Der Reporter Peter Steinbach berichtet in der Tageszeitung Die Welt (Ausgabe vom 20.9.) über einen Besuch in Baba Amr. Nur etwa 20 Prozent der vormals insgesamt 30.000 Einwohner, schreibt er, sind bisher zurückgekehrt. Aber es herrscht Ruhe. "Kinder spielen wieder auf den Straßen, vielerorts sind Reparaturarbeiten im Gange", heißt es in der Reportage. Steinbach konnte beobachten, wie vor dem Lager der staatlichen "Verbraucherbehörde" Grundnahrungsmittel wie Reis, Zucker und Mehl weit unter dem Marktpreis an die Bevölkerung verkauft werden.
Die Bürger Baba Amrs, die Steinbach befragte, machen die Rebellen für die Gewalt gegen Zivilisten und die Zerstörung ihres Wohnviertels verantwortlich. Die syrische Armee betrachteten sie dagegen als Retter. Bei einer Rundfahrt durch die bewohnten Viertel des Stadtteils hätten die Bewohner den Soldaten freundlich zugewinkt, und insgesamt habe das Alltagsleben den Eindruck vermittelt, als wäre der Bürgerkrieg schon vorbei.
Ahmed Mounir Mohammed, der Gouverneur von Homs, berichtet Steinbach, treffe sich regelmäßig mit Bürgern, um sich ihre Belange anzuhören. Auch abends sei er auf den Straßen unterwegs, um sich selbst ein Bild von der Lage in der Stadt zu machen und sich den Fragen und Bitten der Einwohner zu stellen. Er sei überzeugt, dass die Krise bald überwunden werden könne.
Diese
Überzeugung werde auch von Scheich Habib al-Fendi geteilt, dem Sprecher
des nationalen Koordinationsbüros für Versöhnung, das über 2000
Mitglieder aus allen Reihen der Gesellschaft hat. Seit Anfang dieses
Jahres wird von dieser Organisation versucht, vom Kampf erschöpfte
Rebellen von "einem Weg zurück in die Gesellschaft" zu überzeugen.
Obwohl Steinbach Distanz wahrt und
auch die Situation und Argumente der Gegenseite einbezieht,
konterkariert seine Reportage in eindrucksvoller Weise die gängige
westliche Medienberichterstattung. Deshalb wäre ihr eine weite
Verbreitung und insbesondere Beachtung durch die "Freunde Syriens" zu
wünschen."
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