Freitag, 7. Dezember 2012

"Syrien: Deutschland – die Kriegspartei?" - Erfahrungsbericht eines Betroffenen, der in Deutschland Morddrohungen erhielt

"Warum ich Syrien unterstütze und Westerwelle als Clown bezeichne.

Im Prinzip ist die Frage im Titel dieses kleinen Beitrags über Syrien und meine Erfahrungen mit vielen verschiedenen, involvierten Seiten in diesem Thema zu beantworten, aber natürlich sollte man solch eine Antwort nicht einfach nur in einen Satz fassen, ohne dass man auf Beweggründe und Erfahrungen eingeht, welche wie so oft schuldig daran sind, dass man seine Meinung gefasst hat und eine bestimmte Position vertritt.
Ich reise bereits seit einigen Jahren nach Syrien und habe dieses säkulare und friedliche Land im Nahen Osten meist genossen. Sicherlich gab es hier und da die kleinen Schwierigkeiten, wenn der Okzident auf dass Morgenland trifft.
Für solch eventuelle Probleme gibt bereits zig Business- und Reise-Knigges für den einfachen Touristen sowie für den interessierten Geschäftsmann, welcher sich manch ein Geschäft vermasseln kann, wenn er sich nicht auf die Gegebenheiten und Eigenarten des Gegenüber im jeweiligen arabischen Land vorbereitet. Dabei spielt es durchaus eine Rolle, um welches arabisches Land es sich handelt, denn nicht jedes arabische Land ist gleich.
Syrien und Saudi-Arabien sind beide durchaus arabische Länder, jedenfalls im allgemeinen Verständnis, doch hinter diesem Stereotypen gibt es so viele Unterschiede – und diese nicht nur im Detail. Saudi-Arabien ist gewiss nicht säkular und auch sonst kann man das Saudische Königreich, genauso wie manch andere Golfstaaten, kaum mehr als Verbündete des Widerstands gegen die Israelische Besatzungsmacht bezeichnen.

Auch wenn es vor dem Vorhang des politischen Weltgeplänkels immer mal wieder danach aussehen mag, dass Saudi-Arabien etwas Geld an die arme Hamas im Gazastreifen spendet und auch sonst um die Forderungen und das Wohlergehen der Palästinenser besorgt ist, so ist dies nichts anderes als die übliche Show um als arabisches Land den Schein zu wahren.
Syrien dagegen kann man durchaus als Unterstützer des Widerstandes bezeichnen und dafür gibt es so viele bekannte Gründe, dass ich diese gar nicht erst anfangen werde aufzuzählen. Die Unterstützung Syriens für die Hisbollah und die Partnerschaft mit dem Iran sind beides Gründe, welche dem Westen stets bitter aufgestoßen sind. Die Destabilisierung Syriens hat aus einem nachvollziehbaren Grund angefangen: je schwächer Syrien ist, desto einfacher kommt man an den Iran heran. Obendrein gibt es da noch die vereinzelten wirtschaftlichen und gar religiös-verblendeten Aspekte und Beweggründe.
So mögen die Wahhabiten und Salafisten zurzeit als Verbündete wahrgenommen werden, aber dies ist alles andere als ein stabiles Gebilde für die Ewigkeit. Um es direkt und einfach zu schreiben: das verkommene Saudische Königshaus und der Dicke aus Katar werden nicht ewig ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, denn spätestens wenn Syrien als „erledigt“ gebrandmarkt ist, wird es sich offenbaren, dass die Ziele Saudi-Arabiens und Katars am Scheideweg stehen, denn beide Golfstaaten haben im Grunde unterschiedliche Interessen. Die aktuelle Freundschaft könnte man als religiös-verblendete Partnerschaft mit wirtschaftlichen Interessen bezeichnen. Dass Saudi-Arabien und Katar dabei dem Westen helfen ein arabisches Land zu zerstören, juckt beide Königshäuser nicht. Ganz im Gegenteil.
Für die Wahhabiten und Salafisten, beides nicht gerade die angenehmsten islamischen Strömungen, gelten die Alawiten als Ungläubige und somit möchte man diese gerne vom Thron in Syrien stoßen. Man könnte beinahe behaupten, dass die Saudis und das Haus von Katar die Alawiten als Christen betrachten, denn natürlich sind auch die Christen, egal ob in Syrien oder in Europa, für beide Königshäuser einfach „Ungläubige“. Natürlich tut es dabei nichts zur Sache, dass Saudis und manch ein Einwohner Katars sich im Urlaub selbst wie ein freizügiger, geiler Hecht aufführt, während die Ehefrau(en) zu Hause unbeobachtet beim Taxifahrer ihre Telefonnummern hinterlassen, denn auch diese Damen aus den Golfstaaten wissen nicht nur, wie man die gegebenen Umstände am cleversten ausreizt, sondern sie wissen auch süße Textnachrichten und heimliche Treffen zu schätzen.
Auch wenn beide Golfstaaten für Frauenrechte nicht allzu viel übrighaben, so haben sich die Damen in diesen Ländern immerhin damit abgefunden und wissen durchaus, wie man sich manch einen Bonus sichert – trotz aller Regeln und Vorschriften.
Hierbei sei aber auch zu erwähnen, dass sich Muslime und Christen sowieso nicht viel nehmen wenn es um solch Themen geht. Manche sind eben treu und keusch, andere nicht. Vielleicht ist es sogar nachvollziehbar, unter gewissen Umständen, dass Saudis sich die Ehe auf Zeit gönnen (u.a. in Ägypten) oder in Syrien auch mal Alkohol genießen, während die angetraute(n) Ehefrau(en) sich daheim nicht nur von der Sonne verwöhnen lassen. Es ist ja nicht so einfach, wenn man im Grunde in einem Staat lebt, in dem man sowieso nichts darf und wie manch ein Dichter oder „Aktivist“ schnell mal hinter Gitter landet – Gefängnis scheint sowieso die bessere Option zu sein, denn in Saudi-Arabien gibt es durchaus noch andere, brutalere Strafmaßnahmen – inklusive endgültige.
