"Spaltungen und neue Allianzen: Die Rebellen formieren sich neu, Islamisten gewinnen die Oberhand und stellen den verbliebenen Oppositionellen ein Ultimatum
In den vergangenen Tagen erreichte eine Hiobsbotschaft nach der anderen die politische Führung der syrischen Rebellen. Zuerst sagten sich vergangene Woche 13 vor allem islamistisch geprägte Kampfverbände rund um Aleppo von der erst Ende 2012 gegründeten Nationalen Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte los und gründeten eine gemeinsame Allianz.
Am Wochende wurde mit der "Armee des Islam" (Jaysh al-Islam) die Gründung einer weiteren Allianz im Großraum Damaskus bekanntgegeben. Dieser zweite, aus 51 Gruppen entstandene Verband unter der Führung der "Liwa al-Islam" (Brigaden des Islam) dürfte auch das endgültige Aus für den Einfluss der Nationalen Koalition in Damaskus bedeuten.
Diese hatte versucht, vor allem die Gunst des Westens für sich gewinnen. Damit dürfte nun endgültig Schluss sein. Zahran Alloush, Anführer der "Liwa al-Islam", der nun auch Chef der "Armee des Islam" ist, machte bei einer Rede zuletzt kein Hehl daraus, was er von Demokratie hält: "Der Islam kann nicht durch Demokratie regieren, genauso wie Weintrauben nicht aus Dornen entstehen", sagte er bei der Gründungsansprache der "Armee des Islam". Alloush ist in Syrien kein Unbekannter. Der Gründer der "Liwa al-Islam" ist Sohn des Gelehrten Sheikh Abdullah Mohammed Alloush, der es in Saudi-Arabien zu gewisser Bekanntheit brachte. Alloush junior wurde erst 2011 aus syrischer Haft entlassen, in die er aufgrund seiner salafistischen Tätigkeit geraten war.
Ausländischer Einfluss
Dass innerhalb einer Woche gleich zwei derartig große Allianzen ihre Gründung bekanntgeben, ist wohl alles andere als Zufall. Wer die Hand ausländischer Kräfte vermutete, bekam am Sonntagabend neue Indizien dafür. Denn nur wenige Stunden nach der Gründung der "Armee des Islam" spalteten sich drei islamistische Kampfverbände wieder von der Abspaltung ab. In ihrer Begründung beklagen die Kämpfer die Dominanz einzelner Gruppen und das Fehlen einer Vision - bedanken sich aber bei den großzügigen Spendern aus Kuwait.Das Emirat hat in Syrien offenbar sogenannte "Operationsräume" gegründet, in denen verschiedene Verbände an einen Tisch gebracht wurden. Der Anreiz für die Kämpfer dürfte wohl vor allem Geld aus dem ölreichen Golfstaat gewesen sein.
Rebellen gegen Rebellen
Grundsätzlich müsste eine Fragmentierung der Rebellen eine gute Nachricht für das Regime von Syriens Staatschef Bashar al-Assad sein, doch das Gegenteil dürfte der Fall sein. Denn durch den endgültigen Zusammenschluss zur "Islamischen Armee" hätte das Regime erstmals einen potenten vereinten Gegenspieler im Großraum Damaskus.Noch aber heißt es Rebellen gegen Rebellen. Denn es ist unklar, ob und welche Verbände in der Freien Syrischen Armee (FSA) verbleiben. Klar ist nur, dass jene Kämpfer, die der Nationalen Koalition loyal gegenüberstehen, von nun an noch gefährlicher leben. Der "Islamische Staat in Syrien und der Levante" - der De-facto-Ableger von Al-Kaida, der nun auch in Syrien aktiv ist - veröffentlichte am Sonntagabend ein Ultimatum, wonach die verbliebenen Kämpfer der Nordfront der FSA innerhalb von 48 Stunden ihre Waffen niederlegen sollen und ihren Fehler, die Nationale Koalition zu unterstützen, einsehen sollen."
Quelle: http://derstandard.at/1379292529293/Der-Freien-Syrischen-Armee-droht-der-Kollaps
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen