Dienstag, 31. Januar 2012

„Moskowskije Nowosti“: Ist Syrien noch zu retten?

Der diplomatische Kampf um Syrien wirkt auf den ersten Blick wie eine Wiederholung des jugoslawischen und des irakischen Szenarios: Der Westen mit den USA an der Spitze ist bestrebt, eine Diktatur zu stürzen, während Russland dies zu verhindern versucht, schreibt die „Moskowskije Nowosti“ am Dienstag.

„In Wirklichkeit kommt aber bei der Entwicklung in Syrien die führende Rolle neuen Akteuren der globalen Polit-Arena zu“, führt das Blatt weiter aus. Zu diesen gehört auch das winzige Öl-Emirat Katar.

„Die in Katar herrschende al-Thani-Dynastie gehört zum radikalsten Zweig des Wahhabismus, den Salafisten. Die Salafisten betrachten sich als Vertreter des reinen ‚Ur-Islams’, sie sind aber von der islamischen Tradition so weit abgewichen, dass dies bereits an eine Neuschreibung der Grundlagen der klassischen Religion grenzt. Katar schwimmt in Öl-Dollars, die Hauptbeschäftigung der Führung des Landes besteht in der Unterstützung des radikalen Islamismus in der Welt.“

„Als der Bürgerkrieg in Libyen ausbrach, konnte gerade Katar amerikanische und europäische Diplomaten davon überzeugen, dass die Macht in diesem Land im Falle eines Sturzes von Gaddafi an prowestliche Liberale gehen wird. In Bezug auf Russland wurde ein anderer Trumpf ausgespielt – eine Erklärung der Arabischen Liga über die Notwendigkeit einer ausländischen Einmischung im Interesse des Schutzes der libyschen Bevölkerung. Russland, dass noch seit Sowjetzeiten gewohnt war, Initiativen der Arabischen Liga zu unterstützen, hatte den Moment verpasst, als die Liga nach dem Sturz von Mubarak in Ägypten völlig unter den Einfluss von Katar und Saudi-Arabien geriet“, schreibt die „Moskowskije Nowosti“. 

„Nun ist Syrien an der Reihe, wohl das einzige Land im Nahen Osten, in dessen Häfen russische Kriegsschiffe frei einlaufen dürfen“, betont das Blatt.

Das Libyen-Szenario wiederhole sich nun auch in Syrien, aber mit zwei wichtigen Änderungen. Erstens: Die Mitglieder der Arabischen Liga schauen bereits mit Besorgnis auf Katar und Saudi-Arabien. Die in Syrien eingetroffenen Beobachter dieser Organisation beeilen sich nicht mit dem endgültigen Verdikt. Zweitens: Russland will nach der bitteren Lektion mit Libyen nicht mehr der Arabischen Liga im Schlepptau folgen… Anscheinend begreift nun auch China, dass im Fall von Syrien nicht mehr die gleiche Resolution des Uno-Sicherheitsrates gebilligt werden darf wie sie Peking vor einem Jahr  zusammen mit Russland in Bezug auf Libyen hat geschehen lassen.

„Zweifellos erweist sich Russland jetzt als weitsichtiger als der Westen. Es glaubt nicht mehr den Al-Dschasira-Märchen von demokratischen arabischen Revolutionen. Das Problem besteht aber darin, dass Russland lediglich die Annahme von Sanktionen gegen Syrien bremsen kann. Es kann keine eigene aktive Politik in der Region betreiben, weil es sich auf niemanden stützen kann. Es kann auch Präsident Baschar al-Assad nicht helfen, Reformen durchzusetzen – dazu fehlt es an Geld, an Instrumenten und an Willen. Wenn also der Westen nicht begreift, dass die Islamisten ihn im Diplomatie-Spiel nicht zum Zug kommen lassen, so wird das absurde Bündnis der westlichen Liberalen und der islamischen Radikalen Syrien über kurz oder lang in ein ähnliches Chaos stürzen, wie das, in dem sich bereits Ägypten, der Irak und Libyen befinden“, heißt es im Beitrag abschließend.

Quelle: http://de.ria.ru/opinion/20120131/262578062.html

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