Doch zurück zu Syrien. Seit Jahren reise ich mit Freuden nach Syrien und kann wohl langsam auch behaupten, einen ziemlich „syrischen“ Freundeskreis zu besitzen. Dies ist nicht nur etwas Schönes, sondern oft auch praktisch, selbst wenn man manche Eigenarten ab und zu verdammt. Man schätzt und pflegt diese Freundschaften und ich möchte sie nicht mehr missen.
Man hat in den letzten Jahren durchaus gemerkt, dass die syrische Regierung unter dem Präsidenten Bashar al-Assad so einiges verschlafen hat und weiterhin verschläft. Dies ist sicherlich nicht nur auf die Eigenarten manch arabischer Länder zurückzuführen, sondern auch auf die Schwierigkeiten und Komplexität in Syrien. Eine deutsche Regierung hat es einfacher. Es gibt keine Feinde an den Grenzen, keine großartigen Probleme zwischen den verschiedenen Religionsgruppen (die Integration wird sowieso von allen Seiten an die Wand gefahren, egal was bei Maischberger so diskutiert wird) und wenn man von der Arbeitslosigkeit, dem Euro und das Finanzproblem absieht, ist doch alles in Butter. Man gestatte mir diese kleine Untertreibung bei diesem Vergleich.
In Syrien gibt es nicht nur die Komplexität dank verschiedener Ethnien und Religionsgruppen, sondern auch den Feind Israel – genauso wie den nicht gerade stabilitätsfördernden Libanon. Im Grunde wurde das Zusammenleben der verschiedenen Ethnien und Religionen in Syrien recht gut „gepflegt“. Die Regierung Syriens hat es durchaus gewusst, wie man das Land „handhabt“, ohne dass es zu große Differenzen gibt, welche die eigentliche Stabilität schaden könnten. Natürlich gab und gibt es Korruption in der Regierung sowie im Volk, genauso wie es eigensinnige, arrogante und auf den eigenen finanziellen- sowie imageträchtigen Vorteil bedachte Personen gibt.
Dies sind nicht einmal „Neuigkeiten“. Viele, welche bereits in Geschäften oder Angelegenheiten mit syrischen Ämtern, Beamten, Kontakten und gar „Freunden“ involviert gewesen sind, werden bezeugen können, dass alles gar nicht so einfach ist wie es eigentlich sein könnte – und man besser stets vor Ort ist, denn wenn man weit entfernt weilt, geht öfters nicht viel voran.
Selbst Spendenprojekte für Kinder und behinderte Menschen in Syrien sind nicht einfach. Die Bürokratie, die Korruption und die allgemeine Schläfrigkeit schaden einem schnellen „Vollzug“ solcher Projekte ungemein.
Doch viele Syrienreisende werden ebenfalls darin zustimmen, dass die Reisen nach und durch Syrien wunderschön waren, dass Land eine Basis hatte, auf der man hätte aufbauen können, und dass es keinen angenehmeren Urlaubsort gab. Es war nicht so aufdringlich wie in Ägypten oder Tunesien, Damaskus war nicht ganz so schmutzig wie Kairo, und die Preise waren gerade für westliche Touristen einfach nur perfekt. Noch war der Tourismus in Syrien so ausgeprägt, dass man viele negative Spuren bereits erkennen konnte, aber er war auf einem guten Wege dahin. Tourismus mag vorteilhaft für die Menschen vor Ort sein, aber er birgt eben auch seine Schattenseiten in sich.
Warum ich nun Syrien unterstütze? Ich war auch im vergangenen Jahr in Syrien und bin mehrfach durch das Land gereist. Dies bedeutet, ich war nicht nur in der Hauptstadt Damaskus oder dem Handelszentrum Aleppo, sondern auch an manch anderen Orten in Syrien unterwegs. Ich fuhr durch Idleb (Idlib), trank Kaffee in Hama und gönnte mir ein Eis in Homs. Klingt bezaubernd? War es beinahe auch – wären da nicht diese seltsame syrische Opposition und deren Unterstützte.
Im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres war die Welt in Syrien im Grunde noch in Ordnung. Es gab zwar die kleinen Proteste, welche nicht sofort gegen al-Assad stattgefunden haben, aber davon hat man sonst im Land nicht viel gemerkt. Die Mär des friedlichen Beginns dieser von außen angetriebenen „Revolution“ in Syrien ist zudem einfach falsch. Es mag für Interessengruppen, Medien und auch Regierungen praktisch sein, dieses Märchen weiterhin zu nutzen und zu verbreiten, schließlich hat es einen propagandistischen Mehrwert, aber dies ändert nichts daran, dass es einfach nicht stimmt. Die „Revolution“ in Syrien war von Anfang an gewalttätig – und dies war auch gewollt so.
Man kann zu diesem Thema selbst auf Deutsch bereits einige gute Erläuterungen bei Google finden und manche Darlegungen sind 1:1 dass, was man auch im Lande mitbekommen hatte und hat. Zum Beispiel hier: „Zu Syrien und der Mär vom friedlichen Beginn der Proteste“. Natürlich war die Reaktion nicht gerade vorteilhaft, aber im Grunde hätte es auch gleich schlimmer ausfallen können.
Damit möchte ich die verantwortliche Obrigkeit nicht in Schutz nehmen, aber wenn man es mit Vorkommnissen in Bahrain oder Saudi-Arabien vergleicht, so war es gar nicht mal so schlimm am Anfang. Es dauerte dann auch seine Zeit, gar zu lange, bis sich das syrische Militär endlich um die marodierenden Banden und Islamisten gekümmert hat. Dass manch ein „Revolutionär“ sich innerhalb dieser bewaffneten Gruppierungen ebenfalls aufgehalten hat. Nun gut, wenn man von Islamisten und ausländischen Amateur-Söldnern erwartet, dass die wirklich demokratische Ziele in Syrien verfolgen würden, ist man vielleicht auch einfach selber schuld daran, dass man zu einem weiteren Opfer dieser „unkonventionellen Kriegsführung“ ausländischer Mächte und der Reaktion der Staatsgewalt wird.
