"Die vornehme Erscheinung, der sanfte Tonfall täuschen über sein wahres
Gesicht hinweg. Der 26-jährige Raschid ist der personifizierte Alptraum
arabischer Regierungen: Als Dschihadist trainierte und kämpfte er 60
Tage lang mit anderen islamistischen Hardlinern in Syrien gegen das
Regime von Präsident Baschar al-Assad. Jetzt kehrte er nach Jordanien
zurück - lebendig, aber enttäuscht.
«Ich träumte vom Heiligen
Krieg», sagt Raschid, der in einem palästinensischen Flüchtlingslager am
Rande der Hauptstadt Amman lebt. «Doch in Syrien musste ich
feststellen, dass die Menschen nicht nach den Grundsätzen der Scharia
kämpften - dem islamischen Recht.» So beschloss der gelernte Apotheker:
«Den Heiligen Krieg kann ich am besten zu Hause verbreiten.»
Arabische
Staaten haben die Einmischung ausländischer Gotteskrieger im
Syrienkonflikt bislang stillschweigend geduldet - ging es doch um den
Sturz des verhassten Machthabers Assad. In den Krieg sollen die
islamistischen Fanatiker also ziehen - nur zurückkehren lieber nicht.
Beobachter berichten, dass die Heimkehr von inzwischen kampferprobten
Fundamentalisten den arabischen Ländern zunehmend Sorge bereitet.
Wie
viele Dschihadisten in den Reihen der syrischen Opposition kämpfen, ist
unklar. Jordanische Islamisten behaupten, sie hätten 200 Krieger ins
Nachbarland entsandt - ihr Ziel seien 2000. Im Irak warnten Behörden,
dass Hunderte «bewaffnete Terroristen» die Grenze nach Syrien passiert
hätten. Die Gotteskrieger sollen zwischen 18 und 25 Jahre alt sein. In
Syrien wollen die jungen Männer - die aufgrund ihres geringen Alters die
Kriege in Afghanistan und im Irak verpasst haben - Kampferfahrung
sammeln, heißt es. ...
Raschid jedenfalls ist sich sicher: «Syrien mag das Ende für Baschar al-Assad sein, für uns ist es erst der Anfang.»"
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