"In einem eindringlichen Memorandum an US-Präsident Barack Obama haben am
Wochenende zwölf ehemalige Angehörige der Streitkräfte und
verschiedener Geheimdienste der USA davor gewarnt, daß dieser mit
gezielten Falschmeldungen in eine Falle gelockt werden könnte. Die
Autoren kritisieren insbesondere CIA-Direktor John Brennan, der »in
einer Art, wie es vor dem Irak-Krieg (gemacht wurde), den Kongreß, die
Medien, die Öffentlichkeit – und möglicherweise sogar Sie betrügt«.
Sowohl Brennan als auch der Direktor der Nationalen Sicherheitssagentur
(NSA), James Clapper, hätten »null Glaubwürdigkeit«, so die Autoren.
Verschiedene Quellen der syrischen Opposition deuteten darauf hin, daß
der Einsatz chemischer Substanzen am 21. August eine »geplante
Provokation der syrischen Opposition und ihrer saudischen und türkischen
Unterstützer« gewesen sei, um die USA in den Krieg zu ziehen.
Verwiesen wird in dem Schreiben an Obama zudem auf ein Treffen Mitte
August in einer türkischen Kaserne in Antakiya (Provinz Hatay), die der
»Freien Syrischen Armee« (FSA) heute als Kommandozentrale diene. An dem
hätten FSA-Militärs sowie Geheimdienstoffiziere aus Katar, der Türkei
und den USA teilgenommen. Aus Istanbul angereiste oppositionelle
Kommandeure hätten darüber informiert, daß eine »den Krieg verändernde
Entwicklung« unmittelbar bevorstünde und zu einer Bombardierung Syriens
durch die USA führen werde. Die Führer der Opposition seien angewiesen
worden, sich darauf vorzubereiten, die US-Angriffe zu nutzen, um in
Damaskus einzumarschieren und die Regierung Assads zu stürzen, heißt es
weiter in dem Memorandum.
Die Armee- und Geheimdienstveteranen – darunter Thomas Drake (NSA),
Philip Giraldi (CIA), Patrick Lang (DIA) und die frühere Mitarbeiterin
im State Departement, Ann Wright, – warnen außerdem davor, daß es
möglicherweise einen »Angriff unter falscher Flagge durch eine
interessierte Partei« auf eines der US-Kriegsschiffe im östlichen
Mittelmeer geben könne, um eine Ausweitung eines US-Angriffes auf Syrien
oder auch den Iran zu bewirken. Indirekt werden Zionisten als diese
»interessierte Partei« bezeichnet, denn die Autoren verweisen auf eine
Äußerung des neuen iranischen Außenministers Javid Zarif. »Die
Syrien-Krise ist eine Falle der zionistischen Lobbygruppen für die
Vereinigten Staaten«, hatte dieser im iranischen Nachrichtensender Press
TV erklärt. »Tatsächlich könnte er nicht weit danebenliegen«, schreiben
die Autoren. Und: Die Frage sei nicht »ob«, sondern »wo und wann« es zu
Vergeltungsschlägen kommen werde, sollten die USA Syrien angreifen. Die
Autoren verweisen auf das Jahr 1983 in Beirut. Damals waren nach einem
Angriff von US-Kriegsschiffen auf den Libanon mehr als 400 amerikanische
und französische Soldaten, Sondereinheiten und Botschaftsangehörige bei
drei Anschlägen getötet worden.
Bereits Ende August hatten 13 frühere hochrangige Mitarbeiter der
US-Regierung in einem offenen Brief den Oberkommandierenden der
US-Streitkräfte, General Martin Dempsey, aufgefordert, den Dienst zu
quittieren, sollte er den »illegalen Befehl« zum Angriff auf Syrien
erhalten. Dabei zitierten sie aus einem Brief von Dempsey an Senator
Carl Levin (19.7.2013), in dem es hieß: »Die Entscheidung, Gewalt
anzuwenden, fällt keinem von uns leicht. Es ist nichts Geringeres als
ein Akt des Krieges.«
In Deutschland machen derweil der Bundesnachrichtendienst und Bild
Stimmung für den Angriff. Wie die Springer-Zeitung am Sonntag unter
Berufung auf den BND berichtete, soll ein Spionageschiff der
Bundesmarine im östlichen Mittelmeerraum monatelang Funkgespräche
syrischer Armeekommandeure abgehört haben. Die Militärs sollen demnach
wiederholt von Präsident Baschar Al-Assad die Zustimmung zu einem
Giftgaseinsatz gefordert haben, die dieser aber verweigert habe. Der BND
schlußfolgerte demnach daraus immerhin, daß nicht der syrische
Präsident Assad selbst den Einsatz von chemischen Substanzen am 21.
August in östlichen Vororten von Damaskus angeordnet hat, wie es von
Teilen der syrischen Opposition, von den USA, Frankreich und auch von
der Bundesregierung mehrfach behauptet worden war.
Zur Erinnerung: Der BND arbeitet eng mit dem israelischen Mossad
zusammen, der sogenannte Trojaner einsetzt, um andere Geheimdienste
irrezuleiten. Der frühere Mossad-Agent Victor Ostrovsky beschrieb die
Methode ausführlich in seinem 1994 erschienenen Buch »Die Geheimakte
Mossad«. Danach wird ein Kommunikationsapparat im Feindesland
installiert, der als Relaisstation für Mitteilungen fungiert, die von
der Desinformationsabteilung des Mossad verschlüsselt ausgesendet wird.
Die Meldung kann nur von dem Kommunikationsgerät aufgefangen werden, das
diese Nachricht später auf einer anderen, offiziellen Frequenz im
Feindesland ausstrahlt. – Die kann dann wiederum von anderen
Geheimdiensten aufgefangen werden. Im März 2013 waren auf einer kleinen
Insel vor dem syrischen Hafen Tartus israelische Beobachtungs- und
Abhöranlagen entdeckt worden, die unter einem künstlichen Felsen
versteckt worden waren."
Quelle: http://www.jungewelt.de/2013/09-09/045.php
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