Nach all der Zeit, welche nun bereits vergangen ist, gibt es bereits so viele tragisch wie traurige Vorkommnisse, dass man im Grunde gar nicht mehr weiß, wie man diese noch irgendwann verarbeiten soll. Dies gilt nicht nur für die einfache syrische Bevölkerung, sondern gewiss auch für viele Syrer außerhalb des Landes, welche bereits Freunde und Familienmitglieder verloren haben. Eigentlich bin ich gar nicht gewillt auf die Geschichten von Freunden einzugehen, aber auch diese haben bereits Verwandte und Freunde verloren. Frauen wurden vergewaltigt, Mädchen ermordet und Brüder bombardiert. All dies nicht durch die Soldaten der syrischen Armee, sondern durch die vom Westen unterstützten Banden, welche das Land an den Abgrund führen sollen. Nicht nur unterstützt, nein, es wird sogar gedeckt.
Nicht nur die Betroffenheit, die Trauer und Wut ist mittlerweile riesig, sondern auch der Skandal hat eine Dynamik angenommen, welche bereits ungeahnte Höhen erreicht hat. Die Demokratie hat bereit verloren – vielleicht sogar schon vor Jahren, denkt man an Gladio, Irak und viele weitere Stichwörter, bei denen die westlichen Menschenrechte, die westliche Demokratie komplett versagt hatte und hat. Die jeweiligen „Sieger“ schreiben die Geschichte und daran wird sich nie etwas ändern. Schlimmer wird es nur noch, wenn die sogenannte freie Presse diese Spielchen mitspielt und plötzlich, nach Jahren, endlich entdeckt, dass nicht alles so goldig war, was man zuvor gefeiert hatte.
Man kann kein Land mit Gewalt demokratisieren und manch ein Land möchte dies auch nicht. Genauso wie manch eine Gesellschaft mit Demokratie nicht sofort klarkommt, selbst wenn es als positiv empfunden wird, dass man endlich „frei“ wählen darf – zwischen Cholera und Pest. Meist ist es ja doch so, dass in diesen „befreiten, demokratisierten Ländern“ irgendwie Proxy-Regierungen an die Macht kommen, welche eben die Sachen erledigen, die von ausländischen Regierungen, man braucht nicht einmal Länder hier zu nennen, vorgegeben wurden. Schließlich kam man auch dank deren Hilfe an die Macht.
Eines der frischeren Beispiele dafür ist der Kuhhandel zwischen der US-Regierung unter dem Präsidenten Barack Obama und der Muslimbruderschaft in Ägypten. Dieser Kuhhandel, welcher zurzeit der so gefeierten Rede Obamas an der Universität in Kairo endgültig besiegelt wurde, gilt inzwischen als bestätigt. Nicht nur das geheime Tonaufzeichnungen aus Beirut mit einem so prominenten Namen wie Jeffrey Feltman dies zwischen den Zeilen bestätigen, sondern auch im Dunstkreis des deutschen Bundesnachrichtendiensten weiß man darüber schon lange Bescheid – selbst Mitarbeiter verschiedener Landeskriminalämter mit der Spezialisierung auf den Nahen Osten nehmen bei diesem Thema kein Blatt vor den Mund.
Schade nur, dass die Wahrheit für die Medien selten interessant ist, denn diese verkauft sich einfach nicht so gut – selbst wenn es im Falle Syrien (aber auch Ägypten, Libyen, Somalia usw.) ein riesiger Skandal wäre; es ist eben die „falsche Seite der Geschichte“. Es wäre für die „politischen Ziele“ verschiedener Seiten auch ziemlich destruktiv wenn die sog. „freie Presse“ plötzlich damit anfangen würde, die Wahrheit zu publizieren und sich wieder einem wirklich investigativem Journalismus zu widmen, anstatt Aktivisten zu zitieren und schlecht übersetzte Propaganda von al -Jazeera abzudrucken.
Wie man bereits merkt, die Antworten lassen sich wirklich nicht in einen Satz fassen. Man reist nach Syrien, reist durch dieses Land des Nahen Osten und erkennt an einem schönen Freitagnachmittag, dass der propagandistische Golfstaaten-Sender al-Jazeera tatsächlich von einer Antiregierungsdemonstration in der Stadt berichtet, in der man sich zu diesem Zeitpunkt gerade aufgehalten hatte. Doch man war nicht nur in der gleichen Stadt, sondern auch am im Beitrag von al Jazeera genannten Platz, an dem diese Demonstration gegen die böse syrische Obrigkeit stattgefunden haben sollte.
Das Problem an diesem Vorfall war nicht die Menschenmenge an diesem typischen Freitag in dieser syrischen Stadt, sondern dass es eben keine Demonstration gegeben hatte. Gar keine. Nicht mal eine kleine, süße Ansammlung von ein paar Syrern. Schade! Im Gegenteil, es war wie bereits erwähnt, ein normaler Freitagnachmittag in dieser Stadt, wie ich ihn bereits seit Jahren kenne und liebe – von manch Menschenmassen auf den arabischen Märkten abgesehen und auch die Horden an schwarzgekleideten Pilgern sind in der Hauptstadt nicht immer angenehm.
Aber dies ist kein negativer Aspekt oder gar eine Kritik – es ist einfach so und man findet sich damit ab. Nach all den Jahren kennt man seine Schleichwege und man hat sich des Nachts in einer größeren syrischen Stadt sowieso immer sicherer gefühlt als Nachts in Neukölln oder dem Hasenbergl.
Somit hatte ich am Anfang dieser sogenannten „Revolution“ in Syrien sofort mein persönliches Schlüsselerlebnis. Diese falsche „Berichterstattung“ durch al-Jazeera (ein Synonym wäre al Arabiyya, wenngleich aus einem anderen Golfstaat) hat sich dann bis heute durchgezogen. So manch ein Videostream einer Demonstration in (angeblich) Syrien wurde ab und zu an anderen Freitagen von al-Jazeera wiederholt und es wird schon seltsam, wenn man bei einer angeblichen Antiregierungsdemonstration auf al-Jazeera Bilder des Präsidenten sieht – inklusive der richtigen, syrischen Flagge – also nicht diese abstruse Französische Mandatsflagge, deren Benutzung für diese „Revolution“ nicht gerade von Intelligenz zeugt, oder eben gerade darauf hinweist, was man von dieser „Revolution“ zu halten hat. Im Grunde waren Revolutionen wohl irgendwann mal positiv, aber diese Unschuld haben sie verloren. Nach den Erlebnissen und Erfahrungen rund um Libyen und Syrien fängt man ganz automatisch damit an, dass man auch vorherige, bereits „historische Revolutionen“ ganz neu in Frage stellt.
