Samstag, 16. März 2013

das Problem mit dem Zählen: etwas kann mit der Halbierung der Armee nicht stimmen



Am 14.03.2013 schreibt „Die Welt“ unter der Überschrift „Assad bereitet Einsatz von Chemiewaffen vor“: „13.000 syrische Soldaten sind laut Kochavi in den Kämpfen mit Oppositionskräften schon gestorben. 40.000 sollen desertiert sein.“  und bezieht sich dabei auf den Direktor des israelischen Militärgeheimdienstes. Am gleichen Tag schreibt „Spiegelonline“ unter der Überschrift „Zwei Jahre Bürgerkrieg in Syrien: Assad hat Hälfte seiner Truppen verloren“: „Nach zwei Jahren Bürgerkrieg steht ihm laut einer neuen Studie nur noch die Hälfte seiner Streitkräfte zur Verfügung - der Rest der Soldaten ist gefallen oder desertiert.“ und bezieht sich dabei auf einen „aktuellen Bericht des Londoner Instituts für Strategische Studien (IISS)“, in dem es weiter heißen soll: „Von einer geschätzten Truppenstärke von einst 220.000 Mann habe dem Staatschef im Herbst 2012 nur noch die Hälfte zur Verfügung gestanden … Doch auch die Zahl von rund 100.000 Mann sei nur unter Vorbehalt gültig. Auch unter diesen Assad-Anhängern gebe es immer wieder Überläufer und Verweigerer. Absolut verlassen könne sich der Präsident nur noch auf etwa vier Sondereinheiten mit insgesamt 50.000 Mann Truppenstärke.“ 

Und nun das Problem: 13.000 + 40.000 sind 53.000. Das ist die Anzahl Soldaten, die die syrische Armee laut israelischem Geheimdienst bisher verloren hat. Wenn man diese Zahl von den ursprünglichen 220.000 abzieht (Londonder Studie), dann bleiben 167.000 übrig. Das sind 67.000 mehr, als die Londoner Studie der angeblich halbierten syrischen Armee zugesteht und die auch gleich noch die Zahl von 100.000 halbiert (womit sich die Truppenstärke dann geviertelt und nicht halbiert hätte) und von nur noch „insgesamt 50.000 Mann Truppenstärke“ spricht. Diese 50.000 sind aber genau DIE Armeestärke, die der Westen einem „Post-Kriegs-Syrien“ nach erfolgreicher Zerstörung des Landes und Beseitigung des rechtmäßigen Präsidenten Bashar al-Assad noch zugestehen will. (siehe 13.03.: Geheimvertrag der „Freunde Syriens“ in Qatar; Beitrag: "Syrien - Absichten und Hintergründe") Wo sind die restlichen Soldaten in der westlichen Darstellung abgeblieben? Würde die Überschrift des SPON-Artikels stimmen und der israelische Geheimdienst mathematisch ausgebildete Leute beschäftigen, so dürfte die syrische Armee am Anfang dieses Stellvertreterkrieges nicht viel mehr als ungefähr 110.000 Mann betragen haben. DAS ist aber exakt DIE Zahl, die sich ergibt, wenn man wie bei SPON eine Anfangsstärke von 220.000 Mann annimmt. Irgendjemand rechnent falsch – entweder die Israelis (die allerdings nichts von einer Halbierung der syrischen Armee gesagt haben) oder der Westen mit seiner „Studie“. Selbst WENN sich also die syrischen Streitkräfte halbiert haben sollten (wie es der Westen suggeriert) – dann müsste 1.) laut israelischer Darstellung die Anfangstruppenstärke etwa 110.000 betragen haben oder 2.) die westliche Darstellung zigtausend Soldaten einfach verschweigen und darüber hinaus noch Israel der Falschaussage bezichtigen. Und nun kommt noch 3.) dazu: Man vergleiche auf Wikipedia: „Das syrische Heer ist die größte Teilstreitkraft. Es hat eine Stärke von ca. 350.000 Mann“. Keine Ausgangsstärke von 110.000 (israelische Verlustangaben und „Halbierung“ der Armee), auch keine Ausgangsstärke von 220.000 (SPON-Artikel), sondern mehr als beide Zahlen zusammengenommen. Etwas kann mit der Halbierung der Armee nicht stimmen - oder im Westen hat man eine neue Mathematik erfunden.

Quelle:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen