"Eine unabhängige internationale Untersuchungskommission der UNO
hat endlich zugegeben, dass ein sektiererischer Bürgerkrieg in
Syrien tobt. Ihre Befunde sind das Resultat von ausgedehnten
Untersuchungen und Interviews zwischen dem 28. September und dem 16.
Dezember 2012.
Er beschreibt im Detail Massaker und grobe Verletzungen der
Menschenrechte, die Syrien polarisiert haben zwischen Unterstützern
des Sunni-Aufstandes und jenen Sunnis zusammen mit verschiedenen
Minderheiten, die sich auf die Seite des von Alawiten geführten
Ba'athist-Regimes gestellt haben aus Furcht, dass sein Sturz eine
noch brutalere Sunni-chauvinistische Alternative sein würde. [Alle
verlogenen diskriminierenden Begriffe werden trotzdem weiterhin
benutzt, wie z. B. Baathist-Regime, obwohl die Baath-Partei ihr
Monopol aufgegeben hat, obwohl die Regierung demokratisch gewählt
wurde, obwohl die Alawiten bei weitem nicht die Mehrheit bilden. D.
Ü.]
Die Ermittler unter Leitung von Carla del Ponte, ehemalige
Chefanklägerin am Internationalen Strafgericht in den Haag, haben
mehr als 1200 Opfer und Flüchtlinge interviewt.
Der Report stellt eine vernichtende Anklage gegen die USA und
andere westliche Mächte da, die mit der Türkei, Saudiarabien und
Katar zusammengearbeitet haben, um Bashar al-Assad abzusetzen, indem
sie einen Sunni-Aufstand in Szene setzten und unterstützten, der
überwiegend aus Unterstützern der Moslem-Bruderschaft, Salafisten
und al-Qaida Gruppen bestand. Viele sind ausländische Kämpfer, die
nach Syrien gebracht wurden mit dem bestimmten Ziel, einen Jihad
gegen das, was sie als eine häretische Regierung auffassen, zu
kämpfen.
Der UN-Ausschuss unter Leitung von Paulo Pinheiro aus Brasilien
erklärt, dass der Konflikt sich aus einem Kampf für politische
Veränderung in einen Kampf von ”offen sektiererischer Natur”
verwandelt hat.
”Zunehmende Spannungen haben zu Zusammenstößen zwischen
verschiedenen bewaffneten Gruppen sektiererischer Art” mit ”einigen
Minderheiten-Gruppen, vor allem Alewiten und Christen” geführt,
die ”bewaffnete Selbst-Verteidigungsgruppen bildeten, um ihre
Viertel vor anti-Regierungs-Kämpfern” zu schützen.
Viele Oppositionsgruppen ”operieren selbständig … oder sind
mit islamistischen Gruppen wie Jabhat al-Nusra” verbunden, aber
koordinieren ihre Angriffe mit der Freien Syrischen Armee (FSA).
Die sektiererischen Spaltungen betreffen Sunniten, Alewiten
Armenier, Christen, Drusen, Palästinenser, Kurden und Turkmenen,
”Gemeinden, die alle Gefahr laufen, aus dem Land vertrieben oder
getötet zu werden”. Der Bericht führt als Beispiel an, dass fast
alle der 80 000 Christen, die einst in Homs gelebt haben, wo die
Jabhat al-Nusra stark ist, nach Damaskus oder Beirut geflohen sind.
Die Befunde des Reports sind der Beweis, dass die Entscheidung des
US-Außenministeriums vom 11. Dezember, die Jabhat al-Nusra Front als
eine ausländische Terrororganisation zu brandmarken, wenig mehr als
eine Schadensbegrenzung war, angesichts der Tatsache, dass der
gesamte Aufstand von ihr und ähnlichen Gruppen dominiert wird.
[Hervorhebung v. Ü.]
Auf einer Pressekonferenz in
Brüssel erklärte Pinheiro: ”Wir denken, das dies ein Krieg ist,
in dem kein militärischer Sieg möglich ist. Es ist eine große
Illusion, dass die Lieferung von Waffen an die eine Seite oder die
andere, helfen wird, ihn zu beenden”.
Nichtsdestoweniger wird die
Bewaffnung der Opposition durch Washington und seine Alliierten
weitergehen in der Annahme, dass Assads Sturz Iran schwächen wird
und die Hegemonie der USA über die ölreiche Region gestärkt wird.
Das Argument ist bereits wiederholt von den Befürwortern des Krieges
vorgebracht worden, dass nur eine entschiedene Intervention jetzt
den Sturz Assads sichern könne, um durch eine Demokratie ersetzt zu
werden und zu verhüten, dass chemische Waffen in die Hände der
Jihadisten fallen.
….
