Es war ein wunderschöner Abend
im Mai, das Wetter war herrlich und ich saß auf dem Balkon meiner Wohnung und
genoß eine Tasse Kaffee, als das Telefon klingelte. Eine zitternde Stimme am
anderen Ende – es war mein bester Freund, aus Homs. Er bat mich, ihm bei seiner
umgehenden Flucht aus Hamidiyah zu helfen, nachdem die Milizen von den dortigen
Familien – darunter auch seiner (er, seine Frau und zwei Kinder) verlangten, ihre
Häuser für Flüchtlinge aus anderen Gebieten zu räumen.
Am nächsten Morgen sprang ich in mein Auto und dachte bei
mir, das wäre das Dümmste und Abenteuerlichste, was ich seit langer Zeit getan
habe.
Eineinhalb Stunden vergingen von meinem Wohnort bis nach
Homs, es war sehr wenig Verkehr auf der Autobahn, keine Polizei, keine Geschwindigkeitskontrollen
und weder Armee noch Milizen. Ich hab nicht daran gedacht, dass irgendetwas
Schlimmes passieren könnte, genoß das Fahren mit hoher Geschwindigkeit, die
laute Musik und ich sang wie ein Super Star.
Bei der Ankunft am Eingang der Stadt hielt mich ein
Checkpoint der Armee auf, ein Soldat mit mürrischem Gesicht näherte sich meinem
Auto und fragte nach meinen Papieren, überprüfte meine ID und verglich diese
mit einer Liste gesuchter Personen. Beim Anblick meiner ID und meines Namens
änderte sich das Gesicht des Soldaten und er wünschte mir fröhlich eine gute
Fahrt und ließ mich gehen.
Mein Ziel war Hamidiyah, und ich kannte die Stadt wie
meine Handflächen, die Stadt, nicht das, was davon übrig ist. Ich kam an der
Statue des verstorbenen syrischen Präsidenten Hafiz al-Assad vorbei und
passierte dann Bab Hood auf dem Weg zu meinem Ziel. Die Straßen waren leer,
überall an den Gebäuden gab es Spuren von Kugeln, ein Gebäude hatte riesige
Löcher, überall lag Müll herum und der Geruch war widerlich. Ich betrat eine
Geisterstadt. Ich muss zugeben, in diesem Moment begann ich zu ahnen, wie dumm
meine Entscheidung war.
Einige Kilometer weiter, genau an der Ausfahrt Midan, gab
es einen weiteren Checkpoint, aber das schienen keine regulären Soldaten oder
Sicherheitskräfte zu sein: lange Bärte, keine Schnurrbärte, einige von ihnen
mit seltsamen Waffen und Maschinengewehren ausgerüstet. Sie hatten die Straße
mit einem Pickup-Truck blockiert, auf dem ein Maschinengewehr installiert war.
Ein höchstens 16 oder 17 Jahre altes Kind näherte sich meinem Auto mit einem
Maschinengewehr AK-47 in der Hand, richtete es auf mein Gesicht und fragte nach
meiner ID und meinem Ziel. Ich gab ihm die ID und sagte ihm, ich wollte nach
Hamidiyah (mein Cousin sei krank und ich müsse ihn in´s Krankenhaus bringen).
Er überprüfte die ID und fragte mich in fremdem Dialekt (eher von außerhalb
Homs): „Bist du Christ und woher kommst du?“ Ich versteckte meine Angst und
erklärte: ja, ich bin Christ und ich komme aus Damaskus. Ich antwortete mit so
fester Stimme wie nur möglich. „Hast du irgendetwas aus der Bibel auswendig
gelernt und du musstest den ganzen Weg zu deinem Freund kommen?“ fragte er in
sarkastischem Tonfall. Ja, ich kannte die Bibel auswendig und ja Sir, ich
musste aus Damaskus kommen. Mein Freund ist so gut wie mein Cousin, deswegen
musste ich lügen, damit er glaubte, ich sei den ganzen Weg wegen meines Cousins
gefahren, ganz zu schweigen von meiner Glaubwürdigkeit als Christ. Ich
antwortete, während ich mein unerschrockenes Gesicht nicht mehr aufrecht
erhalten konnte. „Na Gott sei Dank ein Christ weniger“, sagte er und fügte
hinzu, „Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben. Sie können jetzt weiter
fahren.“, während er mir meine ID wieder gab. Er wies jemanden über Funk an,
nicht zu schießen (anscheinend ein Scharfschütze auf irgendeinem Dach mit Blick
auf den Checkpoint, wie mir mein Freund später erklärte).
Ich fuhr einige Meter, bis ich den Neuen Uhrenplatz
erreichte. Ein Armee-Checkpoint stoppte mich. Sie schienen in Panik zu sein, mich
zu sehen. Sie luden ihre Waffen nach und forderten mich auf, meine Hände zu
zeigen und fragten mich, was ich tue. Ich antwortete ihnen das gleiche. „Bitte
greifen Sie langsam nach Ihrer ID“, forderte der Offizier mich auf. Ich tat es,
er überprüfte die ID, verglich sie mit einer Liste in seiner Hand und sagte: „Okay,
mein Sohn, sei vorsichtig. Es ist ein sehr gefährliches Gebiet und du könntest
getötet werden. Es gibt überall auf den Dächern Mörder.“
Ich ließ den alten Uhrenplatz hinter mir, wo mich ein
weiterer Checkpoint erwartete, mit Menschen mit Bärten und diesen professioneller
erscheinenden schwarzen T-Shirts mit einem islamischen Slogan, Männer mittleren
Alters, jeder mit Panzerfäusten und Gewehren. Einer von ihnen näherte sich mir.
Es gab fast die gleichen Fragen mit Betonung auf meinen religiösen Hintergrund
und dem Hinweis, es sei besser, meine Verwandten mit zu nehmen. Aber er
erklärte, ich müsste eine andere Straße nehmen, denn diese sei mir nicht
erlaubt.
So musste ich also zurück fahren zur Abdul-Mun'em-Ryad-Straße
in der Nähe der Hauptpost von Homs, und mich dann in Richtung al-Konrsh wenden,
um nach Hamidiyah zu gelangen.
Alles in allem passierte ich 7 Checkpoints der Milizen
und 2 der Syrischen Armee und nach fast einer Stunde erreichte ich die Wohnung
meiner Freunde in amidiyah (für den Weg von Homs nach Hamidiyah benötigt man
normalerweise maximal 10 bis 15 Minuten.).
Alle Straßen waren voll von Checkpoints der Rebellen
und von Bewaffneten, überall war Müll, ständig wurden von Checkpoints über Funk
Anweisungen an Scharfschützen auf Dächern gegeben, mich passieren zu lassen. Autor: Maya Naser
Quelle: http://syriapolitics.blogspot.de/2012/07/part-i-homs-underworld-city.html
Thank you very much for your translation, I'd really still appreciate writing my name as the writer on it.
AntwortenLöschenP.S
You might already have done that and I couldn't understand it
done ;-)
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