Nun gut – nachdem ich an einer Demonstration gegen die Regierung teilgenommen haben soll, welche in der Realität nie stattgefunden hatte, sondern nur in der propagandistischen Matrix des Golfstaatensenders als Event gefeiert wurde, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, diese „Revolution“ in Syrien weiterhin ganz detailliert zu verfolgen. Dementsprechend reiste ich gegen Ende des vergangenen Jahres auch wieder nach Syrien. Noch gab es keine großartigen Anschläge per Autobomben und auch die Scharfschützen der vom Westen unterstützen „Freien Syrischen Armee“ (Was für eine Bezeichnung!) waren noch nicht in der Hauptstadt Damaskus sowie in Aleppo angekommen.
Doch auch bei dieser nächsten Reise nach Syrien in 2011 hielt ich mich nicht nur in Damaskus oder Aleppo auf, sondern reise auch nach Hama und Latakia. Somit kam ich an Idleb (Idlib) vorbei, durchquere die Region um Homs des Öfteren und hatte hier und dort so manch ein interessantes Erlebnis.
Man sieht nicht nur vieles, sondern man hört auch so einiges. Eines der Probleme bei der Informationsbeschaffung dürfte wohl sein, dass manche gerne vieles sehr ausschmückend berichten – je nachdem wie lange der Tag so ist oder wie viel manche bereit sind, zu zahlen. Man könnte auch sagen, manche erzählen viel Schwachsinn, wenn diese Personen denken, dass es ihnen irgendwie hilfreich sein könnte.
Obendrein gibt es noch den kleinen orientalischen Hang zu Übertreibungen, weshalb man von vielen genannten Zahlen aus arabischen Quellen über ermordete Soldaten, ermordete Terroristen (usw.) auch besser immer einen gewissen Teil automatisch abzieht. Man lebt damit einfach näher an der Realität. Im Grunde ist dieser Hang zur Übertreibung sogar etwas sehr Schönes, aber eben nur, wenn es sich um Märchen und „Kleinigkeiten“ handelt. Im Krieg und abseits der Liebe kann dieses orientalische Faible schon recht destruktiv werden.
Bei meiner letzten Reise durch Syrien habe ich mit vielen Syrern und Syrerinnen über die aktuelle Situation, diese „Revolution“ im Lande und die Schlagzeilen im Ausland gesprochen. Dabei wurde ziemlich schnell klar, dass diese Personen zwar durchaus einsehen, dass in Syrien nicht alles perfekt gewesen ist, aber solch eine gewalttätige „Revolution“ nicht unterstützen. Hinzu kommt, dass Personen, welche zu den jeweiligen ethnischen bzw. religiösen Minderheiten des Landes gehören, immer mehr Angst bekamen vor diesen radikalisiert-islamistischen Gruppierungen. Kaum überraschend.
Nach den letzten Monaten liegt dies auf der Hand. Wie schon in Afghanistan (und anderenorts) unterstützen die verantwortlichen Regierungen im Westen radikale Gruppierungen – im vollen Bewusstsein darüber, dass diese Banden spätestens nach einer Machtergreifung sowieso zum Problem werden. Libyen ist zudem auch ein gutes sowie trauriges Beispiel für eine fehlgeleitete, arrogante und absolut menschenverachtende Politik manch westlicher Kräfte.
Während meiner Reise durchs Land, bevor sich die Lage gegen Ende 2011 endgültig verschlimmert hatte, machte ich viele Bilder und nahm auch das eine oder andere Video auf. Ich sprach mit Personen aus allen möglichen Richtungen und Religionen. Dass Gesamtbild wurde immer klarer und eines schönen Abends führte ich auf die Anfrage eines Journalisten, welcher meine Fotos und Informationen auf einem sozialen Netzwerk entdeckt hatte, eine kleine Videodebatte mit ihm und einem der bekanntesten „syrischen“ Aktivisten.
Bei dieser Debatte, bei der offenkundig wurde, dass der Journalist bereits jegliche Objektivität verloren hatte und von Syrien auch nicht viel weiß, hat sich dieser „Aktivist“ als jemand offenbart, welcher nicht einmal in Syrien aufgewachsen war, denn dieser wuchs in den Vereinigten Staaten sowie Großbritannien auf und kam erst später, zum Zeitpunkt als die amerikanische Unterstützung für syrische Oppositionsgruppierungen im In- und Ausland begonnen hatte, nach Damaskus. Stolz teilte dieser „Aktivist“ mit, dass er mir ja seinen syrischen Ausweis zeigen könne – doch dies können viele, es bedeutet nur nicht, dass man wirklich Syrer ist.
Die syrische Regierung hat seit langer Zeit die Eigenart, gerne mal Pässe zu verteilen und zurückverlangen tut man es dort nicht. Dies bedeutet, man kann seinen syrischen Pass gerne einsenden mit der Bitte, dass man diesen vernichten solle, aber das einzige was passiert ist eben, dass man seinen Pass auf dem Postweg wieder zurückbekommt, denn im Grunde kann man tun und lassen was man will – die syrische Regierung entzieht niemandem die Staatsbürgerschaft. Eigentlich eine eventuell nette Geschichte, wäre es in manchen Fällen nicht so unglaublich unverständlich.
Nun gut, die Videodebatte mit diesem sogenannten Journalisten und dem „Aktivist“ offenbarte ebenso, dass der angebliche Syrer keine wirklich guten Ortskenntnisse über Syrien hatte und selbst ein paar Probleme mit den Stadtteilen von Damaskus. Obendrein irrte er sich im Datum des Beginns dieses „Aufstandes“ in Syrien und auch sonst war es schon recht interessant, dass er eingestanden hatte, dass einige Nachrichten im Westen nicht zutreffend sind. Nach dieser kleinen Debatte war ich recht zufrieden, denn auch dieses Gespräch hatte dargelegt, dass nicht jeder „Aktivist“ eine wirklich gute Quelle ist oder gar über Syrien viele Kenntnisse besitzt. Ein gutes Beispiel für die Exilsyrer, welche sich in all diesen Revolutions- und Oppositionsgruppierungen sammeln. Für jene war ein zweiwöchiger Urlaub in Syrien in den letzten Jahren, wenn überhaupt, schon das höchste aller Genüsse.
