Samstag, 29. Dezember 2012

"Weihnachten zwischen Bomben und Gewalt"

"Für die Christen in Syrien war das Weihnachtsfest in diesem Jahr von Angst und Gewalt überschattet. In vielen Landesteilen fehlt den Menschen das Lebensnotwendige, immer wieder kommt es zur Gewalt, die Zivilbevölkerung lebt in Angst und Schrecken. Franziskanerpater Ibrahim Sabah berichtete in einem Interview mit "Radio Vatikan" über die aktuelle Lage im Land: "Den Menschen fehlt es an Brot, sie leiden Hunger und haben kaum Strom - der fällt an einigen Orten für 18 Stunden am Tag aus. Es gibt viele Familien ohne eine einzige Gasflasche, sie können nicht einmal kochen" Die Christen litten besonders unter den Kämpfen, so Sabah.
Die Franziskaner in Syrien, die mit ihren Mitbrüdern in Jordanien, im Libanon und auf Zypern zur Kustodie des Heiligen Landes gehören, haben dem Land trotz der Wirren nicht den Rücken gekehrt. Auf Grund der unsicheren Lage wurden die Weihnachtsfeierlichkeiten in diesem Jahr teilweise vorgezogen. So habe man tagsüber gefeiert, um bei Anbruch der Dunkelheit wieder zu Hause zu sein. Doch auch angesichts dieser Situation ließen sich die Ordensleute "nicht entmutigen", so der Franziskaner.

Volle Kirchen am Heiligen Abend

In Damaskus gab es keine Mitternachtsmessen. Aus Sicherheitsgründen wurden die Gottesdienste des Heiligen Abends bereits spätestens um 18 Uhr gefeiert. Die Kirchen waren aber voll. Während in früheren Jahren die christlichen Viertel im Stadtzentrum zu Weihnachten reich geschmückt waren, beschränkte sich die Dekoration heuer auf eine Weihnachtskrippe. Kirchgänger erinnerten im Gespräch mit internationalen Nachrichtenagenturen daran, dass Weihnachten früher gerade in Damaskus ein "üppiges, fröhliches Fest" war, heuer sei alles sehr traurig gewesen: "Wir können nicht feiern, wenn überall im Land der Tod so nah ist. Aber wir beten, damit die Krise überwunden wird".

Christliche syrische Flüchtlinge im Libanon berichteten, dass manche in der Heimat verbliebenen Angehörigen heuer keinen Christbaum in ihren Wohnungen aufzustellen wagten - aus Furcht, dass damit ihre Religionszugehörigkeit bei allfälligen "Besuchen" von Rebellen allzu offensichtlich sein könnte.

Christen werden zu "kollateralen" Opfern

Erst in diesen Tagen gerieten zwei christliche Kleinstädte in der Provinz Hama - Mahrada and Sqailbiyeh - ins Visier der Konfliktparteien. Die "Ansar"-Brigadisten aus Hama unter dem Kommando eines gewissen Rashid Abul Fidaa stellten den Bewohnern ein Ultimatum: Entweder müssten sie selbst dafür sorgen, dass die Regierungssoldaten aus den beiden Kleinstädten "verschwinden" oder Mahrada und Sqailbiyeh würden von den "Ansaris" angegriffen.

Die internationale "Organisation für Islamische Zusammenarbeit" (OIC) hat die Drohungen des "Ansar"-Kommandanten gegen die Bewohner jedoch sogleich scharf verurteilt. Bei den "Ansaris" handle es sich um "aus dem Ausland gesteuerte" Kämpfer, Drohungen wie die von Rashid Abul Fidaa seien ein Widerspruch zu den Vorschriften des Islam, der "zu Toleranz, Brüderlichkeit und Frieden" aufrufe. Es bestehe die Gefahr, dass die Militanten aus 29 Ländern, die mittlerweile in Syrien eingesickert seien, das Land in einen konfessionellen Konflikt verstricken.

Bereits am 13. Dezember hatte die Nachrichtenagentur "Fides" von einer ähnlichen Entwicklung im Wadi an-Nasara berichtet. In diesem "Tal der Christen" leben rund 150.000 - zumeist griechisch-orthodoxe - Christen in 40 Kleinstädten und Dörfern. In den vergangenen Monaten haben außerdem zehntausende Binnenflüchtlinge aus Homs und anderen Städten dort Zuflucht gesucht. Seit Wochen ist das Tal Zielscheibe islamistischer Milizen, die sich in der Kreuzritterburg "Crac des Chevaliers" eingenistet haben. Sie schießen von dem Hügel, auf dem sich die Burg befindet, auf die Dörfer im Tal und die Straßensperren der syrischen Armee.

Christliche Zivilisten gelten bei diesem Machtkampf als "kollaterale" Opfer. So starben bei einem Angriff auf das Dorf Howache drei junge christliche Familienväter, viele Zivilisten wurden verletzt. "Christen sind leicht angreifbar und wollen neutral bleiben", berichtete ein Priester aus dem Wadi an-Nasara im Gespräch mit "Fides": "Doch heute wird unser Tal von der Gewalt und der Instabilität heimgesucht. Dies führt dazu, dass viele orientierungslos und verängstigt sind. Die Gewalt überdeckt und vernichtet alles: es gelingt uns nicht mehr, Instrumente des Dialogs und des Zusammenhalts zu sein, wie wir es gerne sein würden". Die Christen würden um Respekt für "ihre Neutralität, ihren Glauben und ihre Identität" bitten, denn "wir wollen nur ein Faktor der Versöhnung sein"."

Quelle: http://www.kathweb.at/site/nachrichten/database/51579.html 

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