US-Präsident Barack Obama ist offenbar auch zu einem militärischen Alleingang in Syrien bereit. Die "New York Times"
berichtete am Donnerstag auf ihrer Internetseite unter Berufung auf
US-Regierungskreise, dass Obama mit einem möglichen Militäreinsatz nicht
auf Großbritannien warten werde. Das Parlament in London sperrte sich
am Donnerstagabend gegen eine militärische Intervention in Syrien,
Premierminister David Cameron musste eine Niederlage hinnehmen.
Mit 285 zu 272
Stimmen lehnte das Unterhaus im Prinzip militärische Schritte ab. Auf
Druck der Labour-Opposition und auch aus den eigenen Reihen hatte der
Regierungschef die Abstimmungsvorlage zuvor deutlich abmildern müssen.
Eine weitere Vorlage von Labour, die eine "Road Map" für das weitere
Vorgehen vorgab, wurde auch abgelehnt. Verteidigungsminister Philip
Hammond zufolge werde Großbritannien nicht an einem Militärschlag
teilnehmen. Damit werde man die USA enttäuschen. Vermutlich werde es
trotzdem einen Angriff geben, sagte er dem Sender BBC.
Die "New York
Times" berichtete weiter, dass Obamas Regierung die ihr vorliegenden
Beweise gegen die syrische Führung um Staatschef Baschar al-Assad
bezüglich der Chemiewaffeneinsätze für ausreichend erachte. Zwar hätten
die US-Geheimdienste Assad nicht direkt in Verbindung mit dem
Giftgasangriff bringen können. Doch es gebe keine Zweifel, dass seine
Streitkräfte die Chemiewaffen eingesetzt hätten, schrieb die Zeitung
unter Berufung auf Regierungskreise. Die Beweise würden einen begrenzten
Militärschlag rechtfertigen, um die syrische Führung von einem erneuten
Giftgaseinsatz abzuhalten.
Noch keine Entscheidung über Militäreinsatz
Die US-Regierung stützt sich
den Angaben zufolge vor allem auf ein abgehörtes Telefonat eines
syrischen Befehlshabers. Daraus gehe hervor, dass die Giftgasattacke
offenbar zerstörerischer gewesen sei als geplant. "Es hört sich an, als
ob es ein kleiner Einsatz war, der außer Kontrolle geraten ist",
zitierte die "New York Times" einen Geheimdienstvertreter.
Obamas Regierung
wollte die Beweise am Donnerstagabend führenden Politikern im
Kongresses präsentieren. Da das Parlament noch bis zum 9. September in
der Sommerpause ist, sollte dies in einer Telefonkonferenz geschehen.
Nach Angaben des Weißen Hauses sollten Verteidigungsminister Chuck
Hagel, Obamas Sicherheitsberaterin Susan Rice, Geheimdienstkoordinator
James Clapper sowie der stellvertretende Generalstabschef James "Sandy"
Winnefeld die Situation in Syrien erläutern. Bis zum Ende der Woche will
die US-Regierung auch die Öffentlichkeit informieren.
Das Weiße Haus
betonte am Donnerstag erneut, dass Obama noch keine Entscheidung über
einen Militäreinsatz getroffen habe. Sprecher Josh Earnest deutete aber
ebenfalls an, dass die USA auch allein handeln könnten. Der Präsident
sei in erster Linie den US-Bürgern verantwortlich, sagte er. Die
Sprecherin des US-Außenministeriums, Marie Harf, erklärte: "Wir treffen
unsere eigenen Entscheidungen in unserem eigenen Zeitrahmen.""
[Anmerkung: Hervorhebung vom Inhaber der Blocks]
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