Hierbei sei erwähnt, dass es auf der Hand liegt, dass die syrische Stadt Idleb (Idlib) eine der Brennpunkte dieser „Revolution“ ist und auch Stadtteile wie Baba Amr in Homs als solches bezeichnet werden können. Viele syrische Familien, welche in Stadtteilen wohnen bzw. wohnten, die an Baba Amr angrenzten, ließen ihre Kinder nachts nicht in diesen benachbarten Stadtteil, denn es war einfach zu gefährlich und so verbot man es den Kindern, sich dorthin zu begeben. Im Falle von Idleb (Idlib) hat wohl jeder bei seiner Reise in diese syrische Stadt gemerkt, dass man dort nicht bedingt willkommen ist. Dass Stadtbild ist etwas anders und das Gefühl beim Erkunden dieser Stadt sowieso – gerade dank der Einwohner. Idleb war und ist religiöser, wenn man es denn so nennen kann.
Wenn zu dieser „Religiosität“ noch eine gewisse Armut kommt, dann sind Probleme unausweichlich. Man flüchtet sich in die Religion, weil man ansonsten keinerlei Hoffnungen mehr hat. Zudem möchte man selbst auch gar nicht allzu aktiv werden um seine Lebensposition zu verändern. Wieso auch? Es gibt die Religion und Gott bzw. Allah wird schon wissen, was er macht. Bookra, Inshallah! Man kennt es ja.
Viele dieser Brandherde der syrischen „Revolution“ liegen genau in solchen Gebieten bzw. Stadtteilen, über die man bereits wusste, dass man dort durchaus etwas intensiver mit der Religion umgeht und die Einwohner teilweise ärmer sind als anderswo in Syrien. Dabei gibt es einige wichtige Unterschiede zu den Lebensumständen in Syrien im Vergleich zu z.B. Ägypten, denn während man dank der Preise für Lebensmittel (etc.) in Ägypten durchaus nachvollziehen konnte, weshalb es zu einer „Revolution“ gekommen ist (auch wenn diese mutwillig herbeigeführt worden ist und sich gerade wiederholt, was zu erwarten gewesen ist), war dies in Syrien nicht der Fall. Die Preise in Syrien für Brot, Wasser und andere essentielle Nahrungsmittel waren in einem Bereich, der nicht nach einer „Revolution“ verlangte. Hierbei können Ägypter und Tunesier, wenn man ihnen dies nahelegt, auch nicht nachvollziehen, wieso die „Syrer“ nun auf die Straße gehen. Ungläubig wird gefragt, wieso es überhaupt eine „Revolution“ gibt, denn das Preisgefüge und die Lebensumstände in Syrien klangen und klingen „himmlisch“ für Ägypter und Tunesier – sicherlich auch für die Einwohner aus Beirut.
Natürlich ist einigen Ägyptern sowie Tunesiern seit langem klar, dass dieser Aufstand in Syrien getürkt ist und es sich um marodierende, islamistische Banden handelt, welche die alawitische Führung stürzen möchten und gleichzeitig den „Widerstand“ schwächen. Es ist schon interessant, dass Islamisten sich zum Werkzeug von Israel machen und man gleichzeitig die westlichen Triebe befriedigt.
Doch zurück zu der Videodebatte mit einem der bekanntesten „Aktivisten“, welchem obendrein noch eine Seite bei Wikipedia gewidmet wurde – auch wenn die Informationen, welche dort verbreitet werden, kaum zutreffend sind. Wie erwähnt, es ist wohl kaum als ein Zufall zu bezeichnen, dass dieser „Aktivist“ zur gleichen Zeit nach Damaskus kam als auch die USA damit begonnen hat, syrische Exilanten und selbsternannte Oppositionsgruppierungen sowie arabische TV-Sender außerhalb Syriens zu finanzieren und unter die Arme zu greifen. Während man Ugarit TV nennen kann, sollte man auch erwähnen, dass einige bereits aufgetauchte Dokumente ebenso darlegen, dass das amerikanische Außenministerium seit einigen Jahren damit bekommen hatte, Wohnungen in der syrischen Hauptstadt anzumieten – viel mehr als man eigentlich aus den diplomatischen Beziehungen heraus benötigen würde.
Zudem war die Entsendung eines neuen US-Botschafters nach Syrien zwar eine nette Geschichte, doch die Einschätzung, dass dies aus einem „guten Willen“ heraus geschehen ist, diese ist natürlich falsch. Der amerikanische Botschafter in Syrien sollte den Weg für Probleme in der syrischen Gesellschaft vorbereiten. Diese Person tat dies zuvor schon anderswo und eine Bezeichnung wie „Salvador-Option“ gibt es auch nicht einfach so. Die Sache rund um Lawrence von Arabien funktioniert noch immer prächtig und man muss sich eigentlich an den Kopf fassen, denn es ist kaum greifbar, dass die syrische Regierung so blind gewesen ist.
Vermutlich war sie dies auch nicht, aber es gibt halt Probleme in dieser Regierung, welche es nicht nur seit den „Aufständen“ gibt – sondern schon seit vielen, vielen Jahren. Korruption, Arroganz und Ignoranz sind einige dieser Probleme. Dass die Korruption in manchen arabischen Gesellschaften ebenso ein Problem darstellt, sollte man wohl auch erwähnen, denn hierbei handelt es sich primär um ein Gesellschaftsproblem in diesen Ländern.
Es ist kein Wunder, dass auch die Regierung und Ministerien dementsprechend korrupt sind. Es gibt zwar Ausnahmen, aber diese bestätigen nur die Regel – es handelt sich auch nicht um ein Vorurteil. Betrachtet man aber die Nachrichten aus Europa von den vergangenen Jahren so kann man einige Bereiche und Länder wohl auch als korrupt bezeichnen, selbst wenn sich die Korruption eben ein bisschen anders äußert als es in Ägypten oder Syrien (Tunesien, Libanon etc.) an der Tagesordnung ist.
