Die Regierung in Ankara hat
den Abschuss eines syrischen Hubschraubers durch Kampfflugzeuge der
türkischen Luftwaffe bekanntgegeben. Der Helikopter habe den Luftraum
der Türkei verletzt, sagt der stellvertretende Ministerpräsident Bülent
Arinc. Daraufhin hätten Abfangjäger, die von der Luftwaffenbasis in
Malatya aufgestiegen seien, Raketen abgefeuert und den Helikopter
abgeschossen.
Nach einem
Bericht der Dogan-Nachrichtenagentur konnten die Piloten zunächst
abspringen, sie seien aber danach von syrischen Rebellen umgebracht
worden, und türkisches Militärpersonal sei dann "in das Gebiet gebracht
worden". Demzufolge landeten die Piloten auf syrischem Gebiet, das von
zumeist islamistischen Rebellen kontrolliert wird, die teilweise von der
Türkei unterstützt werden.
Die Regierung in
Ankara bestätigte, dass der Helikopter auf syrischem Gebiet
niedergegangen sei – unklar ist, ob er auch dort auch abgeschossen
wurde. Ob er türkischen Luftraum verletzt habe, konnte bislang nicht von
unabhängiger Seite bestätigt werden.
Verwirrung um Abschuss eines weiteren Helikopters
Für Verwirrung sorgte eine
Meldung der Cihan-Nachrichtenagentur, wonach syrische Rebellen in
derselben Region einen Hubschrauber abgeschossen und die beiden Piloten
erschossen hätten. Es blieb zunächst unklar, ob es sich um denselben
oder einen anderen Hubschrauber handelte. Auch war nicht klar, ob die
syrische Maschine, wie Arinc sagte, "zwei Kilometer lang" den türkischen
Luftraum verletzte, also zeitlich so lange, wie der Hubschrauber
bräuchte, um 2000 Meter zurückzulegen, oder ob er "zwei Kilometer tief"
auf türkisches Gebiet vordrang, wie manche Medien berichteten.
In dem Fall wäre
schwer zu erklären, wieso er auf syrischem Gebiet abstürzte. Nach
Angaben des türkischen Generalstabs wurde die Maschine 1000 Meter
innerhalb des türkischen Luftraums getroffen, stürzte aber auf syrischem
Gebiet ab.
Arinc sagte, die Piloten seien mehrfach vergeblich aufgefordert worden, abzudrehen. Erst danach habe man auf sie gefeuert.
Abschuss hat eventuell politischen Hintergrund
Hochsymbolisch
wirkte die Angabe der Regierung, die türkischen Kampfflugzeuge seien vom
Luftwaffenstützpunkt Malatya aufgestiegen. Von dort war vor einem Jahr
auch ein türkischer Kampfjet aufgestiegen, der dann von der syrischen
Luftabwehr abgeschossen wurde, nachdem er nachgewiesener Weise den
syrischen Luftraum verletzt hatte. Damals hatte die Türkei wochenlang
versucht, daraus eine internationale Krise zu machen – unter
Einbeziehung der Nato.
Gareth Jenkins,
wohl der anerkannteste Experte zur türkischen Sicherheitspolitik, hält
es nicht für ausgeschlossen, dass der jetzige Zwischenfall einen
politischen Hintergrund hat, und dass die Türkei den Helikopter
möglicherweise doch über syrischem Gebiet abschoss, um daraus
politisches Kapital zu schlagen.
Die Türkei
drängt seit langem und vehementer als sonst irgend ein Land auf eine
militärische Intervention in Syrien. Ein solcher Militärschlag – durch
die USA - schien in den letzten Wochen schon fast sicher, ist aber
inzwischen wieder fraglich, nachdem der syrische Diktator Baschir
al-Assad zugesagt hat, sein Chemiewaffen-Arsenal unter internationale
Kontrolle zu stellen.
Im Zuge der
hektischen diplomatischen Winkelzüge, die zu dieser neuen Lage führten,
spielte die Türkei keinerlei Rolle und schien mit ihrer einseitigen
Fixierung auf Waffengewalt international am Ende etwas marginalisiert.
Türkei: Syrien "bestraft"
Der Abschuss
just zu diesem Zeitpunkt scheint geeignet, die regionale Bedeutung und
den Führungsanspruch Ankaras wieder zu unterstreichen. Die mediale
Ausschlachtung auf höchster Ebene durch zunächst Arinc, und dann wenig
später Außenminister Ahmet Davutoglu, deutete auf gute Koordination hin.
Davutoglu klang fast kriegerisch, als er verkündete, niemals werde sich
fortan ein Land erfrechen, den türkischen Luftraum zu verletzten. Die
Türkei habe Syrien "bestraft".
All das trägt
dazu bei, die Spannungen zu erhöhen, zumal am selben Tag der UN-Bericht
zum syrischen Giftgasangriff vom 21. August publik wurde. Um genau zu
sein, der Abschuss erfolgte zehn Minuten vor der Bekanntgabe des
UN-Berichts.
Der kommt zu
dem Schluss, dass bei dem Giftgas-Massaker an syrischen Zivilisten
Boden-Boden-Raketen verwendet wurden. Im Klartext heißt das wohl, dass
das syrische Regime der wahrscheinliche Täter ist.
Dies und der
Hubschrauber-Abschuss sorgen nun wieder für eine Atmosphäre, in der ein
Militärschlag in aller Munde ist. Genau das scheint die Türkei auch
erreichen zu wollen: Davutoglu sagte neben seinen Äußerungen zum
Luftkampf auch, dass eine monatelange Prozedur, um syrische C-Waffen
unter internationale Aufsicht zu bringen, vom Regime in Damaskus
missbraucht werden würde."
Ich betrachte den Abschuss schon als Provokation.
AntwortenLöschenDie Syrische Regierung hat kein Interesse an einer Provokation. Wohl aber die Gegner. Es lässt sich sicher nicht ausschließen das der Hubschrauber auch gestohlen war oder?