Was hat das Ostseebad
Eckernförde mit dem Krieg in Syrien zu tun? Tatsächlich eine Menge, denn
die Stadt zwischen Kiel und Flensburg ist der Heimathafen der drei
Flottendienstboote der Deutschen Marine. Diese Aufklärer sind mit
modernster Abhörtechnik ausgerüstet, sie können Funksprüche und andere
elektronische Signale über große Distanzen abfangen und auswerten.
Genau das geschieht seit Monaten vor der Küste Syriens.
Am 8. August lief die "Oker" in Eckernförde aus. Ihr Ziel: das
Mittelmeer. Unter dem Kommando von Korvettenkapitän Omar de Stefano soll
das 83,5 Meter lange und über 3000 Tonnen verdrängende Schiff dort bis
Dezember im "nationalen Auftrag" patrouillieren. Das genaue Ziel, teilte
die Bundeswehr mit, unterliege der Geheimhaltung.
Nun, ganz so
geheim ist die Mission dann doch nicht. Zwei Monate zuvor war das
Schwesterschiff der "Oker", die "Oste", nach 115 Tagen aus demselben
Einsatzgebiet zurückgekehrt.
Sie war vor der
nordafrikanischen Küste und im Südosten des Mittelmeers im Einsatz,
brachte von dort "ein unabhängiges Lagebild" und damit "einen wichtigen
Beitrag zu Deutschlands sicherheitspolitischer Entscheidungsfähigkeit"
mit, wie der Kommandeur des Marinestützpunktes in den "Kieler
Nachrichten" schwärmte.
Ins Visier eines syrischen Kriegsschiffs geraten
Durch die
syrische Marine sei das Schiff nicht behindert worden. Das war insofern
bemerkenswert, weil das dritte Flottendienstboot der Marine, die
"Alster", im Frühjahr noch ins Visier der Bordkanonen eines syrischen
Kriegsschiffes geraten war.
Klar ist damit
jedenfalls: Die "Oste" und die "Alster" haben Informationen über Syrien
gesammelt. Gleiches versucht nun die "Oker", die derzeit noch in einem
Hafen in Sardinien liegt. Die Erkenntnisse der Aufklärer werden dann an
das Kommando für strategische Aufklärung in Gelsdorf bei Bonn
weitergeleitet.
Dort werden sie
mit den Bildern der satellitengestützten Aufklärung abgeglichen und für
die politischen Entscheidungsträger in Berlin aufbereitet.
Das aber sind
nicht die einzigen Informationsquellen der Bundesregierung – auch der
Bundesnachrichtendienst (BND) ist in Syrien aktiv. Der deutsche
Auslandsgeheimdienst konzentriere seine Kräfte derzeit auf Syrien, sagte BND-Präsident Gerhard Schindler jüngst der "Welt". Deshalb verfüge man "über gute Informationen" und "einen soliden Einblick in die Lage des Landes".
Die "Bild am
Sonntag" präzisierte das nun: BND-Agenten seien im türkischen
Nato-Stützpunkt Adana stationiert und hörten von dort aus Telefonate und
Funkverkehr ab. Außerdem werde informeller Kontakt zu Quellen im
direkten Umfeld von Präsident Baschar al-Assad gehalten.
Nicht belegt, aber denkbar
Weiter
berichtet das Blatt, die so gewonnenen Informationen seien nicht nur für
die Bundesregierung bestimmt, sondern gelangten auch an die syrische
Opposition. Das lässt sich nicht belegen, ist aber prinzipiell denkbar.
Denn
Deutschland teilt seine nachrichtendienstlichen Erkenntnisse mit den
Verbündeten in der Nato. Dazu zählt die Türkei. Und die "Sunday Times"
zitiert einen Vertreter der syrischen Rebellen diesbezüglich so: "Wir
bekommen sie von den Türken.""
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