"Im Syrien-Konflikt zeichnet sich eine interessante Wende ab, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.
Hunderte Rebellen nutzen die von den Behörden versprochene Amnestie
und haben ihre Waffen niedergelegt. Sollte daraus ein Trend werden,
könnte man von einem wichtigen psychologischen Sieg des syrischen
Machthabers Baschar al-Assad sprechen.
Der vor kurzem zum Minister für nationale Aussöhnung ernannte Ali
Haidar, einer der Gemäßigten aus Assads Machtzirkel, hatte den
Aufständischen eine Amnestie angeboten.
Wie die britische Zeitung „The Telegraph“ berichtete, haben unter
anderem 180 ehemalige Polizisten von dem Angebot Gebrauch gemacht. Sie
hatten sich der Opposition angeschlossen, jetzt aber die Waffen
niedergelegt und den Rückweg in die von den Regierungstruppen
kontrollierten Gebiete angetreten.
„Als wir uns der Revolution angeschlossen haben, wollten wir für
unsere Rechte kämpfen“, äußerte der frühere Oppositionskämpfer Ziad Abu
Dschabal. „Jetzt aber sehen wir die Zerstörungen und sehen mit eigenen
Augen, wie gewalttätig die Dschihadisten sind, und streben lieber eine
Einigung mit der Regierung an.“
Ähnlich äußerte sich auch der Ex-Rebell Mohammed aus der Stadt
ar-Raqqa im Norden des Landes: „Ich habe für die Revolution gekämpft,
aber jetzt sind die Ideale, für die wir gekämpft haben, verloren
gegangen. Meine Stadt wurde von Extremisten erobert, und das Leben dort
wurde zu gefährlich. Meine Familie musste in ein Gebiet umziehen, das
von der Regierung kontrolliert wird. Assad ist zwar schrecklich, aber
die Kräfte, die ihn ablösen könnten, sind noch schlimmer.“
Experten sehen jedoch noch keine Anzeichen für einen Massenüberlauf
der Oppositionellen zu den Assad-Truppen. Hunderte übergelaufene Kämpfer
seien mit der Gesamtzahl der Rebellen nicht zu vergleichen, die auf 50
000 bis 100 000 geschätzt wird. Aus psychologischer Sicht sei das aber
ein wichtiger Präzedenzfall.
Sollte die Integration der von der Front zurückgekehrten
Oppositionskämpfer erfolgreich verlaufen, könnten ihrem Beispiel
Hunderte Gleichgesinnte folgen, besonders wenn man die jüngsten Erfolge
der Assad-Truppen und die wachsende Zahl von ausländischen Islamisten in
Syrien bedenkt.
Viele Syrer, die früher gegen Assad und für mehr Demokratie, aber
nicht für die Islamisierung des Landes gekämpft haben, fürchten einen
Religionskrieg zwischen Sunniten und Schiiten. Im Vergleich zum
Terrornetzwerk al-Qaida ist das grausame, aber säkulare Assad-Regime
immerhin das kleinere Übel."
Quelle: http://de.rian.ru/zeitungen/20130725/266546796.html
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