftliche Fehden werden ausgetragen, Gewalt bestimmt das Geschehen. … Die Ruhe trügt, die Menschen sind besorgt. Bei einem Abendessen mit in Syrien lebenden Westeuropäern und einheimischen Intellektuellen gibt es kein anderes Thema als die Unruhen. Im Sommer habe sie die Berichterstattung über Latakia im ausländischen Fernsehen verfolgt, erzählt eine Britin. Damals gab es Kämpfe in einem Vorort und BBC berichtete, die Marine bombardiere die Stadt. Das sei nicht wahr gewesen und so beschloss sie, bei dem Sender anzurufen. Die Mitarbeiter revidierten die Meldung jedoch nicht und fragten, wie viel das Assad-Regime ihr bezahle, um »Falschmeldungen« zu verbreiten. »Daraufhin habe ich nicht mehr angerufen.«“

Quelle: http://www.neues-deutschland.de/artikel/212760.umkaempftes-syrien.html

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