Donnerstag, 14. Juni 2012

Bericht über die Lage in Syrien

Während in Homs die Häuserkämpfe langsam enden, fliehen die Regierungsgegner nach Norden und Osten, um sich erneut festzusetzen.

Von Christoph R. Hörstel

In Homs gehen die Hausdurchsuchungen langsam zu Ende, dauern jedoch in den nahegelegenen Vorstädten Rastan und im Stadtbezirk Khaldiyeh noch an.

Aufständische und Terroristen fliehen Richtung Hafeh, wo gerade erst am Vergangenen Wochenende wieder Ruhe eingekehrt war. Sie treffen dort auf ihre Waffenbrüder aus Richtung Türkei und Idlib.
Diese vereinigten Kräfte versuchen nun, in Hafeh eine neue Basis aufzubauen, um ihr verlorenes Zentrum in Homs zu ersetzen. Hafeh ist ein wichtiger und belebter Durchgangsort in Richtung Türkei und Idlib, von dort aus führen weitere Versorgungsstraßen weiter ostwärts zu den Terror- und Flüchtlingscamps in der Türkei.
Syrische Offizielle versuchen jetzt an der neuen Frontlinie von Hafeh bis zur nordöstlichen Stadt Hassakeh zu verhindern, dass sich dort auf syrischem Territorium eine neue Unsicherheitszone entlang der türkischen Grenze bildet. Diese Offiziellen geben an, die neue, kurdisch dominierte Führung des „Syrischen Nationalrats“ aus Hassakeh habe die Kurden dort aufgerufen, sich ebenfalls den Rebellen anzuschließen. Doch die örtlichen Stammesführer haben dies offenbar zunächst zurückgewiesen.

Die syrische Armee führt ihren Häuserkampf unterdessen weiter fort, hat in den letzten Tagen riesige Mengen eingeschmuggelten Nachschub zerstört, Kommunikationsgerät, Waffen – und gibt an, etwa 1200 Gegner getötet zu haben. Gleichzeitig wird die Errichtung des beschriebenen Terrorgürtels an Syriens nördlicher Türkei-Grenze von Hafeh bis Hassakeh bekämpft.

Kämpfer aus Camps in der Türkei liefern sich ständig Schießereien nördlich von Aleppo in der Stadt Azaz, gegenüber dem türkischen Städtchen Kilis. Vor einem Monat wurden zwischen Idlib und Azaz 3000 infiltrierte Kämpfer festgestellt, die Syrische Armee hat 800 von ihnen gefangengenommen oder getötet, allein in Azaz. Der Rest hielt sich zumeist in Idlib auf, doch obwohl alle ungefähr vor einem Monat ausgeschaltet wurden, macht ein dauernder Zustrom aus türkischen Lagern den Bereich Idlib-Azaz zur Frontlinie.

Azaz ist ein wichtiges Einfallstor für Aleppo. Offenbar errichten die Aufständischen einen Unruhe-Gürtel von Hafeh bis Idlib und weiter über Aleppo und Azaz bis Hassakeh.

Eine der schrecklichsten Entwicklungen ist, dass die Terroristen die Männer zwingen, beisammen zu bleiben und gegen die Regierungskräfte zu kämpfen. Sie bieten dafür Geld, erschießen Familienmitglieder, wenn sich einer weigert und gehen sogar so weit, dass sie Angehörige gepresster Kämpfer in die Türkei bringen. Wenn die Männer sich dauerhaft weigern, an der Seite der Terroristen und Aufständischen zu kämpfen, lassen diese die Zivilisten nicht einfach gehen, sondern erschießen sie alle zusammen, auch ganze Familien, wie in Houla geschehen.
Terroristen nutzen diesen psychologischen Druck, um Zivilisten zu zwingen, Bomben zu transportieren: indem sie ihre Familien als Geiseln nehmen. Zum Beispiel haben sie so einen Familienvater gezwungen, sein Auto sehr nahe an einen Kontrollpunkt oder an Panzer heranzufahren, dann wird die Sprengladung im Fahrzeug aus einiger Entfernung ferngezündet; so ist es am Dienstag in Rastan vorgekommen: Ein Zivilfahrzeug wurde direkt neben zwei Panzern zur Explosion gebracht. Der Vorfall wurde von den überlebenden Angehörigen des Fahrers, der Ehefrau und den Söhnen, die verschleppt worden waren, aufgedeckt.

Insgesamt wird die Linie von Hafeh bis Hassakeh von jetzt an entscheidend wichtig. Hafeh kann als ebenso bedeutend angesehen werden wie Hama, mit dem Unterschied, dass es am westlichen Ende des Höhenzuges gelegen ist: ein weiterer sehr wichtiger Punkt auf den Nachschub- und Fluchtrouten vom und zum türkischen Nachbarn – und möglicherweise eine neue Basis für Aufständische und Terroristen.








Quelle: http://rt.com/news/syria-insurgents-new-strongholds-757/
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