"Künftig konzentriert der Bundesnachrichtendienst (BND) seine Aktivitäten
auf die Staaten Syrien und Afghanistan. Das sagte Gerhard Schindler,
seit Januar 2012 amtierender Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes,
gegenüber der der Zeitung Die Welt: „Unsere Ressourcen sind
begrenzt“, sagte er. „Ich bin der Auffassung, dass es Regionen geben
darf, die wir künftig nur mit geringerer Intensität beobachten.“ Der BND
sollte seine Kräfte konzentrieren und klare Schwerpunkte wie Syrien
oder Afghanistan bilden. „Für mich gilt das Prinzip: Lieber etwas
richtig machen und dafür einiges vernachlässigen, als alles machen zu
wollen und das dann nur halb.“ Schindlers vollständiges Interview soll
in der Samstagsausgabe des Blattes erscheinen.
Schon jetzt sind
Schindlers Angaben zum Syrienkonflikt mit äußerster Vorsicht zu
genießen. Sie können als Versuch gedeutet werden, den Kriegsverlauf
zugunsten der Aufständischen und der sie unterstützenden ausländischen
Terroristen zu beeinflussen. Seinen Angaben zufolge gibt es „viele
Anhaltspunkte dafür, dass die Endphase des Regimes begonnen hat“. Die
syrische Armee habe rund 50.000 ihrer einst 320.000 Soldaten verloren.
„Darunter sind viele Verwundete, Deserteure und 2000 bis 3000 Überläufer
zur militanten Opposition. Die Erosion des Militärs hält an“, sagte
Schindler.
Demgegenüber bemüht sich der Geheimdienstmann die
Aufständischen in einem möglichst guten Licht erscheinen zu lassen. Die
nach Erkenntnissen des BND rund 20.000 Widerstandskämpfer seien „klein,
regional verankert und äußerst wendig. Sie können rasch zuschlagen und
Hinterhalte bilden. Wegen ihrer geringen Größe sind sie für Assads Armee
kein gutes Ziel“. (1)
Die Tatsache, dass die Aufständischen nur
mit Hilfe von Söldnern, materieller und informationeller Unterstützung
der Westmächte und der mit ihnen verbündeten arabischen Despotien
Saudi-Arabien und Katar, ihre heutige Kampfkraft erreicht haben, scheint
dem BND-Chef oder den für den Abdruck des Gesprächs verantwortlichen Welt-Redakteuren
nicht erwähnenswert. Da der wachsende Einfluss von islamistischen
Terroristen und al-Qaeda-Kämpfern auch von westlichen Medien seit
längerer Zeit nicht mehr geleugnet werden kann, versucht ihn Schindler
nun offensichtlich herunterzuspielen. Der Aufstand werde keineswegs von
Islamisten dominiert. „Sie sind in der Minderheit. Allerdings gibt es
radikale Gruppierungen wie die Al-Nusrah-Front, die von sich behauptet,
für rund 130 Anschläge in Syrien verantwortlich zu sein“, sagte
Schindler. (2)
Was allein diese 130 Anschläge an Opfern in der
Zivilbevölkerung gekostet haben mögen, darüber verliert er kein Wort.
Immerhin gesteht er ein, „dass es zwischen al-Nusrah und al-Qaida
Verbindungen gibt.“ (3)
Noch bis vor kurzem galten all jene, die
mit guten Gründen darüber spekulierten, inwieweit die für den
9/11-Anschlag verantwortlich gemachten Al-Qaeda-Kämpfer im Interesse der
Westmächte agierten, als finstere Verschwörungstheoretiker. Nun ist es
kein Geheimnis mehr, dass sie von Stützpunkten im NATO-Staat Türkei aus
materielle und medizinische Unterstützung unter anderem aus den USA
erhalten. Die Verschwörung ist keine Theorie mehr sondern kaum noch zu
leugnender Fakt.
(1) http://www.welt.de/politik/deutschland/article108564662/Paradigmenwechsel-beim-Bundesnachrichtendienst.html
(2) Ebd.
(3) Ebd"
Quelle: http://www.hintergrund.de/201208102192/politik/inland/syrien-und-afghanistan-werden-schwerpunkte-des-deutschen-auslandsgeheimdienstes.html
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