Während die US-Armee in
Jordanien und an der türkischen Grenze [zu Syrien] verstärkt
wird, läuft die Porpaganda weiter, den Aufstand als eine
demokratische Bewegung darzustellen, die gegen eine Regime kämpft,
das wiederholt angeklagt wurde, über den Einfluss der Jihadisten zu
lügen, während es selbst und seine Unterstützer mit inoffiziellen
Shabiha-Milizin Gräueltaten beginge.
Und kurz vor der
Veröffentlichung des UN-Reports waren die Schlagzeilen der Medien
beherrscht von Behauptungen von einem neuen Massaker der
pro- Regierungs-Kräfte, diesmal gegen Alawiten im Dorf Agrab.
Anfängliche Berichte, die sich allein auf Oppositionsquellen
stützten und YouTubes-Videos mit Leuten, die von der FSA interviewt
wurden, berichteten von brutaler ”Alawiten gegen Alawiten-Gewalt”.
Alle, von der New York Times bis
zur BBC, berichteten, dass Oppositionsaktivisten erklärten, dass bis
zu 300 Leute gestorben seien, als pro-Regierungsmilizen, die von den
Rebellen belagert waren, ein Gebäude in die Luft jagten, wo sie
Zivilisten als Geiseln gehalten hatten, die danach noch von Fluzeugen
bombardiert worden seien.
Doch der einzige
Nachrichtenkanal, der Berichterstatter nach Agrab schickte, war der
englische Kanal 4; und sie fanden drei Zeugen, die unabhängig
voneinander dieselbe Geschichte ”bis ins kleinste Detail”
erzählten, dass anti-Assad-Rebellen die Morde an einer unbekannten
Zahl von Alawiten begangen hätten. Außerdem werden ”ihre Berichte
zusätzlich gestützt von wenigstens einem Dutzend Gesprächen mit
anderen Alawiten, die aus Agrab geflohen waren”, schreibt Alex
Thomson.
Er beschreibt, wie
Oppositionskämpfer Agrab am Sonntag, den 2. Dezember angegriffen
haben. ”Sie hatten lange Bärte. Es war schwer zu verstehen, was
sie sagten. Sie waren nicht wie normale Syrer angezogen.”
Sie kamen aus der
Oppositionsfeste al-Houla. Dann hat die FSA ”etwa 500 Alawiten in
einem großen roten Haus mit zwei Stockwerken”
gesperrt und hielten sie dort ”bis zum Donnerstag, den 11.
Dezember. Neun Tage lang”.
Die ”Rebellen wollten die
Frauen und Kinder nach al-Houla mitnehmen, um sie als menschliche
Schilde gegen Bombardements der Regierungsstreitkräfte zu benutzen
und die Männer gedachten sie zu töten”.
Eine Delegation von
Dorfbewohnern wurde am Montag hingeschickt, um über die Freilassung
der Geiseln zu verhandeln, aber nach vier Stunden brach eine
Schießerei aus. Später wurden etwa 70 Gefangene in das nächste
Dorf in Sicherheit gebracht, während die anderen nach al-Houla
mitgenommen wurden. Und das Haus, das angeblich von der Regierung
gesprengt wurde, steht immer noch.
Thomson sagt, er habe keine Idee
über die Zahl der Opfer oder ob es ein Massaker gegeben hat, aber
merkt an: ”Wenn Präsident Assad wirklich 250 Leute seiner eigenen
Alawiten -Sekte massakriert hätte, würde YouTube knietief in
Rebellen-Videos stehen, von den Leichen, den Beerdigungen und von dem
Gemetzel. Darüber gibt es keinen Zweifel. Aber ihr könnt auf
YouTube schauen – nicht der kleinste Videoclip, der ihre Geschichte
belegt.”
YouTube zeigt hingegen eine
Anzahl von Videos über sektiererische Morde der syrischen
Opposition, sogar ein neues von zwei angeblichen Alawiten-Männern,
die geköpft werden, einer von einem Kind.
Am Tag, als die UN-Kommission
den Report herausgab, veröffentlichte die FSA ein Video, in dem sie
sich brüstete, zum ersten Mal einen Grenzübergang zwischen der
syrischen Stadt Ranlius und der libanesischen Stadt Tfeil erobert
hätte.
Das Ziel mit der Öffnung dieses
Übergangs als wichtige Nachschublinie ist die Konfrontation der FSA
mit der Hisbollah, der libanesischen Shiiten-Gruppe, die das
Assad-Regime unterstützt, und zieht somit den Libanon noch
effektiver in den syrischen Konflikt hinein.
Grenzüberschreitungen finden
fast täglich statt und haben bereits zu Dutzenden Opfern geführt,
und Zusammenstöße zwischen pro- und anti-Assad Gruppen in den
Grenzgebieten haben schon hunderte Opfer gefordert. Wieder haben die
Auseinandersetzungen eine sektiererische Dimension angenommen – ein
Muster, das sich im gesamten Nahen Osten wiederholen kann."
Quelle: http://einarschlereth.blogspot.de/2012/12/un-bericht-vernichtende-anklage-gegen.html
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