Sonntag, 8. September 2013

"USA – "Unwiderlegbare Beweise" gegen Assad fehlen"

"Die USA wollen Syriens Regime mit einem Militärschlag für den Einsatz von Giftgas bestrafen. Obamas Stabschef gestand ein, dass eindeutige Beweise dafür fehlten. Nötig sei "gesunder Menschenverstand".

Die US-Regierung hat nach den Worten des Stabschefs des Weißen Hauses, Denis McDonough, keine "unwiderlegbaren, über jeden Zweifel erhabene Beweise" für einen Giftgaseinsatz der syrischen Regierungstruppen.
Ein "Test des gesunden Menschenverstandes" diktiere aber die Gewissheit, dass die syrische Regierung für einen Chemiewaffeneinsatz im vergangenen Monat verantwortlich sei, auf den Präsident Barack Obama mit einem mehrtägigen Militärschlag reagieren will.
"Das ist kein Gerichtshof", sagte McDonough in Interviews auf fünf großen US-Fernsehnetzen. "Geheimdienstarbeit funktioniert nicht so". McDonough forderte ein "gezieltes, begrenztes folgerichtiges Vorgehen", um den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad davon abzuhalten, erneut Chemiewaffen einzusetzen.
Unter Berufung auf ihre Geheimdienste hat die US-Regierung erklärt, bei einem syrischen Einsatz des Giftgases Sarin seien am 21. August in Vororten von Damaskus 1429 Menschen getötet worden, unter ihnen 426 Kinder.

Assad bestreitet erneut seine Schuld

Obama will am Montag in sechs Fernsehinterviews die US-Öffentlichkeit von seiner Einschätzung überzeugen, dass Assad Chemiewaffen gegen seine eigene Bevölkerung eingesetzt habe und dafür zur Rechenschaft gezogen werden müsse.
Am Dienstag wendet er sich in einer Fernsehansprache an die Nation. Der US-Kongress berät ab diesem Montag in seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause über einen Militäreinsatz in Syrien. Am Mittwoch soll es im Senat eine erste Abstimmung über einen begrenzten Militärschlag der USA geben. Eine Abstimmung im Repräsentantenhaus wird in der darauffolgenden Woche – also nach dem 16. September – erwartet.
Besonders im Repräsentantenhaus wird großer Widerstand gegen die Pläne der Regierung erwartet. Um die Abgeordneten umzustimmen, will die Regierung Obama drastische Videos von den Folgen des Chemiewaffeneinsatzes präsentieren.
Syriens Präsident Assad sagte in einem Interview am Sonntag erneut, es gebe keine schlüssigen Beweise dafür, wer das Giftgas eingesetzt habe. Assad legte in dem Interview mit dem US-Journalisten Charlie Rose nahe, Aufständische hätten chemische Kampfstoffe eingesetzt. US-Außenminister John Kerry sagte dazu vor Journalisten: "Die Beweislage spricht für sich selbst."

Entführte Ausländer wieder frei

Zwei seit Anfang April in Syrien entführte westliche Ausländer sind wieder frei. Der italienische Journalist Domenico Quirico sowie der belgische Lehrer und Autor Pierre Piccinin da Prata seien freigelassen worden und auf dem Weg nach Italien, teilte Ministerpräsident Enrico Letta in Rom mit.
Die Bemühungen der vergangenen Monate seien letztendlich von Erfolg gekrönt worden. Wer die beiden Männer, die offenbar zusammen unterwegs waren, entführte, blieb zunächst unklar.
Im April waren vier weitere italienische Journalisten entführt worden. Sie kamen nach knapp einem Monat wieder frei.

Israel bringt Raketenabwehr in Stellung

Das israelische Militär brachte indes ein Raketenabwehrsystem am Stadtrand von Jerusalem in Stellung. Die Nachrichtenagentur AP machte am Sonntag Videoaufnahmen von der Raketen-Batterie des Systems Iron Dome. Die Streitkräfte lehnten eine Stellungnahme ab.
Die israelische Führung ist angesichts der Entwicklung des Bürgerkriegs im benachbarten Syrien besorgt. Die Regierung befürchtet, das syrische Militär oder eine mit ihm verbündete Gruppe wie die libanesische Hisbollah-Miliz könnten Israel mit Raketen angreifen, sollten die USA einen Militärschlag starten.
In den vergangenen Wochen hat die israelische Armee daher bereits Vorbereitungen getroffen und Flugabwehrraketen in Stellung gebracht, Reservisten mobilisiert und Gasmasken an die Bürger verteilt. Mit "Iron Dome" hat Israel bislang Hunderte aus dem Gazastreifen abgefeuerte Raketen abgefangen."


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