Donnerstag, 19. Dezember 2013

"UN starten Luftbrücke für syrische Kriegsopfer"

"Die ersten Nahrungsmittel erreichen Kurdengebiete im Nordosten Syriens. Die Menschen sehen einem harten Winter entgegen. Die UN bitten die Mitgliedsstaaten um mehr Spenden. Die zahlen nur schleppend.

Nach tagelanger Verzögerung haben die UN eine Luftbrücke für Zehntausende notleidende Bürgerkriegsflüchtlinge in Syriens entlegener kurdischer Region gestartet. Ein Flugzeug mit 40 Tonnen Mehl, Nudeln, Zucker, Salz, Speiseöl und anderen Lebensmitteln sei am Sonntag in der Stadt Kamischli eingetroffen, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Sonntagabend in Genf mit.
Die Menschen in der unwegsamen Region im Nordosten Syriens litten unter einem extrem harten Winter. Aufgrund des schlechten Wetters hätten UN-Hilfsorganisationen den für Donnerstag angesetzten Beginn der Luftbrücke verschieben müssen. Das vom Welternährungsprogramm gecharterte Flugzeug startete den Angaben zufolge in Erbil, Irak. Weitere elf Flüge mit Lebensmitteln sollen in den nächsten Tagen folgen, um 30.000 Bürgerkriegsopfer einen Monat lang zu versorgen.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR will mit zwölf Flügen winterfeste Decken, Planen, Schlafsäcke und Kanister aus einem Depot in Erbil in Syriens kurdische Region transportieren. Die Hilfsgüter sollten an 60.000 Menschen verteilt werden, erklärte das UNHCR. Auch das Kinderhilfswerk Unicef werde mit einem Flugzeug Hilfsgüter liefern.

Neuer Hilfsappell

Die Empfänger waren vor der Gewalt in Syrien in den nordöstlichen Teil des Landes geflohen. Es handele sich um die erste Luftbrücke mit Hilfsgütern aus Irak nach Syrien, erklärte das UNHCR. Syriens Regierung und die irakischen Behörden hätten die Erlaubnis für die Transporte gegeben.
Ursprünglich wollte das UNHCR Lastkraftwagen für die Lieferung einsetzen. Der Plan sei jedoch wegen der gefährlichen Sicherheitslage verworfen worden. Millionen Menschen sind vor dem 2011 begonnenen Bürgerkrieg zwischen dem Assad-Regime und Rebellengruppen auf der Flucht. Weit mehr als 100.000 Menschen wurden getötet.
Die Vereinten Nationen richteten nun auch einen weiteren Nothilfe-Appell an ihre Mitgliedsstaaten. Eine Summe von etwa 4,7 Milliarden Euro sei nötig, so die UN. Es ist die bisher größte Anfrage dieser Art. Vor einigen Monaten hatten die UN um etwa 3,2 Milliarden Euro gebeten. Davon seien bisher aber nur 62 Prozent überwiesen worden. "Die syrischen Flüchtlinge fragen mich: 'Warum hat die Welt uns vergessen?'", so zitiert die BBC die UN-Flüchtlingskommissarin Valerie Amos. "Die Welt sollte sich wirklich zusammensetzen und verstehen, was den Syrern da geschieht."

Mehr als sieben Millionen Syrer brauchen Hilfe

Mehr als sieben Millionen Syrer werden 2014 nach Schätzungen der UN als Flüchtlinge von Nothilfe abhängig sein – in Syrien selbst oder im Ausland. Fast drei Millionen von ihnen müssten in Nachländern versorgt werden, teilten die Vereinten Nationen am Montag in Genf mit. Hinzu kämen Millionen von Menschen, die wegen des anhaltenden Bürgerkrieges in Syrien in ihren Heimatorten mit Lebensmittelspenden unterstützt werden müssten.
Auch 36 private und kirchliche Hilfswerke forderten die Staatengemeinschaft dringend zu einer Aufstockung der Syrien-Hilfe auf. Der Wintereinbruch habe die Not der Menschen in Syrien und der Flüchtlinge in den Nachbarländern verschärft, erklärten die Hilfsorganisationen in Berlin, darunter CARE, Oxfam, Save the Children und World Vision.
Die syrischen Flüchtlinge im Libanon, in Jordanien, der Türkei, im Irak und Ägypten kämpften ums Überleben. Die meisten hätten alle Ersparnisse aufgebraucht, heißt es in dem Appell. Steigende Mieten, Arzt- und Lebensmittelkosten trieben die Familien in Schulden. Knapp 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge leben den Angaben zufolge in Städten und die Lebenshaltungskosten steigen stetig an. Neben der akuten Nothilfe seien auch längerfristige Gesundheits- und Bildungsprogramme für die Flüchtlinge und die Gastländern nötig."



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