Radikal: Das Regime hat Waffen gegen die Opposition
eingesetzt. Hat das die Opposition nicht ermutigt, das gleiche zu tun?
Haidar: Nein, nie. Das Regime hat keine schweren Waffen
eingesetzt und friedliche Demonstrationen seit Monaten nicht gestört. Außerdem
haben sich mehr als 30 Oppositionsgruppen geweigert, zu den Waffen zu greifen.
Radikal: Was ist dann die Grundlage für die Teilung des
Landes?
Haidar: Im Laufe der Geschichte haben alle Bürgerkriege
mit Zerfall geendet. Allerdings ist Syrien noch nicht an diesem Punkt. Wir
sollten jetzt anerkennen, dass ein Sieg einer der beiden Seiten keine Lösung
bringen wird. Alle Syrer sollten einen Dialog beginnen. Weiterer Konflikt wird
nur zu ausländischer Intervention einladen. Nach den Erkenntnissen, die meine
Partei gesammelt hat, haben die bewaffneten Gruppen ihre Waffen und das Geld
von ausländischen Mächten erhalten.
Radikal: Woher
kommen die Waffen?
Haidar: Die
Waffen kommen von der türkischen Grenze, der Quriya-Region an der Grenze zum
Irak und dem Tal Wadi Khaled in Lebanon. Das ist eine Tatsache. Der
libanesische Zweig unserer Partei war in der Lage, Informationen über ein Trainings-Camp
zur Ausbildung bewaffneter Gruppen im libanesischen Distrikt Akkar zu sammeln. Das
Lager ähnelt dem palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bareed. Es gab auch
ein Lager in Jordanien, aber Amman hat es geschlossen, denn die Dinge haben
sich ungünstig für Jordanien entwickelt. Die USA haben auch ein Lager an der
Grenze zwischen Jordanien, Syrien und dem Irak eingerichtet. Die bewaffneten
Oppositionsgruppen wurden in diesem Lager von den Amerikanern ausgebildet.
Radikal: Ist das
jetzt noch so?
Haidar: Ich habe
keine detailierten Informationen darüber, was jetzt dort vor sich geht. Aber es
muss angemerkt werden, dass sowohl leichte als auch schwere Waffen, die in
Israel produziert werden, nach Syrien geschmuggelt wurden.
Radikal: Welche
Rolle spielen Qatar und Saudi-Arabien? Während die Qataris die Salafisten
unterstützen, sind die Saudis auf Seiten der Wahhabiten. Wie zeigt sich dieser
Wettbewerb in Syrien?
Haidar: Qatar und
Saudi-Arabien konkurrieren seit über 30 Jahren bei der Frage, wer die
US-amerikanischen Interessen in der Region wirklich vertritt. Dieser Wettbewerb
wurde verstärkt, als die USA begannen, sich Qatar mehr zuzuwenden. Qatar ist
weniger kostspielig und leichter für die USA zu händeln, während Saudi-Arabien
einige innenpolitische Themen zu bewältigen hat. Qatar ist mehr ein Unternehmen
als ein Staat. Die Einheimischen machen nur 40% der Bevölkerung aus. Wenn es
allerdings um Syrien geht, gibt es keine Konkurrenz zwischen diesen beiden
Ländern. Es ist eher eine Koalition, in der jedes Land seine eigenen Gruppen
unterstützt.
Radikal: Spielt
die Hisbollah eine Rolle?
Haidar: Hisbollah
spielt in Syrien keine Rolle, sie haben keine Mitglieder in Syrien. Im Libanon
ist ihre Hochburg im Süden. Syrien und Iran haben langjährige Beziehungen, aber
es gibt keinen einzigen iranischen Soldaten in Syrien. Der Iran gewährt
allenfalls wissenschaftliche und finanzielle Unterstützung.
Radikal: Was
denken Sie über den „Syrischen Nationalrat“?
Haidar: Der „Istanbuler
Rat“ hat nichts mit Syrien zu tun. Er repräsentiert nicht das Volk. Die
wirkliche Opposition ist hier. Wie die westlichen Medien, die nie über die
wirkliche Opposition sprechen, spricht auch das Regime hier nicht über die
wirkliche Opposition.
Radikal: Wird der
Annan-Plan gelingen?
Haidar: Das hängt
von der Politik fremder Mächte ab. Eine mögliche Versöhnung Russlands und
Chinas mit den USA ist wichtig. Die USA suchen einen Weg aus der Situation, da
ihr Plan gescheitert ist. Und auch die Russen suchen nach einer Lösung, die den
USA gerecht wird. Doch während die USA mit den Russen sprechen, bitten sie
gleichzeitig Saudi-Arabien und Qatar, die bewaffneten Gruppen zu unterstützen.Die
USA versuchen, den größtmöglichen Vorteil aus dieser Krise zu ziehen.
Radikal: Kann die
Türkei bei der Lösung der Krise helfen?
Haidar:
Die Rolle der Türkei ist bisher nur negativ. Sie scheiterte dabei, neutral
zubleiben und nahm eine sektiererische Haltung ein. Sie nahm eine zu den USA
parallele Haltung ein. Sie ignorierte die reale Opposition und trat nicht in
einen Dialog mit uns. Wir haben uns mit politischen Parteien in der Türkei
getroffen. Die Regierung weiß von unserer Anwesenheit, aber sie unterlässt es,
uns zu kontaktieren. Die Regierung bevorzugt die Unterstützung bewaffneter
Gruppen. Die Türkei hat der internationalen Gemeinschaft den „Istanbulser Rat“
als einzigen Vertreter des syrischen Volkes präsentiert. Die Türkei sollte ihre
Politik rückgängig machen. Sie sollte gegenüber den verschiedenen Seiten, die
das syrische Volk repräsentieren, neutral bleiben und sich auf eine politische
Lösung konzentrieren. Die Türkei spricht nicht wirklich von einem Dialog.Quelle: http://www.al-monitor.com/pulse/security/01/04/the-real-opposition-is-sacrifice.html
http://www.radikal.com.tr/Radikal.aspx?aType=RadikalDetayV3&ArticleID=1085605&CategoryID=81
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