Samstag, 2. Juni 2012

Statement des russischen Außenministeriums zu Syrien

"Innerhalb der letzten Tage ist es zu einer enormen Verschärfung der Situation in und um Syrien gekommen. Für Zündstoff sorgte die Tragödie vom 25. Mai d.J. im Dorf Al-Hula, in deren Folge mehr als hundert friedliche Zivilisten umgekommen sind, darunter 49 Kinder. Es wurden mehrere syrische Großfamilien praktisch ausgerottet. Wie bekannt ist, hat der UN-Sicherheitsrat dieses Verbrechen kurz nach dem Geschehen in schärfster Weise verurteilt.

Die Ergebnisse der Untersuchung von Seiten der syrischen Regierung, welche am 31. Mai d.J. publik gemacht wurden, zeugen davon, dass dieses Verbrechen eine sorgfältig geplante Aktion von bewaffneten Rebellen gewesen ist, die zum Ziel hatte, die Bemühungen um eine politische Beilegung der syrischen Krise zu durchkreuzen sowie die Situation in Syrien in eine weitere Spirale blutiger Gewalt zu stürzen. In Moskau, wo die Gewalt gegen friedliche Zivilisten entschieden und bedingungslos verurteilt wird, erwartet man die Resultate der Untersuchung der UN-Beobachtermission in Syrien in Entsprechung mit dem Mandat des UN-Sicherheitsrats. 

Ohne Kommentar unsererseits bleiben Versuche, den Tod von Kindern und unschuldigen Menschen zu politischen Zwecken zu missbrauchen, um so zum verwerflichen Algorithmus des „libyschen Szenarios“ zurückzukehren. Es wird in diesem Zuge unter anderem angeboten, die in Syrien offenkundig zutage getretene Gefahr eines Bürgerkriegs mit konfessionellem Hintergrund durch die Androhung einer ausländischen Militärintervention zu bekämpfen und damit die verfeindeten syrischen Parteien zu einer weiteren verschärften und unversöhnlichen Konfrontation zu treiben. Es wird dabei angedeutet, eine für die negative Entwicklung der Ereignisse „Schuldige“ Seite sei Russland, dessen Politik angeblich die Bildung einer einheitlichen internationalen Koalition erschwere und so das Entfachen eines Bürgerkriegs begünstige. Es steht zu bezweifeln, dass eine solche Herangehensweise gute Ergebnisse hervorbringen wird. 

Wir haben schon mehrfach auf die reellen Gründe dafür hingewiesen, die eine negative Wirkung auf die Umsetzung des Plans von Kofi Annan zu Syrien haben. Das ist in erster Linie die fehlende Bereitschaft mancher führender internationaler und regionaler Parteien, in der syrischen Frage in Entsprechung mit einer Logik der friedlichen Beilegung zu handeln. Wie wir sehen, wird der Vorzug nach wie vor der eigenen Agenda gegeben, deren Schwerpunkt nach wie vor in einem Wechsel der Regierung in Damaskus liegt. Die Tragödie von Al-Hula hat gezeigt, wozu eine finanzielle Unterstützung und der Schmuggel moderner Waffensysteme an die bewaffneten Rebellen, das Anwerben ausländischer Söldner und das Liebäugeln mit Extremisten verschiedener Couleur führen können. 

In Moskau wird die Meinung vertreten, dass ungeachtet dessen weiterhin Chancen bestehen, eine friedliche Beilegung im Rahmen des vom UN-Sicherheitsrat verabschiedeten Plans von Kofi Annan zu erreichen. Diese Chancen müssen genutzt werden. Russland ist seinerseits bereit, sich weiterhin aktiv an der Suche nach Möglichkeiten zu beteiligen, eine gemeinsame Unterstützung für die Lösung der syrischen Krise auf Basis der bestehenden gemeinsamen Grundlagen zu leisten."
 
 

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