Der Chemiewaffen-Angriff vom
August in den Vororten der syrischen Hauptstadt wurde von einem geheimen
saudi-arbischen Operationsteam durchgeführt. Das haben russische
Diplomatenquellen einer russischen Nachrichtenagentur mitgeteilt. „Basierend
auf Daten mehrerer Quellen kann ein Bild zusammengefügt werden. Diese
Provokation in der östlichen Ghuta wurde von einem geheimen Team durchgeführt,
das die Saudis über Jordanien geschickt hatten und das mit Unterstützung der
Gruppe Liwa al-Islam gehandelt hat.“, erzählte eine Quelle aus diplomatischen
Kreisen der Nachrichtenagentur Interfax. Der Angriff und seine Konsequenzen
hatte enormen Einfluss auf die Lage in Syrien, sagte eine andere Quelle. „Syrer
verschiedener politischer Ansichten, darunter auch einige Oppositionskämpfer,
versuchen, Diplomaten und Mitglieder internationaler Organisationen, die in
Syrien arbeiten, über das Verbrechen und die Kräfte, die dahinter stecken, zu
informieren“, sagte die Quelle der Agentur. Liwa al-Islam ist eine
islamistische, bewaffnete Gruppe, die in der Umgebung von Damaskus operiert und
von dem Sohn eines saudischen Salafisten-Predigers geführt wird. Die Gruppe hat
die Verantwortung für den Bombenanschlag auf eine geheime Regierungs-Sitzung in
Damaskus im Juli 2012 übernommen, bei dem mehrere hochrangige syrische Beamte getötet
wurden, darunter Verteidigungsminister Dawoud Rajiha, sein Stellvertreter Asef
Shawkat und Vizepräsident Hassan
Turkmani. Die Vorwürfe decken sich mit einer Reihe früherer Berichte, die auf
Saudi-Arabien als den Hauptverantwortlichen hinter dem Saringas-Angriff wiesen,
der fast zu einer US-amerikanischen Militäraktion gegen die syrische Regierung
geführt hätte. Die Verfechter dieses Szenarios sagen, Geheimdienste in Riyadh
hätten eine Operation unter falscher Flagge benötigt, um einen amerikanischen
Angriff auf Syrien zu provozieren, der das Gleichgewicht zu Gunsten der von
Saudi-Arabien unterstützten bewaffneten Opposition verschoben hätte. Während
die Mehrheit der westlichen Länder erklärt, sie seien sicher, dass die syrische
Regierung schuld an dem Angriff ist, behauptet Damaskus, Rebellenkräfte müssten
dahinter stecken. Russland teilt diese Meinung und bezeichnete den Vorfall als
Provokation.
Bereits im März hatte
US-Präsident Barack Obama erklärt, der Einsatz chemischer Waffen sei eine „rote
Linie“ für die syrische Regierung, deren Überschreitung zu einem Eingriff
Amerikas in den blutigen Konflikt in Syrien führen würde. Nach dem
August-Angriff, der nach US-Auffassung rund 1400 Opfer forderte, wurde der
Präsident von vielen Unterstützern der syrischen Opposition innerhalb und
außerhalb der USA an seine Worte erinnert. Zuvor war in einem UN-Bericht
festgehalten worden, das tatsächlich Nervengas „in großem Stil“ im August
eingesetzt worden war. Allerdings sind die Ergebnisse umstritten. Laut dem
Bericht wurde keine der von der UN gesammelten Umweltproben positiv auf Sarin
getestet, während alle biomedizinischen Proben, die von betroffenen Menschen
genommen wurden, positiv waren. Oksana Boyko, Journalistin von Russia Today,
hat mit Angela Kane gesprochen, der UN-Repräsentantin für
Abrüstungsangelegenheiten, die gerade aus Damaskus zurückgekehrt ist.
„Wenn man den Bericht liest,
dann besagt dieser, dass Sarin eingesetzt wurde. Er beinhaltet aber auch, dass
in den Umweltproben, die dort genommen wurden, kein Sarin gefunden wurde. Das
bedeutet aber nicht, dass Sarin nicht eingesetzt wurde“, sagte Kane. „Es war in
menschlichen Proben. Wenn sie mehr Zeit gehabt hätten, hätten sie verschiedene
Proben gefunden. Sie haben eine begrenzte Sammlung vorgenommen, aber die
Sammlung war schlüssig. Ich denke, es war sehr umfangreich, daher haben wir
alle diese Proben mit der syrischen Regierung geteilt.“ Gleichzeitig wurden
Bedenken geäußert, dass Augenzeugen, mit denen das UN-Team gesprochen hatte,
von der Opposition aus verschiedenen Regionen dorthin gebrocht worden seien und
gar nicht in der Ghuta wohnen. Kane sagte dazu: „Ich denke, es ist nicht
möglich zu sagen ´Wir haben sie alle aus einem anderen Gebiet hergebracht.`
Meiner Meinung nach ist das undenkbar. Sie können natürlich mit dieser Theorie
kommen, aber das bedeutet nicht, dass die Theorie richtig ist.“ Gefragt, ob das
UN-Team eine Untersuchung der Leichen beantragt habe, um mehr Proben zu nehmen,
erwiderte Kane, das hätte es nicht, denn „es gab keine Notwendigkeit, Leichen
zu exhumieren“, da die Ergebnisse der lebenden Opfer „viel stärker sind“. „Tote
Körper können nichts erzählen. Die Leiche kann nicht sagen, wie die Person
gestorben ist, wie die Person betroffen war, wie die Person gelitten hat. Eine
lebende Person kann das alles erzählen.“, sagte Kane. Nachdem das UN-Team
Syrien am Montag verlassen hat, trafen Experten der Organisation für das Verbot
chemischer Waffen (OPCW) in dem Land ein. Sie treffen derzeit Vorbereitungen
für die Entwaffnung. Das OPCW-Team wird seine Untersuchungen am 07. Oktober
beginnen.
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