Freitag, 5. Juli 2013

"Henry Kissinger: Ein »balkanisiertes« und zerschlagenes Syrien wäre das »bestmögliche Ergebnis«"

"Vor wenigen Tagen, am 19. Juni dieses Jahres, äußerte sich der frühere amerikanische Nationale Sicherheitsberater und Außenminister Henry Kissinger zur derzeitigen Situation in Syrien und gab zu erkennen, dass er ein auseinanderbrechendes und balkanisiertes Syrien dem derzeit von Assad kontrollierten Staat vorziehe.

So sagte er: »Am Ende läuft es auf drei mögliche Ergebnisse hinaus: ein Sieg Assads, ein Sieg der Sunniten oder ein staatliches Gebilde, in dem die unterschiedlichen Nationalitäten sich
darauf verständigen, in mehr oder weniger autonomen Regionen zusammen zu leben, so dass sie sich nicht gegenseitig unterdrücken können. Ein solches Ergebnis würde ich bevorzugen, aber das entspricht nicht der allgemeinen Auffassung.«

Nachdem er von der Moderatorin als der »ehrenwerte Dr. Kissinger« vorgestellt worden war, hielt der 90-jährige machtpolitische Strippenzieher einen interessanten geschichtlichen Vortrag. Kissinger legte ausführlich dar, wie der heutige Staat Syrien, wie auch sein Nachbar Irak, von europäischen Mächten geschaffen worden war:
»Syrien ist zunächst einmal kein historisch gewachsener Staat. In seiner heutigen Form wurde es 1920 geschaffen und erhielt diese Gestalt, um nach dem Mandat des Völkerbundes, das bis zum April 1946 andauerte, die Kontrolle des Landes durch Frankreich zu ermöglichen. Auch seinem Nachbarn Irak wurde eine Form gegeben, die die weitere Kontrolle durch England sicherte. Zudem wurden beide Länder so gestaltet, dass es für jedes einzelne schwer sein würde, die Vorherrschaft in der Region an sich zu reißen.«
Als Folge dieser nicht geschichtlich gewachsenen Ursprünge wurde, so Kissinger weiter, das heutige Syrien als mehr oder weniger künstliche nationale Einheit betrachtet, die sich aus unterschiedlichen Stämmen und ethnischen Gruppen zusammensetzte. Vor dem Hintergrund der sich aufgrund der derzeitigen »Revolution« immer chaotischer entwickelnden Zustände erläuterte Kissinger das Wesen der gegenwärtigen Lage so:
»In den amerikanischen Medien wird die derzeitige Lage als Konflikt zwischen Demokratie und Diktatur bezeichnet – der Diktator ermordet seine eigene Bevölkerung, und wir müssen ihn dafür bestrafen. Aber darum geht es bei den gegenwärtigen Ereignissen nicht. Dieser Prozess wurde vielleicht von einigen Demokraten in Gang gesetzt, aber er hat sich nun im Ganzen gesehen in einen ethnischen und religiösen Konflikt verwandelt.«
»Heute handelt es sich um einen Bürgerkrieg zwischen verschiedenen religiösen Gruppen«, fuhr Kissinger fort. »Und ich muss einräumen, dass wir das Ganze von Anfang an missverstanden haben. In den Medien war zu lesen: Wir müssen Assad loswerden. Und wenn wir Assad einmal gestürzt haben, müssen wir eine Koalitionsregierung einsetzen. Das ist unvorstellbar. Ich bin durchaus dafür, Assad zu stürzen, aber im Konflikt zwischen den Russen und uns in dieser Frage vertreten die Russen die Auffassung: Zuerst wollt ihr Assad und andere stürzen, das ist aber nicht das entscheidende Problem. Dann zerstört ihr die Zentral- Regierung, und dann werdet ihr wie im Irak die staatlichen Institutionen zerstören – und es gibt nichts mehr, was das Land zusammenhält. Und dann wird es zu einem noch schlimmeren Bürgerkrieg kommen. Aus dieser Problematik heraus hat sich die derzeitige chaotische Situation entwickelt.«
 Bereits zuvor hatte sich Kissinger dahingehend geäußert, dass es durchaus erstrebenswert wäre, als Gegner eingeschätzte Nationen in kleinere Teile aufzuspalten. Später könnte das dann entstehende Chaos den Prozess der Eingliederung in eine globale Ordnung erleichtern. Im Kern handelt es sich um das alte Prinzip von »Teile und herrsche«. Diese jüngsten Äußerungen Kissingers stehen im Einklang mit vorangegangenen Erklärungen, in denen er das Konzept vertrat, soziale Umwälzungen und großangelegte Unruhen könnten dazu benutzt werden, verschiedene Nationen (darunter auch die USA) zu einem »internationalen System« zu verschmelzen..."

Quelle: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/jurriaan-maessen/henry-kissinger-ein-balkanisiertes-und-zerschlagenes-syrien-waere-das-bestmoegliche-ergebnis-.html

1 Kommentar:

  1. Bitte nicht diese Querfront-(Faschisten-)Quelle Kopp verwenden.
    Ansonsten: Toller Blog!

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