In Syrien sind einer neuen Studie zufolge rund 11.000 ausländische Kämpfer aktiv. Wie die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf eine Untersuchung des Londoner Centre for the Study of Radicalisation (ICRS) berichtet, sind inzwischen ein Zehntel der rund 100.000 Aufständischen, die gegen das Assad-Regime kämpfen, keine Syrer. Die Studie geht von 240 Dschihadisten aus Deutschland in dem Land aus.
Insgesamt sollen 1800 Europäer in den
vergangenen drei Jahren in der Region in den Krieg gezogen sein. Der
Untersuchung zufolge sind in dem Konflikt Männer aus mehr als 70
verschiedenen Ländern beteiligt, darunter US-Amerikaner, Franzosen,
Belgier und Briten sowie Nordafrikaner, Türken und Ägypter, aber auch
Männer aus Saudi-Arabien, dem Jemen und dem Kaukasus.
"Die Eltern schämen sich"
Laut ICRS-Direktor Peter
Neumann schließen sich die ausländischen Militanten fast automatisch den
ultraorthodoxen Gruppen unter den Rebellen an.
Auch aus Berlin sind
Schätzungen zufolge zwischen 30 und 40 junge Männer nach Syrien gereist,
um dort zu kämpfen. Diese Zahl nennt der Vorsitzende des Väter-Vereins
"Aufbruch Neukölln", Kazim Erdogan. Wie viele es genau seien, wisse
niemand. "Die Eltern dieser jungen Männer sprechen nicht darüber, sie
schämen sich", so der Psychologe. Dazu komme, dass die Ausreise oft über
Länder erfolge, die als Touristenziele gelten. "Die Verwandten wissen
zunächst nicht, dass ihre Söhne oder Töchter auf dem Weg nach Syrien
oder an andere Kriegsorte sind."
Erdogan möchte Berliner Eltern
sensibilisieren, deren Kinder im Teenageralter sind und als Kämpfer im
Syrien-Krieg angeworben werden könnten. Für den Donnerstag, 19.
Dezember, hat der Verein deshalb zu einer Pressekonferenz eingeladen.
Viele muslimische Eltern seien nicht genau darüber informiert, was ihren
Kindern in Moscheen, im Koranunterricht eigentlich genau erzählt werde.
Er wisse von mehreren Moscheen in Berlin, in denen zum sogenannten
Heiligen Krieg aufgerufen werde, sagt Erdogan. Im Internet kursierten
brutale Videos, die den Kampf gegen "Ungläubige" zeigten.
Ein 16-jähriger Islamist aus Hessen starb in Aleppo
Anfang Dezember machte der
Fall eines 16-Jährigen aus Frankfurt am Main Schlagzeilen, der schon
wenige Tage nach seiner Ankunft in Aleppo gestorben sein soll.
Möglicherweise gehörte er zu einer ganzen Gruppe von minderjährigen
Islamisten, die vor Wochen aus Hessen ausgereist sind. Dies war der
Anlass für die Väter des Berliner Vereins "Aufbruch", sich an die
Öffentlichkeit zu werden.
Das Thema hat längst auch
Berlin erreicht. Spätestens seit der Berliner Rapper "Deso Dog" alias
Denis Cuspert zum Islam konvertierte und dann über Ägypten, Libyen und
die Türkei nach Syrien in den Krieg zog – immer präsent im Internet.
Dort war im September zu lesen, Cuspert, gegen den in Deutschland ein
Haftbefehl vorliegt, sei bei einem Luftangriff verletzt worden. Bei wie
vielen Jugendlichen der Ex-Rapper als Held gilt, weiß niemand. Eltern,
sagt Kazim Erdogan, dürften nicht aufhören, mit ihren Kindern zu
sprechen. Auch wenn diese sich zurückzögen. "Sie müssen sich mit dem
Thema Gewalt auseinandersetzen. Im Umgang in der Familie ebenso wie
generell. Es muss klar sein: Es gibt keine legitime Gewalt, schon gar
nicht im Namen des Korans.""
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