"In Tell Biseh, nördlich von Homs, gab es mehrere Tage lang Kämpfe
zwischen der syrischen Armee mit den bewaffneten Banden, um das Dorf
wieder einzunehmen, das in deren Händen war. Wegen der chemischen und
uranabgeschwächten Waffen in den Händen dieser Banden hat die Armee die
Kämpfe intensiviert, nachdem das Ultimatum Freitag abgelaufen ist, die
Waffen niederzulegen, und die FSA sowieso den nie gehaltenen
Waffenstillstand aufgekündigt hatte.
Die schwersten Kämpfe gab es in Haffeh, etwa 20 km von Lattakia im
Osten, im Küstengebirge, wo mehrere Hundert Rebellen konzentriert waren
und ein Emirat errichtet hatten. Der Emir, ein Holzkohlenbrenner für
Wasserpfeifen, ist dabei ums Leben gekommen. Viele seiner Anhänger haben
sich in den Dörfern und Wäldern um Haffeh versteckt. Die Ortschaft
liegt inmitten der Wälder des Küstengebirges mit Aleppokiefern,
Wacholdersträuchern, einheimischen Eichen und Summaq-Sträuchern. Das
sind dort auch noch ursprüngliche Waelder, also nicht aufgeforstet. In
den letzten 20 Jahren hatte Syrien nämlich ein umfassendes
Aufforstungsprogramm von vielen Dutzend Millionen Bäumen in Angriff
genommen, nachdem seit dem Altertum und unter den Osmanen viele Bäume
abgeholzt worden waren. Die Gegend ist normalerweise eine Sommerfrische.
Im Winter gibt es Schnee und etwas weiter in den Bergen, in Slunfeh,
verbringen viele Leute die Wochenenden im Sommer oder auch die Ferien.
Etwa 60 Soldaten sollen dort seit dem 5. Juni umgekommen sein, etwa 50
km von der türkischen Grenze entfernt. Die Stadt und die umliegenden
Dörfer sind am Sonntag den 6. Tag in Folge beschossen worden, nachdem
die Bewohner nach Lattakia geflohen und zusätzliche Truppen zur
Verstärkung angekommen waren. Während die bewaffnete Opposition die
Gegend nun für die reguläre Armee als nicht mehr sicher erklärt, ist sie
das wohl vor allem für sie selbst nicht mehr. Denn solange sie sich mit
Bombenlegen und Hinterhaltsattacken beschäftigte, hatte sie die
Oberhand. Wenn sie sich aber gegen eine organisierte Armee stellen muss,
ist das schon etwas anderes, umso mehr, als sie ja nur auf eine sehr
kleine Minderheit in der Bevölkerung rechnen kann. Man kann jemanden
gezielt mit 2 oder 3 Mann töten, wenn er aus seinem Haus kommt, oder
durch eine Bombe an seinem Auto, oder per Fernzündung eine Bombe
explodieren lassen, ohne hier mehr als 2-3 Leute zu brauchen, sowie
einen wirksamen Hinterhalt mit 10-12 bewaffneten Leuten ausführen, ein
Stadtviertel kann man mit 50 Leuten halten. Aber eine richtige
Armeeoffensive ist dann etwas Anderes, wie wir schon in Baba Amr gesehen
haben.
Es scheint so, dass die Armee eine Generaloffensive gegen die
Hauptkonzentrationspunkte der Aufständischen gestartet hat, ohne sich
mehr darum zu kümmern, was die UNO sagt, denn es geht hier schließlich
um die Sicherheit des Volks.
Ein erster, symbolischer Erfolg ist die Wiedererlangung der totalen
Kontrolle des al Qussour-Viertels im Nordwesten von Homs. Schließlich
sind seit der Befreiung von Baba Amr 3 Monate vergangen. Aber wenn man
in diesem dichtbesiedelten Stadtviertel, das normalerweise 40000
Einwohner zählte, wo überall Scharfschützen lauern können, wo die
Gebäude durch Löcheröffnungen miteinander verbunden sind wie in Baba Amr
und auch durch antike unterirdische Gänge, wenn man da also behutsam
vorgehen will, ohne das Viertel dem Erdboden gleichzumachen, dann kann
man es nicht einfach nur mit Kanonen und Raketen beschießen, da braucht
man genug Zeit. Diesmal wurden auch
Hubschrauber eingesetzt.
