Dienstag, 15. Mai 2012

Schreiben an Bundesaußenminister Guido Westerwelle

"Sehr geehrter Herr Außenminister Dr. Westerwelle,

ich persönlich kann mir nicht vorstellen, dass Sie in Unkenntnis der Lage in Syrien sind. Sie stellen jetzt (zu Recht) fest, dass ein Flächenbrand droht. Genau dies hat aber Dr. Bashar Al Assad schon am 30.10.2011 in einem Interview mit Sunday Telegraph gesagt. Damals wurde es als „Drohkulisse“ abgetan. Jetzt, fast sieben Monate später, fällt auch Ihnen dieser Umstand auf. Meinem Erachten nach besteht vage die Möglichkeit, dass Dr. Assad weitsichtiger ist, als es die deutsche Politik je sein wollte.

Glaubwürdigkeit, Authentizität und Ehrlichkeit waren selten Attribute der Politik. Medien und Politik haben sich zum Ziel gesetzt, Assad zu Fall zu bringen. Koste es, was es wolle. Das ist humanitärer Terrorismus. Warum werden jetzt Sanktionen wieder verschärft? Warum nennen Sie nicht Ross und Reiter!!?? Wenn Sie wirklich ein Interesse am Wohle des syrischen Volkes haben, sollten Sie die Staaten anklagen, die einen Waffenstillstand unmöglich machen. Gezielter Terrorismus (der ja immer noch unterschwellig als möglicherweise von der Regierung angezettelt aufgeführt wird) und ein reger Waffenschmuggel sind doch die Ursache für die derzeitige Eskalation. Möchten Sie auch irakische Verhältnisse in Syrien? Scheinbar ja, denn ansonsten würde die deutsche Politik anders handeln.

Vergessen Sie aber bitte nicht, dass Sie hier am politisch interessierten Volk vorbei regieren. Meine Wut auf deutsche Politiker, Journalisten (wenn man sie so nennen kann, „unreflektierte Abschreiber mit unzureichender Ausbildung“ passt besser) und die Außenpolitik in Bezug auf die arabische Welt und die besetzten palästinensischen Gebiete ist so gewaltig gewachsen, dass mir derzeit jede Partei unwählbar erscheint. Ja, sie sind es wert, in Grund und Boden gestampft zu werden. Sie sind allesamt Komplizen einer Blutspur des Terrors und einer Goebbelsschen Propaganda, die sich ungestraft durch die Medien zieht. Ich kann ein lügendes Staatswesen nicht achten, welches nichts weiter ist als ein Büttel US-amerikanischer, kriegswirtschaftlicher Interessen und wahhabitischer Saudis.

Wenn Sie tatsächlich Werte verteidigen und durchsetzen möchten, dann handeln Sie auch so! Glauben Sie denn wirklich, dass nach dem ersten Irakkrieg Ihre Stellungnahmen und Ihre Handlungen (und die aller Beteiligten) glaubwürdig sind? Die tatsächlichen Drahtzieher und massiven Unterstützer des Terrors (nicht nur bezogen auf Syrien) sitzen in Europa, den USA und auf der arabischen Halbinsel. Ich warte auf den lösungsorientierten Politiker, der dieses ausspricht. Sie / Er wird viele Stimmen ernten.

Nachhaltig lösungsorientiert bedeutet, eine Region mit den gegeben Möglichkeiten zu befrieden. Stattdessen haben Sie mitzuverantworten, was Sie selbst ansprechen – einen Flächenbrand. Sie beteiligen sich an der Zerstörung eines Staates, der gerade erst wirtschaftlich im Aufbau war und dessen Bürger ich als werteorientierte, respektvolle Menschen kennengelernt habe, von denen ich viel lernen durfte. Sie zerstören mit Ihrer Politik nicht nur Menschenleben, sondern auch eine gewachsene Kultur und eine ehemals vorsichtig aufstrebende Wirtschaft. Können Sie diesen Umstand mit Ihrem Gewissen vereinbaren, Herr Dr. Westerwelle?

Nicht Assad ist der „Böse“, es sind unsere besorgten, demokratischen Saubermänner, die sich ja so um das Wohl der Menschen in diesen totalitären Staaten kümmern und nichts anderes im Sinn haben, als das Wohl aller Menschen (merkwürdig nur, welche Königreiche in der arabischen Welt nicht so massiv von humanitären und demokratischen Werten bedrängt werden). Diese selbstlose Fürsorge führt zu geordneten Demokratien, wie z.B. Libyen, Afghanistan oder Irak, in denen die Menschen nun am Abgrund stehen.

Von einem Schreibtisch aus in angenehmer, klimatisierter Atmosphäre, fernab von Gewehrkugeln und Mörsern, ist es auch denkbar einfach Entscheidungen zu treffen, deren Konsequenzen Sie nicht einmal ansatzweise zu spüren bekommen möchten. Sie haben genaue Kenntnis über die Wirkung der Sanktionen. Heucheln Sie doch bitte den Bürgern nicht vor, dass es „nur“ die Regierung trifft. Sie bezwecken damit ein noch größeres Potential an unzufriedenen Bürgern zu produzieren, um noch mehr Pulver in das Fass zu bekommen.

Ich fordere Sie auf und bitte Sie, als Volksvertreter der Bundesrepublik Deutschland die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben und alles in die Wege zu leiten, um die Versorgung der Terrorbanden mit Waffen und Munition zu unterbinden und eine Versorgung der Bürger wieder möglich zu machen. Wirken Sie mit an der Bekämpfung des Terrors in Syrien!"


Quelle: http://www.sarsura-syrien.com/?p=6077#comment-34665

1 Kommentar:

  1. http://www.syrianews.cc/syria-open-letter-to-the-german-foreign-minister-westerwelle-644.html

    AntwortenLöschen