Hinzu kommt wohl das Problem, dass es zu viele falsch organisierte und teilweise eigenmächtig handelnde Geheimdienste in Syrien gab und gibt. Von einer positiven Ordnung kann man kaum mehr sprechen. Diese Anzahl und der destruktive Zustand dieser „Dienste“ ist dementsprechend auch einer der Gründe, wieso es die ausländischen Kräfte gar nicht so schwer hatten die Lunte zu entzünden. Historisch gesehen ist all dies auch kein wirkliches Novum. Während die Entwicklungen innerhalb verschiedener, in Syrien lebender Gemeinschaften, durchaus interessant ist und gleichzeitig auch darlegt, dass das Land bereits seit Jahrhunderten unter Verrat und Egomanie gelitten hatte, auch wenn es immer wieder Phasen gegeben hat in denen die heile Welt des Zusammenlebens verschiedener Sekten und Ethnien funktioniert hatte, so hätte wohl kaum jemand, der das Land kennt, noch vor knapp drei Jahren angenommen, dass Syrien in solch eine Situation wie die aktuelle Lage abdriften wird.
Der Westen und die anderen Puppenspieler hinter dieser angetriebenen „Revolution“ haben durchaus gute Arbeit geleistet, wenngleich nicht alles so wie eigentlich angedacht funktioniert hat. Sicherlich hatte man nicht geahnt, dass Syrien so lange aushalten wird und der Präsident al-Assad so lange auf eine, wenn auch zurückgegangene, Mehrheit bauen kann – und darf.
Wie verliefen meine Erlebnisse nun nach dieser oben erwähnten Debatte mit diesem „Aktivisten“ und dem Journalisten? Einen Tag nach dieser „Diskussionsrunde“ hatte es sich bereits offenbart, dass man solch „Aktivisten“ nicht trauen kann und sollte, denn bereits einige Stunden später wurden auf verschiedenen sozialen Netzwerken wie zum Beispiel Facebook nicht nur meine privaten Bilder (öffentlicher G+ Account mit richtigem Namen sei Dank..) getauscht, sondern auch meine Privatadresse. Dies wäre nicht so dramatisch, wenn es nicht über 700 Leute „ge-liked“ hätten, dass man öffentlich zum Mord an meiner Person aufruft – geteilt wurde es inzwischen wohl über 1000 Mal.
Man hatte auch auf Arabisch, Deutsch und Englisch durchwegs interessiert diskutiert, wie man mich nun am besten aus dem Wege schafft und ermordet. „Zwei Schüsse durch die Augen“ war noch ganz nett im Vergleich zu anderen Ideen. All dies wäre auch nicht so tragisch, wenn es nicht der Fall wäre, dass einige dieser Kommentatoren in Deutschland leben und manche sogar von der Deutschen Regierung in Berlin seit Monaten unterstütz werden – e.g. bei der Planung der syrischen „Wirtschaft“ nach der Zeit von al-Assad. Tja, irgendwie kommt man sich dabei nicht nur wie im falschen Boot vor, sondern man beginnt auch durchgehend an dieser Scheindemokratie zu zweifeln.
Dieser Zweifel nimmt natürlich zu, wenn man etwas später noch erleben darf, wie das Landeskriminalamt, das Auswärtige Amt und selbst das Bundeskriminalamt mit dieser Sache umgehen.
Natürlich hielt ich mich zum Zeitpunkt der Morddrohungen, welche ich dank der „Videodebatte“ (Aktivist gibt Daten an „Opposition“ weiter) erhalten hatte, noch in Syrien auf. Irgendwie hatte man zu diesem Zeitpunkt kein wirklich angenehmes „Feeling“ mehr und manche werde dies sicherlich nachvollziehen können. Andererseits war die Situation zu diesem Zeitpunkt in Syrien noch nicht so dramatisch in vielen Gebieten und auch die gezielten Attentate durch die sog. „Freie Syrische Armee“ (FSA) hatten noch nicht solch Ausmaße angenommen.
Lange währte mein Aufenthalt in Syrien nicht mehr und so setzte ich bald wieder einen Fuß auf deutschen Boden. Manch einer mag sich nun fragen ob es nicht besser gewesen wäre, wenn man in solch einer Situation die deutsche Botschaft in Damaskus, Syrien, aufgesucht hätte? Mit Verlaub, nein. Die deutsche Botschaft in Damaskus war und ist in den meisten Fällen recht interessenlos und auch ziemlich „umsonst“.
Insgesamt ist das Auswärtige Amt eher als ein Amigo-Amt zu bezeichnen und meine Erfahrungen und Informationen zu den Angestellten in Damaskus sind dementsprechend auch nicht besonders positiv. Meist zeigten diese Personen sich recht uninteressiert, gar barsch und hochnäsig – wobei es eigentlich schade ist, dass Ausländer, welche sich für Deutschland interessieren, zuerst mit solch einem schlechten Bild konfrontiert werden. Um es kurz zu machen, auch wenn man dieses Thema weiter ausführen könnte – ein Besuch des Auswärtigen Amts in Damaskus hätte sich nicht gelohnt.
Als ich zuhause angekommen so durch die nächtlichen Straßen von Berlin gelaufen bin, wurde mir bewusst, dass sich das Auswärtige Amt bei mir gemeldet hat. Obendrein erfuhr ich noch, dass die Polizei sich bereits für mich interessiert hat, denn zwei eher überforderte Beamte suchten des Nachts bereits meine Schwiegermutter – und hinterließen dort, nachdem diese noch die Großmutter aus dem Bett klingeln wollten, eher den Eindruck, dass ich eigentlich schon irgendwo Tod in einem Damaszener Straßengraben liegen könnte. Gut gemacht. Respekt für so viel Feingefühl.
Nun gut, man meldete sich beim Auswärtigen Amt um sich zurückzumelden. Dort erfuhr man dann, dass man im Amt froh darüber wäre und erhielt noch den „Ratschlag“, es klang eher wie eine kleine Drohung, dass man doch in nächster Zeit „seine Füße ruhig halten solle“. Danach verwies man mich zur Bundeskriminalpolizei und auch dort meldete ich mich dann – natürlich, schließlich war und ist man ja ein braver Bürger und möchte mit der Polizei (Sorry Guys!) nichts zu schaffen haben bzw. keinerlei Probleme bekommen.
Die Bundeskriminalpolizei (BKA) war ebenso froh, aber eher aus dem Grunde, dass durch meine Ankunft in Deutschland das Landeskriminalamt (LKA) zuständig für diesen Fall wurde und dies teilte mir man auch freudig mit. So meldete ich mich auch bei meinem zuständigen Landeskriminalamt und trotz der „Dringlichkeiten“, welche durch das Auswärtige Amt und Bundeskriminalamt vermittelt wurden, bekam ich erst einige Tage später einen Termin dort. Na, immerhin gleich bei der Staatssicherheit.
Die Tage zwischen meiner Ankunft in Deutschland und dem Termin bei der Staatssicherheit waren recht interessant. Dank der Aufregung hatte ich u.a. vergessen, dass Halloween gefeiert wurde. Kurzum, es klingelte abends um etwa 21 Uhr und ich hatte keinerlei Besuch erwartet. Dank einiger weiterer Morddrohungen in der Zwischenzeit war ich doch etwas nervös, was manche eventuell ebenso nachvollziehen können. Ab zur Gegensprechanlage, Hörer genommen und gelauscht – nichts. Dann erneutes Sturmklingeln. Messer geschnappt – was man eben so macht in solch Situationen. Am Ende offenbarte sich dann ein „Süßes oder Saures“ an der Gegensprechanlage. Prima. Vielleicht kann man es dem Fakt zuschreiben, dass man als normaler, einfacher Bürger nicht bedingt an solch Situationen gewöhnt ist (vermutlich).
Der Termin bei der Staatssicherheit war recht interessant, wenngleich auch recht umsonst. Für etwa drei Stunden unterhielt man sich über die Reise nach Syrien, die Islamisten, Salafisten und den schlechten Journalismus in Deutschland. Während mir erzählt wurde, dass Urlaubsfotos bereits einen Bestandteil einer Spionage darstellen können und man mit solch Drohungen nicht belanglos umgehen sollte, wurde mir von dem Herren auch erklärt, dass es in Deutschland durchaus Dienste gibt, welche man einfach nicht kennenlernen möchte – und ich bin mir weiterhin nicht sicher ob der Herr von der Staatssicherheit nun den BND (Hallöchen, Freunde!) meinte oder nicht.
Meine Unsicherheit in diesem Punkt besteht einfach aus dem Grunde, dass dieser Herr der Staatssicherheit auch erwähnte, dass durchaus mal ein Haus in die Luft gesprengt wird, nur um ein oder zwei Personen loszuwerden. Zudem wurde mir geraten, mein Auto demnächst auf Autobomben vor dem Einsteigen zu untersuchen und auch sonst ein paar weitere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Uh. Autobomben? Das eigentlich erschreckende daran ist, dass ich all dies nicht erfunden habe.
Nun denn, ich richtete mich nach diesen Vorsichtsmaßnahmen, jedenfalls für eine Weile, man wird dann ja doch träge, immer wieder um seinen Wagen herumzulaufen und unter das Auto zu sehen. Nach einiger Zeit, der Termin bei der Staatssicherheit lag bereits ein paar Tage zurück, erhielt ich von der Staatsanwaltschaft dass nette Schreiben, dass man nichts zu den Morddrohungen ermitteln konnte und die Sache somit eingestellt wäre. Wow! Ein jeder Filesharer ist eher heute als morgen dran, jedenfalls in Deutschland (von Abmahnungsfällen ganz zu schweigen) aber bei so etwas gibt es dann nichts zu ermitteln bzw. herauszufinden? Ich war dementsprechend leicht angefressen.
Dies hat wohl auch der Herr aus dem LKA bemerkt, welcher nach dem Wochenende überraschend angerufen hatte und erklärte, er wäre für den Fall zuständig. Seltsamerweise wusste er, obgleich für den Fall zuständig, gar nicht, dass die Staatsanwaltschaft diese Akte schon geschlossen hatte.
Mit dem Herrn unterhielt ich mich ein wenig am Telefon und er teilte mir auf meinen Kommentar, dass man doch eh nichts ermittelt hätte, immerhin mit, dass man schon „ein bisschen ermittelt habe“. Na da sind Steuergelder richtig gut investiert. Genauso wie der Herr von der Staatssicherheit stimmte der LKA Mitarbeiter zu, dass man bei Morddrohungen im Grunde erst etwas unternehmen kann, sofern diese gegen einfache (nicht prominente, reiche Mitbürger) gefallen sind, wenn etwas „passiert“ it. Bravo. Also lieber den Nachbarn bedrohen als Frau Katzenberger.
Dem Herrn des LKA erklärte ich dann noch, vermutlich recht verärgert, dass es zum Schutze des Staates wohl besser gewesen wäre, wenn man sich um solch radikale Personengruppen kümmern würde, aber dies wohl nicht funktioniert, da die Regierung diese gleichzeitig unterstützt. Daraufhin folgte das Statement meinerseits, dass die Gewaltenteilung (Legislativ, Exekutive, Judikative) wohl nicht mehr funktionieren würde, denn als wirklich „unabhängig“ kam mir überhaupt kein „Staatsorgan“ mehr vor.
Weiterhin erfuhr ich bei diesem Telefonat noch, dass das LKA zurzeit sowieso mit anderen Dingen beschäftigt wäre (da war ja was.. Gladio 2.0 – V-Männer, Nazis und Co., man kennt es ja). Der eigentliche Grund des Anrufes, so erfuhr ich dann noch, war wohl jener, dass man gerne ein Gespräch mit mir hätte um den Syrien-Urlaub zu rekapitulieren. Ich erklärte abschließend, dass es dabei nichts mehr zu besprächen geben würde und ich meine Meinung aus diesen Erlebnissen bereits gefasst habe. Somit müsse er nicht mehr seine Zeit verschwenden usw.
Nach weiteren kleinen Morddrohungen (irgendwann fängt man an, diese nach Kategorien einzuordnen) und nun knapp einem Jahr, welches bereits ins Land gezogen ist, erfuhr ich noch, dass jemand wie Herr Westerwelle, eigentlich der aktuelle Außenminister im Amt, aber wohl eher ein Clown im Büro, sich in Tunis (Tunesien) bei einem Treffen noch recht skurril geäußert hatte. Nicht nur, dass Herr Westerwelle das kleine Problem mit den Salafisten dort heruntergespielt hat (im Sinne von „das wird schon werden“), sondern Herr Westerwelle teilte auch mit, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen den Salafisten und der CDU in Deutschland geben würde. Ach ja? Ich glaube kaum, dass man dies auch bei der CDU/CSU so sieht. Aber gut, selbst im Auswärtigen Amt wird Herr Westerwelle gerne mal als „Schwesterwelle“ bezeichnet und dies sagt bereits alles aus, auch wenn ich ihn lieber als „Clown“ benenne, denn seine sonstigen Faible sind mir im Prinzip egal – es geht ja darum, die deutsche Außenpolitik im Sinne des deutschen Volkes zu vertreten.
