Montag, 19. März 2012

"Syriens Wohl und Wehe hängt nicht mit dem Tod des aktuellen Systems zusammen – Syriens Schicksal hängt von dem Fakt ab, inwieweit eine Lösung gefunden wird, die die absolute Mehrheit der Syrer akzeptieren würde."

„Ich habe auch ein paar neue Aspekte. Habe gestern eine befreundete Homser Familie vom Flughafen abgeholt, die sich nach einem Jahr und dem Verlust ihres Zuhauses vor drei Wochen zur Ausreise entschieden hat. Obwohl sie seit 13 Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, haben sie bisher nicht an eine Ausreise gedacht – die aktuellen Umstände haben sie aber plötzlich “obdachlos” gemacht und die Situation, mit zwei Kindern (3 J. und 6 J.), war nicht mehr zu kontrollieren. Die Einwohner Homs` gehen nun davon aus, dass sich Baba Amr bald in anderen Vierteln, nämlich da wo sich die Rebellen jetzt breit machen, wiederholen wird.
Für viele ist diese Stadt verloren und wird, so oder so, neu aufgebaut werden müssen. Wir sprechen hier über eine Millionenstadt! Die Zahl der Pro-Assads sei stabil, die Zahl der Pro-Rebellen sei aber viel kleiner als behauptet. Der Rest sind “Istiqrariyi”, also Menschen, die Frieden und Ordnung haben wollen – einfach nur noch Ruhe! Sind sind das Zünglein an der Waage. Sowohl im Falle eines Dialogs und einer möglichen Wahl als auch im Falle einer weiteren Verschärfung der Lage. Der Riss bewege sich interkonfessionel, mit klaren Tendenzen. D.h. es gibt Christen, die gegen die Regierung sind, aber nicht die Mehrheit. Es gibt Allewiten, die gegen die Regierung sind, aber nicht die Mehrheit. Von diesen “Aktivisten” seien aber so gut wie keine bei irgendwelchen Milizen dabei. Die rekrutierten sich fast ausnahmslos aus Sunniten der Unterschicht und aus bestimmten Regionen. Und vielen arabischen Ausländern. Viele gemäßigte Sunniten seien gegen die Übernahme seitens der Radikalen. Die meisten Sunniten in den Ballungsräumen Damaskus und Halab verhielten sich – noch – loyal zur Regierung, hier sei es aber, und das hast du auch angedeutet, eine Frage der weiteren finanziellen Entwicklung. Insgesamt zeichneten sie eher ein düsteres Bild Syriens, vor allem was die Hoffnung angeht, es könnte bald alles wieder in Ordnung kommen. Dazu sei der Druck von aussen zu stark und “die Rakete bereits gezündet”. Und ein Punkt, den ich noch nicht so wahrgenommen habe, wurde auch angeschnitten: Selbst im Falle des Sturzes des aktuellen Systems und der zu erwartenden Übernahme seitens der ,mindestens der Ichuan, vielleicht sogar noch saudifreundlicheren Wegelageren, würde erst recht keine Ruhe einkehren, weil dann die “Gegenbewegung” vorprogrammiert sei. D.h., alle die sich mit dem Sturz der Regierung arrangiert hätten aber keine islamistische Unterjochung wollten, würden sich ihrerseits dann zu “Rebellen” oder “Contrarevolutionären” machen. Waffen seien inzwischen ja genug in Umlauf. Käme noch hinzu, dass die unterlegene Gruppe der jetzigen Regierung ein Arsenal an hochmodernen Waffensystemen hielte, was sie auf lange Sicht unangreifbar machte. Sie zögen sich in “ihre” Regionen zurück und verschanzten sich dort einfach. Das käme einer Spaltung des Landes gleich. Das Ergebnis lautet also: Syriens Wohl und Wehe hängt nicht mit dem Tod des aktuellen Systems zusammen – Syriens Schicksal hängt von dem Fakt ab, inwieweit eine Lösung gefunden wird, die die absolute Mehrheit der Syrer akzeptieren würde. Und die Lösung, da sind sich meine Freunde sicher, bietet beim jetzigen Stande der Dinge die FSA/SNC in keinster Weise, eher im Gegenteil, sie stellten eher ein Riesenproblem dar!“ 


Quelle: http://www.sarsura-syrien.com/syrien-march-fuer-reformen-unter-bashar-al-assad-5963.html#comment-33747

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