Bleiben jetzt noch die Christenviertel von al-Hamidiyeh und
al-Khaldiyeh weiter im Norden, wo die letzten Truppen vom FSA-Kommandeur
Abdel Razzak Tlass sind, der sich vor den UNO-Beobachtern damit
gebrüstet hat, diese Viertel vollständig unter seiner Kontrolle zu
haben, d.h. etwa 1/5 der Stadt. Hier wird es auch langsam, aber sicher
vorwärts gehen. Im Übrigen ist Baba Amr kaum mehr ein Thema in den
Medien.
Seit letzter Nacht sind ¾ von al-Khaldiyeh zurückerobert. Die syrische
Armee geht wie bei einer chirurgischen Operation vor mit Hilfe ihrer
Spitzel innerhalb der Rebellengruppen.
Auf Grund des behutsamen Vorgehens der Armee, um möglichst wenige zivile
Opfer beklagen zu müssen, sind die Verluste in ihren eigenen Reihen
beträchtlich. Alle Dienstgrade sind darunter vertreten : Offiziere,
Unteroffiziere, Wehrpflichtige. Vorgesetzte verstecken sich nicht hinter
den Soldaten. Aber auch die Terroristen haben große Verluste erlitten.
Mit 25 neuen Sicherheitskräften, die zu Grabe getragen wurden, macht das
jetzt in 3 Tagen schon 103. Seit Anfang Juni sind also schon mehr als
200 Armee- und Polizeiangehörige im Kampf bei Attentaten oder gezielten
Tötungen gefallen. Dies bedeutet einen wirklichen Krieg, aber keinen
Bürgerkrieg, denn die FSA vertritt keinen bedeutenden Teil der
Bevölkerung, sondern eine Bewegung von einigen Tausend
Terroristenkämpfern, die abseits der Bevölkerung agiert, die aber
proportional noch recht wirksam ist, auf Grund ihrer finanziellen,
logistischen und politischen Unterstützung, die sie von arabischen und
westlichen Regierungen erhält. Ihre Metastasen, die sie produziert,
müssen wie bei jedem Krebsgeschwür schnellstens bekämpft werden, egal
was Ban Ki-moon und Kofi Annan sagen, die sehr wohl die Lage vor Ort
kennen. Diese Realität macht den UNO-Friedensplan unwirksam.
Die kuweitische Tageszeitung Al-Qabas hat die Anwesenheit einiger
Dutzend Koweitis in den Rängen des syrischen Aufstands bestätigt;
außerdem noch Saudis, Algerier, Pakistanis, Marokkaner; 250 sollen es
sein. Die westliche Presse hat auch anerkannt, dass mehrere hundert
Libyer über die Türkei nach Syrien gekommen sind. Auch tunesische
Freiwillige wurden von der syrischen Armee gefangengenommen oder
getötet. In Anerkennung der Tatsache, das die Mitglieder der FSA diese
Dschihadisten-Aspiranten an der türkisch-syrischen oder
syrisch-libanesischen Grenze in Empfang nehmen, bevor sie sie bewaffnen
und in verschiedenen Kampfgruppen verteilen, macht al-Qabas es genauso
wie die europäischen Zeitungen (s. FAZ), die eher auf atlantischer Linie
sind und auch ihr Herz für ein BisschenWahrheit entdeckt haben. Was
interessant zu wissen wäre, ist, wieviele dieser ausländischen
Freiwilligen im Monat Juni in Syrien verteilt sind und wieviele sie im
Verhaeltnis zu den Einheimischen im Rahmen der FSA sind. Das ist nicht
leicht, selbst wenn sie gefangen oder getötet werden, denn die
„freundlichen Organisatoren“ der FSA statten die Neuankömmlinge mit
falschen syrischen Papieren aus, worauf al-Qabas hinweist. In Baba Amr
jedoch haben die syrischen Behörden eine ganze Reihe von ausländischen
Staatsangehörigen unter den Toten und Gefangenen ausgemacht.
Der russische Außenminister Sergeï Lavrov hat am 9. Juni darauf
hingewiesen, dass sein Land genügend Beweise hat für eine ausländische
Beteiligung, zugunsten des Aufstands, in allen Bereichen. Er hat sogar
den Journalisten anvertraut, dass er in privaten Gesprächen feststellen
konnte, dass seine westlichen Diplomatenkollegen sich vollkommen dieser
praktischen Aspekte der syrischen „Revolution“ im Klaren sind. Die
Anwesenheit ausländischer Aktivisten in den Rängen der FSA wird auch von
einigen Oppositionellen im Ausland eingeräumt wie Haytham Manaa."
Quelle: http://urs1798.wordpress.com/2012/05/24/kommentarbereich-fur-barbara-syrien-syria-ab-24-05-2012/#comment-23550
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