Doch dies klappt leider nicht. Deutschland hat keinerlei eigenständige Außenpolitik für das deutsche Volk und was Herr Westerwelle so von sich gibt (Frau Merkel übrigens auch), ist nicht nur teilweise recht lachhaft und ein Armutszeugnis, sondern oft auch ziemlich fern der Wahrheit. Ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen, aber es muss klipp und klar gesagt werden, dass Deutschland radikale Kräfte unterstützt, fördert und sogar hofiert. Während man also scheinheilig diskutiert ob Salafisten in Deutschland gewollt sind oder nicht, gleichzeitig die Jahresfeier eines Herrn Vogel mit zig Beamten bewacht, schließlich ist man ja eine Demokratie und jeder hat das Recht auf seine Meinung (kommt nur darauf an, welche Meinung!), unterstütz man diese Kräfte außerhalb des Landes und geht mit diesen sogar kleine Geschäfte ein.
Wer einmal richtig lachen (oder gar weinen) möchte, sollte sich das Video ansehen indem Frau Merkel die Panzerlieferungen nach Saudi-Arabien verteidigt. Es ist schon bisschen älter, aber Herr Gysi fand die richtigen Antworten (ebenfalls auf YouTube) auf solch einen Kuhhandel mit einer totalitären Diktatur im Nahen Osten. Natürlich kann man Die Linke auch nicht mehr wählen, denn auch dort ist nichts mehr Gold was sich so hervortut. Dass Gleiche gilt für die Grünen und jede andere Partei – egal ob CDU oder SPD, es tut einfach nichts mehr zur Sache. Schade, Deutschland.
Diese Scheindemokratie und die heuchlerisch demokratische Haltung der Deutschen Regierung und Opposition wird weiterhin in dem Sinne vermittelt, dass man als unbedarfter Bürger auch weiterhin den Glauben hat, Deutschland wäre demokratisch und die Politiker an dessen Spitze handeln auch durchwegs im Sinne des Volkes. Leider ist dem nicht so.
Deutschland bzw. die aktuelle Führung des Landes möchte aus/von „Syrien“ endlich mal profitieren, denn in Libyen hatte man es bereits verschlafen. Während man zig Euros nach Tunesien und Ägypten schickt, brav seine NGOs vor Ort hat und darauf spekuliert, dass man in einiger Zeit von diesen Investitionen profitiert (die Tunesier und Ägypter sind einem ziemlich egal), probiert man im Fall von Syrien eine Art Führungsrolle zu übernehmen.
Mit Spionageschiff, geheimdienstlichen Informationen und der Unterstützung für Pseudo-Oppositionsgruppen und einzelner Personen, welche im Grunde als recht radikal oder fragwürdig einzuschätzen sind. Mit heuchlerischen Spendenaufrufen, falschen Schlagzeilen und zusammengestrickten Märchen versucht man diese Unterstützung weiterhin auszubauen und wer nicht bereits eine Revolution gemietet hat, sollte dies auch besser nie tun. Ein Skandal jagt den anderen und die Wahrheit wird gerne mal im Kreis gedreht – egal ob Politik oder Journalisten, das Verhalten dieser beiden Kategorien erweckt nicht nur Abscheu, sondern auch Depression.
Deutschland ist eine Kriegspartei, welche mutwillig ein souveränes wie säkulares Land zerstört. Anhand des üblichen Vorgehens von scheinheiligen Sanktionen, welche sowieso stets nur die Zivilbevölkerung treffen, einer dreisten Kritik am Standpunkt Russlands und den Gerichtsverfahren gegen angebliche Spione baute man eine schöne, aber absolut fragwürde Wand auf. All dies, inklusive der Unterstützung von radikalen Gruppierungen, welche nicht nur bewaffnet sind, sondern Zivilisten vergewaltigen, massakrieren und aufhängen, hat nichts mehr mit dem Deutschland zu tun, welches ich einmal schätze.
Ich war stolz, aus Deutschland zu sein. Ich liebe Bayern und habe auch meine Liebe für andere Bundesstaaten entdeckt. Deutschland als Gesamtbild ist wunderschön, aber das politische Fehlverhalten, welches hoffentlich gerechte Strafen nach sich ziehen wird (Ok, vermutlich nie, man kennt es ja), hat alles zerstört. Sind wir weiterhin „besser“ als eine amerikanische Regierung, welche anhand von unbemannten Dronen Hochzeitsgesellschaften in Somalia, Pakistan, dem Jemen und Afghanistan bombardiert?
Ein Hohn und Skandal, dass jemand wie Barack Obama nicht nur zum Präsident wurde, sondern auch noch einen Friedensnobelpreis erhalten hat. Übrigens war und ist Romney nicht besser. Es tut am Ende einfach nichts „zur Sache“, wer Amerika regiert oder regieren möchte – ähnliches gilt wohl auch für Deutschland.
In diesem Sinne beende ich diese kleine Geschichte, welche auf bestimmte Punkte reduziert wurde – es fehlen ein paar pikante Details und Informationen, aber viele, welche das Thema Syrien verfolgen, werden in den letzten Monaten selbst schon genug „Informationen“ erhalten haben.
Sicher ist es nicht der perfekteste „Artikel“ in einem Blog und gewiss gibt es hier und da Rechtschreibfehler, aber ich wollte aus dem Kopf heraus darlegen, wieso ich eigentlich diese Position vertrete. Sicher, auch wird man nicht allem zustimmen, was ich so dargelegt habe, aber wie erwähnt, es ist nur ein kurzer Abriss und vieles, dass hätte eigehender beschrieben werden müssen, fehlt eben. Mea culpa."

Quelle: http://www.sarsura-syrien.com/syrien-deutschland-die-kriegspartei/ 

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